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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Medizinische Versorgung erkrankter und verletzter Soldaten und Zivilisten in Afghanistan 2014. Ein Erfahrungsbericht

Meeting Abstract

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  • Jasmin Gaab - Medizinische Hochschule Hannover, Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover, Deutschland
  • Christian Willy - Bundeswehrkrankenhaus Berlin, Abt. XIV, Unfallchirurgie, Orthopädie, Gefäßchirurgie, Thoraxchirurgie, Plastische, Hand- und Wieder, Berlin, Deutschland
  • Peter Vogt - Medizinische Hochschule Hannover, Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch352

doi: 10.3205/15dgch352, urn:nbn:de:0183-15dgch3524

Published: April 24, 2015

© 2015 Gaab et al.
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Einleitung: Seit 2001 ist sanitätsdienstliches Personal der deutschen Bundeswehr und anderer NATO-Nationen im Rahmen der International Security Assistance Force (ISAF) in Afghanistan eingesetzt und unterstützt seither neben der notfallmäßigen Versorgung eigener Soldaten auch die medizinische Betreuung von zivilen Mitarbeitern von Nichtregierungsorganisationen (Non-Governmental Organization, NGO) und von einheimischen Patienten. Während im Jahre 2014 die ärztlichen Konsultationen der NATO-Soldaten und nicht-afghanischen Zivilisten weitgehend auf unfallbedingte Verletzungen und akute Erkrankungen zurück zu führen sind, zeigen afghanische Polizisten, Soldaten und auch Zivilisten nach wie vor regelmäßig durch Beschuss und terroristische Anschläge bedingte Explosions- und penetrierende Verwundungen und Verletzungen (Abbildung 1 [Abb. 1]).

Material und Methoden: Es werden die Erfahrungen des zweimonatigen Einsatzes (August/September 2014) der Sanitätseinsatzkompanie im Feldlager Mazar el Sharif ausgewertet.

Ergebnisse: In diesem Erfahrungsbericht wird von verschiedenen Patienten berichtet, die sich im genannten Zeitraum in der Sanitätseinsatzkompanie des deutschen Feldlagers Mazar el Sharif in Behandlung befanden. Neben der Versorgung deutscher und internationaler Soldaten wurde das multinationale medizinische Team vor allem durch das Management von afghanischen Patienten mit akuten Verwundungen und Verletzungen und auch chronischen Erkrankungen vor eine besondere Herausforderung gestellt. Neben sprachlichen Barrieren wurde die Zusammenarbeit durch stetig wechselndes Personal erschwert. Konzepte wie das ATLS-Schockraum-Management und insbesondere regelmäßige Übungen führten jedoch dennoch zu einem sicheren Hand-in-Hand arbeiten. Die Bedeutung einer breit aufgestellten allgemeinchirurgischen Ausbildung der eingesetzten Chirurgen sowie die Wichtigkeit einer neurochirurgischen Expertise wurden durch das breite Spektrum an Verletzungs- und Verwundungsmustern deutlich.

Schlussfolgerung: Die Versorgung von Erkrankten, Verwundeten und Verletzten im Auslandseinsatz in Afghanistan stellt das medizinische Team vor besondere Herausforderungen, mit denen auch in künftigen Auslandseinsätzen der deutschen Bundeswehr zu rechnen ist. Demnach kommt einer breit aufgestellten medizinischen Ausbildung insbesondere von Einsatzchirurgen eine besondere Bedeutung zu. Bei den im Inland nicht oder nur selten anzutreffenden Verletzungsmustern scheint neben bereits bestehenden Rotationen in Länder mit hoher Anzahl an Penetrationsverletzungen wie die Republik Südafrika auch der Einsatz von Simulationsmethoden besonders interessant. Ferner ist bereits in der Vorausbildung eine internationale Zusammenarbeit erstrebenswert, um gemeinsame Handlungsabläufe zu schulen und zu festigen.