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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Einfluss der CMV-Prophylaxe auf die Infektionsinzidenz und Transplantatfunktion nach Nierentransplantation bei Spender-pos. / Empfänger-pos. Risikokonstellation

Meeting Abstract

  • Jens Peter Hölzen - Herz-Jesu-Krankenhaus Münster/Hiltrup, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Münster, Deutschland
  • Ralf Bahde - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Münster, Deutschland
  • Kirsten Lindner - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Münster, Deutschland
  • Heiner H. Wolters - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Münster, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch329

doi: 10.3205/15dgch329, urn:nbn:de:0183-15dgch3296

Published: April 24, 2015

© 2015 Hölzen et al.
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Text

Einleitung: CMV-Infektionen gehören zu den häufigsten Infektionen nach Nierentransplantation (NTx) und stellen einen prognostischen Faktor mit einer Erhöhung von Morbidität, Mortalität und Rejektionsrisiko dar. Etabliert und unstrittig ist eine CMV-Prophylaxe bei CMV-seropositiven Spendern und CMV-seronegativen Empfängern (D pos/R neg). In der vorliegenden retrospektiven Studie wird die Bedeutung der CMV-Prophylaxe mit Valganciclovir bei CMV-seropositiven Spendern und Empfängern (D pos/R pos) im Hinblick auf das Auftreten einer CMV-Infektion, die Rejektionsrate und Nierenfunktion im ersten Jahr nach NTx untersucht.

Material und Methoden: Evaluiert wurde das Patientengut eines Transplantationszentrums nach NTx im Zeitraum 2005–2009. In diesem Zeitraum wurden 541 Nierentransplantationen durchgeführt. Eingeschlossen wurden 299 Ersttransplantationen, die mit einer Immunsuppression mit Tacrolimus, Prednisolon und MMF initiiert wurden. Verglichen wurden die Patienten, die in der CMV-Konstellation (D pos/R pos) eine CMV-Prophylaxe erhalten haben mit denen, die keine Prophylaxe erhielten. Evaluiert wurden die Untersuchungsergebnisse der Transplantationsambulanz, der stationärer Aufenthalte und der niedergelassenen Nephrologen im ersten postoperativen Jahr. Ausgewertet wurden u.a. CMV-Infektionen (pp65/PCR), CMV-ass. Komplikationen, histol. verifizierte Rejektionen und die Tx-Funktion (Kreatinin, Clearance).

Ergebnisse: Von den eingeschlossenen Patienten erhielten 102 Patienten eine dreimonatige Prophylaxe mit 450 mg Valganciclovir, 197 erhielten keine Prophylaxe. 27 der 102 Patienten (26,5%) mit Prophylaxe wiesen die CMV-Konstellation (D pos/R pos) auf; 101 der 197 Patienten (51,2%) ohne Prophylaxe wiesen die gleiche Risikokonstellation auf. Beide Gruppen sind homogen hinsichtlich ihrer demographischen Verteilung. Es gibt keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich des Empfänger- oder Spenderalters, der Kalt- oder der 2. Warmischämie. Der Anteil der Lebendspenden ist in beiden Gruppen vergleichbar. Hinsichtlich der Transplantatfunktion und der Rejektionsraten zeigten sich keine signifikanten Unterschiede im 1. Monat, 2.-3. Monat, 4.-6. Monat sowie 7.-12. Monat zwischen der Prophylaxe-Gruppe und der Non-Prophylaxe-Gruppe.

Es zeigten sich keine sign. Unterschiede in der CMV-Infektionsinzidenz im ersten Monat (0% vs. 1,98%), im Zeitraum 2.-3. Monat (18,5% vs. 17,8%), 4.-6. Monat (14,8% vs. 6,9%) sowie im zweiten Halbjahr (3,7% vs. 6,9%). Es zeigten sich ebenso keine sign. Unterschiede hinsichtlich einer CMV-assoziierten Komplikation in den untersuchten Zeiträumen (0% vs. 0%; 3,7% vs. 1.98%; 0% vs.0%; 0% vs. 0%).

Im Rahmen einer Multivarianzanalyse wurde analysiert, daß die Dosierung von Mycophenolat-Mofetil einen sign. Einfluss auf die CMV-Infektionsinzidenz hat. In einer Subanalyse wurden 58 Patienten ermittelt, die 2g MMF/d erhielten, 70 Patienten erhielten 1g/d. In allen Zeiträumen zeigten sich signifikant mehr CMV-Infektionen in der 2g/d-Gruppe. In dieser Gruppe zeigten sich die größten Unterschiede in der CMV-Infektionsinzidenz zwischen Patienten mit CMV-Prophylaxe verglichen mit Patienten ohne Prophylaxe (Prophylaxe 41,6% vs. keine Prophylaxe 28,26% in den ersten 3 Monaten, 50% vs. 32,6% in den ersten 6 Monaten, 50% vs. 34,7% im ersten Jahr; jeweils kumulativ berechnet).

Schlussfolgerung: In der CMV-Konstellation (D pos/R pos) kann angesichts der kleinen Patientengruppe trotz fehlender Unterschiede zwischen beiden Gruppen noch nicht der Verzicht auf eine CMV-Prophylaxe empfohlen werden. Insbesondere Patienten mit einer hohen Immunsuppression profitieren von der CMV-Prophylaxe. Weitere Studien sind notwendig.