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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Der Knochenmann – der chirurgische Albtraum ausgedehnter heterotoper mesenterialer Ossifikationen

Meeting Abstract

  • Tobias Simon Schiergens - Klinikum der Universität München, LMU, Klinik für Allgemeine, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Klinikum Großhadern, München, Deutschland
  • Wolfgang E. Thasler - Klinikum der Universität München, LMU, Klinik für Allgemeine, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Klinikum Großhadern, München, Deutschland
  • Angela Reichelt - Klinikum der Universität München, LMU, Institut für Klinische Radiologie, München, Deutschland
  • Jens Werner - Klinikum der Universität München, LMU, Klinik für Allgemeine, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Klinikum Großhadern, München, Deutschland
  • Markus Rentsch - Klinikum der Universität München, LMU, Klinik für Allgemeine, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Klinikum Großhadern, München, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch351

doi: 10.3205/15dgch351, urn:nbn:de:0183-15dgch3511

Published: April 24, 2015

© 2015 Schiergens et al.
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Text

Einleitung: Heterotope mesenteriale Ossifikationen (HMO) stellen eine überaus seltene Entität mit bislang weniger als 40 weltweit berichteten Fällen dar. Häufig gehen viszeralchirurgische Eingriffe oder abdominelle Traumen voraus, die genaue Ätiologie ist allerdings ungeklärt. Ebenso stellt die Therapie bei jedem Patienten aufgrund der Seltenheit der Erkrankung angesichts der dadurch fehlenden Evidenz einen individuellen Heilversuch dar.

Material und Methoden: Ein 34-jähriger männlicher Patient stellte sich zur Wiederherstellung der Darmkontinuität nach einer Diskontinuitätsresektion bei Kolonperforation vor sechs Monaten vor. Bei unspezifischen abdominellen Beschwerden und unklarem sonographischen Befund wurde präoperativ eine Computertomographie durchgeführt, welche ausgeprägte und sich über das gesamte Mesenterium erstreckende Ossifikationen zeigte, welche sechs Monate zuvor im Rahmen des Notfalleingriffs nicht vorhanden gewesen waren (Abbildung 1 A und B [Abb. 1]). Es erfolgte eine ausgedehnte Adhäsiolyse und eine erfolgreiche Wiederherstellung der Kontinuität nach schrittweiser Entfernung der fuchsbauartig verwundenen, durch das gesamte Mesenterium ziehenden Ossifikationen, wobei mehrere Kilogramm Knochengewebe, teils einige Zentimeter breit, entfernt wurden (Abbildung 1 C [Abb. 1]).

Ergebnisse: Der Patient erholte sich gut, postoperative Komplikationen traten nicht auf. Es wurde eine erfolgreiche postoperative Prophylaxe mit Indomethacin durchgeführt.

Schlussfolgerung: Die Ätiologie und die individuelle Prädisposition für HMO sind unklar. Mögliche Ursachen könnten die Dislokation kleiner Knochenfragmente des Xyphoids und der Symphyse, oder auch die osteogene Differenzierung mesenchymaler Stammzellen in loco sein. Die wenigen in der Literatur verfügbaren Fallberichte deuten auf eine hohe Morbidität bei operativer Sanierung hin. Nicht-steroideale Antirheumatika wie Indomethacin könnten in a- oder oligosymptomatischen Fällen eine Alternative zur Reduzierung der intraabdominellen Ossifikationen darstellen. Bei ausgeprägten, symptoamtischen Befunden mit Gefahr der Verletzung intraabdomineller Strukturen durch die Knochenfragmente bei Bagatelltraumata ist die chirurgische Sanierung indiziert.