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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Seltene Differentialdiagnose mit fulminantem Verlauf nach Anlage eines zentralen Venenkatheters: Nekrotisierende Fasziitis der Schulterregion

Meeting Abstract

  • Nico Leibig - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Ludwigshafen, Deutschland
  • Christoph Hirche - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Ludwigshafen, Deutschland
  • Volker J. Schmidt - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Ludwigshafen, Deutschland
  • Amir Khosrow Bigdeli - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Ludwigshafen, Deutschland
  • Thomas Kremer - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Ludwigshafen, Deutschland
  • Ulrich Kneser - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Ludwigshafen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch359

doi: 10.3205/15dgch359, urn:nbn:de:0183-15dgch3596

Published: April 24, 2015

© 2015 Leibig et al.
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Text

Einleitung: Die Nekrotisierenende Fasziitis (NF) ist eine seltene aber schwerwiegende Entzündung der Weichteile. Die Inzidenz wird mit 0,4 pro 100.000 Einwohner angegeben. Die Ursachen für NF sind vielfältig. So kann diese nach einer penetrierenden oder auch stumpfen Verletzung, Operationen, Ulcera oder z.B. eingeklemmten Hernien auftreten. Dies ist der erste in der Literatur veröffentlichte Fall, bei dem eine NF nach Anlage eines zentralen Venenkatheters (ZVK) auftrat.

Material und Methoden: Fallvorstellung

Ergebnisse: Ein 71-jähriger Mann zog sich nach einem synkopalen Sturz eine Hyperextensionsfraktur der Halswirbelkörper 4/5 mit ventraler Zerreißung bei vorbestehendem M. Forestier zu (Tag 1). Am Folgetag wurde der Bruch osteosynthetisch versorgt (Tag 2). Da der Patient am ersten postoperativen Tag eine respiratorische Insuffizienz aufwies, musste er re-intubiert werden. Es erfolgte eine ZVK-Anlage im Bereich der rechten V. subclavia (Tag 3). Bei dem zwischenzeitlich kreislaufinstabilen und katecholaminpflichtigen Patienten zeigte sich am neunten postoperativen Tag eine Rötung und Schwellung an der ZVK-Eintrittsstelle des noch immer intubierten und beatmeten Patienten (Tag 11). Dies wurde initial als Paravasat interpretiert. An Tag 12 wurde bei foudroyant zunehmender Rötung der V.a. eine NF gestellt und ein radikales Debridement mit Teilresektion des M. deltoideus, M. pectoralis und der Rotatorenmanschette durchgeführt. Eine second look Operation erfolgte an Tag 14 mit Osteotomie der Klavikula um einen Sekretablauf zu gewährleisten (Bild 1). Als Erreger konnte Klebsiella oxytoca in Wundabstrich und Blutkultur isoliert werden. Die freiliegenden knöchernen Strukturen, sowie die subklavikulären Gefäße wurden an Tag 26 mittels einer freien myokutaner Vastus lateralis Lappenplastik und Spalthauttransplantation gedeckt (Bild 2). Im weiteren Verlauf stabilisierte sich der Patient kardial. Jedoch scheiterten mehrere Extubationsversuche wegen einer critical-illness Polyneuropathie, weshalb der Patient an ein nahgelegenes Weaning-Zentrum verlegt wurde.

Schlussfolgerung: ZVKs lösen über 90% aller katheterassoziierten Infektionen aus, dabei gilt die V. subclavia aus infektiologischer Sicht als die zu präferierende Einstichstelle. Dennoch kann auch hier eine schwerwiegende Infektion wie eine NF auftreten. Dieser Fallbericht beschreibt zum ersten Mal in der Literatur eine NF nach Anlage eines zentral venösen Zugangs. Die NF wird v.a. durch einen übermäßigen Schmerz, bei relativ gering imponierendem klinischem Befund, charakterisiert. Dieses Symptom ist bei einem intubiert und sedierten Patienten nicht zu erheben, weshalb ein besonderes Augenmerk auf die Wundverhältnisse und Gefäßzugänge zu legen ist. Ist die Verdachtsdiagnose einer NF gestellt, ist die unverzügliche Operation mit radikalem Debridement zugleich diagnostisches und therapeutisches Mittel der Wahl.

Abbildung 1 [Abb. 1]