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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Trauma-assoziierte spinale Kavernomblutung mit Ausbildung einer wachsenden epiduralen Hämatomzyste – Falldarstellung und Literatur-Recherche

Meeting Abstract

  • Georg E. J. Fritsch - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Deutschland
  • Christopher Cramer - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Deutschland
  • Menard Moritz - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Deutschland
  • Marc Dreimann - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch357

doi: 10.3205/15dgch357, urn:nbn:de:0183-15dgch3571

Published: April 24, 2015

© 2015 Fritsch et al.
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Text

Einleitung: Klinisch relevante posttraumatische spinale Epiduralhämatome sind selten und in der Regel mit knöchernen Verletzungen assoziiert. Spinale Blutungen vaskulärer Malformationen sind hingegen meist spontaner Ätiologie. Berichte über trauma-assoziierte Blutungen spinaler Kavernome finden sich in der Literatur nicht.

Material und Methoden: 20-jähriger männl. Patient ohne wesentliche Vorerkrankungen. Anfang 2010 wegen passagerer Lumbalgie LWS-MRT ohne pathologischen Befund. Ende Mai 2010 Motorradunfall mit LWS-Trauma, Deckplatteneinbruch LWK5 sowie Querfortsatzfraktur LWK 1 und 2. Nach kurzer stationärer Behandlung Entlassung mit regredienten mäßigen Rückenschmerzen, keine Ischialgien. 3 Wochen später Entwicklung zunächst milder, im Verlauf progredienter Ischialgien mit Ausstrahlung in das linke Bein. Klinisch-neurologisch Bild einer S1-Radikulopathie links mit positivem Lasegue bei 30°. Bragard positiv, keine sensomotorischen Ausfälle. Im LWS-MRT Nachweis einer neu aufgetretenen zystischen Struktur lumbosakral. Bei progredienter Schmerzsymptomatik Verlaufs-MRT der LWS 5 Wochen später mit deutlicher Größenzunahme der Zyste sowie Durakompression. Operation 10 Wochen nach dem Trauma. Intraoperativ komplette Entfernung einer blau-lividen zystische Formation mit liquidem altem Hämatom. Histologisch Nachweis eines pseudozystischen Prozesses mit fibrösen Wandanteilen und alten Hämatomanteilen sowie eines kleinen Kavernoms.

Ergebnisse: Der Verlauf legt einen kausalen Zusammenhang zwischen spinalem Trauma und rezidivierenden Blutungen eines lumbosakralen spinalen epiduralen Kavernoms mit Ausbildung einer wachsenden zystischen Raumforderung nahe. Dafür sprechen ein vor dem Trauma unauffälliges MRT der LWS, ein relevantes lokales LWS-Trauma mit Deckplattenimpression LWK5 und Frakturen der Querfortsätze sowie die in unmittelbarem zeitlichen Zusammenhang rasche Größenzunahme des zystischen Hämatoms innerhalb weniger Wochen posttraumatisch.

In der Literatur findet sich keine analoge Darstellung, diverse Fallberichte schildern chronisch progrediente Verläufe mit zunehmend raumfordernden Kavernomen bei rezidivierenden intraläsionalen Einblutungen oder spontane epidurale Kavernomblutungen mit akuter Klinik. Lediglich Floeth et al. (2009) beschreiben eine spontane intraläsionale Kavernomblutung mit raumfordernder Zyste ohne weitere epidurale Hämatomanteile und akut einsetzender Klinik.

Schlussfolgerung: Eine spinale Kavernomblutung mit progredienter zystischer Raumforderung ist als Folge eines spinalen Traumas bislang nicht beschrieben und kann eine äußerst seltene Differentialdiagnose sekundärer protrahierter Beschwerden und Radikuopathien darstellen.