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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Chirurgisches Management ausgedehnter Weichteilverletzungen im Kindes- und Jugendalter

Meeting Abstract

  • Mike Trück - Universitätskinderklinik, Kinderchirurgie & Kinderurologie, Tübingen, Deutschland
  • Justus Lieber - Universitätskinderklinik, Kinderchirurgie & Kinderurologie, Tübingen, Deutschland
  • Hans-Joachim Kirschner - Universitätskinderklinik, Kinderchirurgie & Kinderurologie, Tübingen, Deutschland
  • Verena Ellerkamp - Universitätskinderklinik, Kinderchirurgie & Kinderurologie, Tübingen, Deutschland
  • Jörg Fuchs - Universitätskinderklinik, Kinderchirurgie & Kinderurologie, Tübingen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch345

doi: 10.3205/15dgch345, urn:nbn:de:0183-15dgch3451

Published: April 24, 2015

© 2015 Trück et al.
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Text

Einleitung: Ausgedehnte Weichteilverletzungen können mit vaskulären, infektiösen sowie dauerhaften funktionellen und ästhetischen Komplikationen assoziiert sein. Sie stellen höchste Anforderungen an Primärbehandlung und Rekonstruktion. Ziel der Studie ist die systematische Analyse des eigenen Patientengutes hinsichtlich Verletzungsart, -schwere und -ursachen sowie Management und Outcome dieser Verletzungen.

Material und Methoden: Retrospektive Datenerhebung aller operativ versorgten Weichteilverletzungen der Jahre 2002-2012 bei Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren. Einfache Weichteilverletzungen und thermische Verletzungen wurden exkludiert.

Ergebnisse: Im Zeitraum von 10 Jahren fanden sich 49 Patienten mit ausgedehnten Weichteilverletzungen (Ø 7 Jahre, range 1–14; J:M = 24:25). In Abhängigkeit der Unfallursachen wurden folgende Gruppen gebildet: lokalisierte Hochrasanztraumata (n=14), Polytraumata mit schwerer Weichteilzerstörung (n=10), Rasenmäherverletzungen (n=4), Pfählungsverletzungen im Genital-/Analbereich (n=10), Quetschverletzungen der Langfinger/Zehen (n=8) und andere (n=3). Gruppenübergreifend wurden 3 Amputationen und 6 Teilamputationen gezählt. In den Gruppen der Poly-/Hochrasanztraumata fanden sich zusätzlich Frakturen von Extremitäten (n=25, alle osteosynthetisch fixiert/stabilisiert) und Becken (n=8). Außerdem wurden Mitverletzungen von Bauchdecke, inneren Genitalien, Harnblase sowie Rektum dokumentiert, die einer chirurgischen Rekonstruktion bedurften. Die Therapie der ausgedehnten Weichteilverletzungen bestand aus einem primären Wundverschluss (n=23) und passageren Weichteildeckungen mittels VAC-Therapie und/oder Epigard (n=24) bzw. Biobrane/Suprathel (n=2). Die angelegten VAC-/Epigard-Verbände mussten durchschnittlich 4,2-mal gewechselt werden, bis ein definitiver Wundverschluss möglich war. Dieser wurde mittels Spalt- oder Vollhaut-Transplantationen (n=15, davon 5 Mehrfachtransplantationen), sekundärem Wundverschluss (n=5), Lappenplastik (n=1) oder einer Kombination (n=3) realisiert. Eröffnete Gelenke (n=5) mussten nach etwaiger Fremdkörperentfernung mehrfach gespült werden bis ein definitiver Wundverschluss möglich war. Infektionen konnten mittels VAC-Therapie und intravenöser Antibiose kontrolliert werden. Der stationäre Aufenthalt war entsprechend der Verletzungsschwere sehr variabel (Ø n=15,3 Tage, range 1-87). Keiner der Patienten verstarb, 5 haben dauerhafte Einschränkungen durch eine Verletzungskomponente bei Polytrauma. Bezüglich der Weichteilverletzung sind alle Patienten zuletzt voll mobilisiert, in der Beweglichkeit milde eingeschränkt (n=6) und/oder mit Prothesen versorgt (n=2).

Schlussfolgerung: Kinder jeden Alters und ohne Geschlechtspräferenz sind betroffen. Das Spektrum der Weichteilverletzungen ist heterogen. Dies betrifft auch die Verletzungsmechanismen. Die Therapieregime sind komplex und erfordern eine mehrgefächerte Kompetenz. Insbesondere die Wundkonditionierung mittels VAC-Therapie hat sich in der Versorgung ausgedehnter Weichteilverletzungen bei Kindern und Jugendlichen voll etabliert. Sie bietet die Grundlage für den definitiven Wundverschluss, reduziert die Notwendigkeit repetitiver Nekrektomien sowie bakterielle Kolonisierungen und hat sich als sichere und effektive Behandlungsmethode erwiesen.