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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Langzeitüberleben nach Leberresektion und Lebertransplantation bei Patienten mit hepatozellulärem Karzinom

Meeting Abstract

  • Astrid Bauschke - Universität Jena, Klinik Allgemein-, Viszeral-, Gefäßchirurgie, Jena, Deutschland
  • Annelore Altendorf-Hofmann - Universität Jena, Klinik Allgemein-, Viszeral-, Gefäßchirurgie, Jena, Deutschland
  • Silke Schüle - Universität Jena, Klinik Allgemein-, Viszeral-, Gefäßchirurgie, Jena, Deutschland
  • Utz Settmacher - Universität Jena, Klinik Allgemein-, Viszeral-, Gefäßchirurgie, Jena, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch325

doi: 10.3205/15dgch325, urn:nbn:de:0183-15dgch3257

Published: April 24, 2015

© 2015 Bauschke et al.
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Text

Einleitung: Nach wie eröffnet nur die komplette chirurgische Entfernung des hepatozellulären Karzinoms (HCC) den Patienten die Chance auf Langzeitüberleben. Beide Verfahren haben Grenzen: die Möglichkeit zur Lebertransplantation (LTX) wird durch die Organknappheit eingeschränkt, die zur Leberresektion durch die potentielle funktionelle Reserve der Restleber nach Resektion.

Material und Methoden: Von 1995-2013 wurden 295 Patienten die in unserer Klinik wegen eines HCC leberteilreseziert oder transplantiert. Alle wurden bis zu ihrem Tod oder bis Ende 2013 nachbeobachtet. Berechnet wurden beobachtetes Überleben (OS; Zielkriterium Tod jeder Ursache), tumorabhängiges Überleben (DSS; Zielkriterium Tod an HCC) und tumorfreies Überleben (DFS; Zielkriterium erster HCC-Rückfall nach R0-Resektion/LTX).

Ergebnisse: 70 Patienten (24%) waren ≥70 Jahre alt, 224 jünger (Median 62 (18-90) Jahre). 149 (51%) wurden transplantiert, 145 (49%) reseziert. Eine R0-Resektion gelang bei 119 (82%) der Resezierten. Eine Leberzirrhose Child A, B oder C wurde in 29%, 17%, 10% kodiert. Die Transplantierten waren jünger, seltener Frauen und hatten zu 89% eine Leberzirrhose.

Die mediane Überlebenszeit der Transplantierten betrug 81 Monate, die der Resezierten 39 Monate, das zugehörige 5- bzw. 10-Jahres-OS ist 53±5% und 42±6% bzw. 44±5% und 27±5% (p=0,019). Für DSS ergaben sich 10-Jahres-Raten von 75±5% bzw 51±7% (p=0,007), für DFS 10-Jahres-Raten von 68±5% bzw. 64±7% (p=0,857). Univariat zeigten Alter ≥70 Jahre, präoperativer AFP-Spiegel >35 ng/ml, multiple Tumoren und Tumorrest nach Resektion ein statistisch signifikant schlechtere OS; keinen Einfluss zeigten die Merkmale Geschlecht, Child-Klassifikation, Durchmesser des größten Tumors und Milan-Klassifikation. Bei Stratifizierung nach der Therapie zeigten insbesondere resezierte Patienten mit multiplen Tumoren ein signifikant schlechteres Langzeitüberleben als solche mit solitären Läsionen (p<0,001).

In der multivariaten Analyse für OS (COX-Modell, schrittweise vorwärts) erwiesen sich männliches Geschlecht (p=0,027), Resektion (p=0,013), ein präoperativer AFP-Spiegel >35 ng/ml (p=0,014), multiple Tumoren (p<0,001)), und nicht R0 nach Resektion (p=0,041) als statistisch unabhängige negative Einflussfaktoren auf das Langzeitüberleben.

Für DSS zeigten neben Resektion (p<0,001), nicht R0 nach Resektion (p=0,011) auch Child B/C (p=0,007) und multiple Tumoren (p<0,001)) einen statistisch unabhängigen negativen Einfluss. Für DFS waren waren es multiple Tumoren (p=0,017).

Schlussfolgerung: Für solitäre HCCs ist sowohl die LTX als auch die Leberteilresektion ein adäquates Verfahren um langfristig Rezidivfreiheit zu erreichen. Das Risiko trotz kurativer chirurgischer Intention am HCC zu sterben ist größer nach Leberteilresektion, R1-Resektion, und bei Bestehen einer Leberzirrhose, für das generelle langfristige Überleben spielt daneben das Geschlecht (Life-Stile? Komorbidität?) und der präoperativ gemessene AFP-Spiegel (Tumorlast?) eine Rolle.