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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Eine außergewöhnliche Ursache des penetrierenden Thoraxtraumas: Hydrauliköldurchschuss des linken Lungenoberlappens

Meeting Abstract

  • Sebastian Schaaf - BundeswehrZentralkrankenhaus Koblenz, Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, Koblenz, Deutschland
  • Christof Schreyer - BundeswehrZentralkrankenhaus Koblenz, Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, Koblenz, Deutschland
  • Arnulf Willms - BundeswehrZentralkrankenhaus Koblenz, Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, Koblenz, Deutschland
  • Caroline Weitzel - BundeswehrZentralkrankenhaus Koblenz, Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, Koblenz, Deutschland
  • Robert Schwab - BundeswehrZentralkrankenhaus Koblenz, Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, Koblenz, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch346

doi: 10.3205/15dgch346, urn:nbn:de:0183-15dgch3469

Published: April 24, 2015

© 2015 Schaaf et al.
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Text

Einleitung: Es wurde ein 17-jähriger Patient intubiert, beatmet und kreislaufstabil in den Schockraum eingeliefert. Zuvor kam es im Rahmen der Demontage einer unter hohem Druck stehenden Hydraulikleitung eines Baggers durch den Verunfallten zur Absprengung eines Ventilstücks. Primär zeigte sich eine 4x3 cm große, pentrierende Thoraxverletzung mit Verbrennungen II. Grades links parasternal. Noch am Unfallort wurde eine Thoraxdrainage gelegt, die bis zur Aufnahme nur wenig venöses Blut gefördert hatte. Sämtliche Einzelteile des Ventils konnten am Unfallort asserviert werden, so dass die Verletzung durch das unter hohem Druck stehende Hydrauliköl verursacht wurde. Die CT-Diagnostik zeigte eine sagittal verlaufende perforierende Verletzung des Lungenoberlappens links mit einer tiefreichenden Weichteilverletzung der ventralen Thoraxwand. Das Herz und die großen mediastinalen Gefäße waren unbeeinträchtigt. Ein Fremdkörper konnte auch CT-morphologisch ausgeschlossen werden.

Es wurde die Indikation zur notfallmäßigen Thorakoskopie links und zum Debridement im Bereich der Thoraxwand gestellt. Intrathorakal zeigten sich ein eingetrübter Hämatothorax und relevante Schmutzeinsprengungen mit Weichteilläsionen im Bereich der ventralen Eintrittswunde. Die dorsale Thoraxwand wies lediglich eine pleurale Läsion auf. Im linken Lungenoberlappen bestätigte sich die ventrodorsale Perforationsverletzung mit begleitender relevanter Einblutung, jedoch ohne Anhalt für eine Fistelungen oder aktive Blutung. In der Annahme, dass sich der Lungenoberlappen im Verlauf erholen würde und weil das endgültige Ausmaß der Lappenschädigung durch das Hydrauliköl erst im Verlauf zu beurteilen war, wurden operativ primär eine ausgiebige thorakoskopische Säuberung der Thoraxhöhle und ein Weichteildebridement durchgeführt. Der postoperative Verlauf war unkompliziert, so dass der Patient am 10. Postoperativen Verlauf beschwerdefrei entlassen werden konnte. Eine Erwerbsminderung lag nach Abschluss der Rekonvaleszenz erfreulicherweise nicht vor.

Material und Methoden: Fallbericht und Literaturrecherche.

Ergebnisse: Die Eingabe der Suchbegriffe „high-pressure injection injury“ erbrachte 369 Treffer. Die Mehrzahl publizeirter Reviews und Case Reports behandelt Extremitätenverletzungen sowie vereinzelt okulofaziale Verletzungen. Zwei Fälle zu abdominellen Trauma nach Einwirkung eines Hochdruckreinigers sind dokumentiert. Es konnte kein Fallbericht einer thorakalen Penetrationsverletzung durch Hydrauliköl gefunden werden.

Schlussfolgerung: Penetrierende Verletzung durch unter Hochdruck stehende Flüssigkeiten oder Gase kommen, wie im vorliegenden Fall als Arbeitsunfälle, oder im Heimwerker-Milieu vor. Injektionsverletzungen gemein ist die oft kleine Eintrittswunde mit ausgedehnter darunter liegender Gewebeschädigung.1 Für die Extremitätenverletzungen werden Amputationsraten bis zu 30-40% berichtet.2,3 In einer anderen Studie werden mit bis zu 58% die höchsten Amputationsraten für ölhaltige Farben angegeben.4

Hydraulikkreisläufe in Baumaschinen arbeiten mit Drücken zwischen 30 und 300 bar, wobei sich das Hydrauliköl auf 60-80°C erwärmt. Somit resultiert bei einem Unfall eine thermomechanische Kombinationsverletzung, die einer umgehenden chirurgischen Exploration und Sanierung bedarf, um okkulte Verletzungen und Spätkomplikationen wie tiefe Wundinfektionen und Fremdkörperreaktionen durch das injizierte Material zu verhindern.

Abbildung 1 [Abb. 1]