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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Eine gestörte Glukosetoleranz/Diabetes (pre-DM/DM) vor Lebertransplantation (LTX), Adipositas und eine initial schlechte Transplantatfunktion sind die multivariat entscheidenden Faktoren für pre-DM/DM nach LTX

Meeting Abstract

  • Martin Stockmann - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Berlin, Deutschland
  • Sabine Gebhardt - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Berlin, Deutschland
  • Maciej Malinowski - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Berlin, Deutschland
  • Daniel Seehofer - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Berlin, Deutschland
  • Gero Puhl - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Berlin, Deutschland
  • Johann Pratschke - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch321

doi: 10.3205/15dgch321, urn:nbn:de:0183-15dgch3211

Published: April 24, 2015

© 2015 Stockmann et al.
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Einleitung: Diabetes mellitus (DM), Dyslipidämie und exzessive Gewichtszunahme gehören zu den häufigen Komplikationen nach orthotoper Lebertransplantation(LTX) und können zu erhöhter Morbidität und Mortalität beitragen. Die Identifikation von Risikofaktoren hierfür ist nach wie vor eine wichtige Thematik im Hinblick auf das Langzeitüberleben nach LTX.

Material und Methoden: Der Glukose- und Lipidmetabolismus sowie das Körpergewicht von 81 OLT-Patienten wurden analysiert. Die prospektive Datenerhebung erfolgte präoperativ, am 1., 3., 5., 10., 14. und 28. postoperativen Tag sowie 6 und 12 Monate nach LTX. Metabolische Daten von nicht nüchternen Patienten, die explizit prospektiv erfasst wurden, waren von der Analyse ausgeschlossen. Zur Definition und Klassifikation von DM, body mass index (BMI) und Dyslipidämie verwendeten wir standardisierte Kriterien. Unabhängige Risikofaktoren für das Auftreten der metabolischen Störungen ein Jahr nach Transplantation wurden ermittelt.

Ergebnisse: Eine gestörte Glukosetoleranz/DM vor LTX (OR: 10,8), Adipositas vor LTX, sowie eine initial schlechte Transplantatfunktion (OR: 6.89) waren multivariat unabhängige Risikofaktoren eines pre-DM/DM nach LTX. Ein neuaufgetretener Diabetes nach Transplantation (new-onset diabetes after transplantation; NODAT) fand sich in 9,3%, wofür sich präoperative Adipositas als einziger Risikofaktor zeigte (odds ratio [OR]: 16,5). In der multivariaten Analyse fand sich kein Einfluss von Immunsuppression, Alter, Geschlecht, Indikation zur LTX, preOP MELD oder Gewichtsänderung. In der weiteren Analyse fanden sich als signifikante Risikofaktoren für Hypercholesteinämie (HC) ein Jahr nach LTX das Alter (OR: 1,17) und postoperative Niereninsuffizienz (OR: 16,33). Ein höherer präoperativer BMI ergab sich als Risikofaktor für postoperative Hypertriglizeridämie (OR: 1,17). Die Prävalenz von Adipositas lag präoperativ bei 22,2% und 1 Jahr postoperativ bei 20,9%.

Schlussfolgerung: Erstmals konnte als entscheidende Parameter für einen pre-DM/DM nach LTX eine initial schlechte Transplantatfunktion sowie vorbestehende Adipositas und pre-DM/DM als Risikofaktoren identifiziert werden. Ebenso sind präoperative Faktoren und eine postoperative Niereninsuffizienz für Störungen des Lipidstoffwechsels relevant. Durch die strikte Definition des Nüchtern-Status und den Ausschluss jeglicher exogener Faktoren, die den Metabolismus der Patienten beeinflussen, konnten die wahren Prävalenzen der metabolischen Störungen ermittelt werden.