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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Ist die Carotis-Operation bei Frauen über 80 Jahren gerechtfertigt?

Meeting Abstract

  • Johanna Fruhmann - LKH-Universitätsklinikum Graz, Klin. Abt. f. Gefäßchirurgie, Graz, Österreich
  • Stephan Koter - LKH-Universitätsklinikum Graz, Klin. Abt. f. Gefäßchirurgie, Graz, Österreich
  • Peter Konstantiniuk - LKH-Universitätsklinikum Graz, Klin. Abt. f. Gefäßchirurgie, Graz, Österreich
  • Tina Cohnert - LKH-Universitätsklinikum Graz, Klin. Abt. f. Gefäßchirurgie, Graz, Österreich

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch313

doi: 10.3205/15dgch313, urn:nbn:de:0183-15dgch3131

Published: April 24, 2015

© 2015 Fruhmann et al.
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Einleitung: Durch die steigende Lebenserwartung steigt die Zahl der betagten und hochbetagten PatientInnen stetig, die in der Gefäßchirurgie mit der Frage einer Therapie bei extrakraniellen Carotisstenosen vorgestellt werden. Die Ergebnisse In der Literatur für die interventionelle Therapie speziell bei über 80jährigen Frauen sind problematisch. Die Indikation für die offene operative Revaskularisation bei Hochbetagten wird kontrovers diskutiert. In der Analyse soll die derzeit gelebte Praxis, keine Patientinnen oder Patienten aufgrund von Alter und Geschlecht von einer Operation auszuschließen, sondern eine individuelle Risikoanalyse anzuwenden, hinsichtlich der Ergebnisqualität überprüft werden.

Material und Methoden: In einer spezialisierten Datenbank prospektiv gesammelte Daten aller konsekutiven PatientInnen (Pat), die zwischen Januar 2006 und Dezember 2013 einer Carotisoperation unterzogen wurden, wurden retrospektiv analysiert. Die Operationen unter Routine-Verwendung eines Shuntes wurden in Allgemeinanästhesie durchgeführt. ASA 4-PatientInnen wurden postoperativ intensivmedizinisch überwacht. Die Pat. wurden jährlich ambulant mit Duplexkontrolle nachuntersucht. Die Daten werden als Mittelwerte plus Standard-Abweichung dargestellt. Die statistische Analyse erfolgte mittels SPSS Software.

Ergebnisse: 2207 Pat wurden an einer gefäßchirurgischen Spezialabteilung an extrakraniellen Carotisstenosen mittels Eversionsendarteriektomie oder Thrombendarteriektomie mit Patchimplantation operiert (39-90 Jahre, mittleres Alter 73,0+14,8 Jahre). 340 Pat waren zum OP-Zeitpunkt 80 Jahre oder älter (340/2207=15,4%). 76 der 340 Pat (76/340=22,4%) waren 85 Jahre oder älter.

Von den Octogenarians waren 149 Frauen und 191 Männer. 169 Pat (169/340=49,7%) wurden wegen einer asymptomatischen und 171 Pat (171/340=50,3%) bei symptomatischer Stenose mit einer perioperativen Mortalität von 3 Pat operiert(3/340=0,9%). Die 3 verstorbenen Pat waren Männer im Alter von 80, 83 und 87 Jahren. Todesursache war ein Herzinfarkt bei 2 Pat (postop. Tag 3 bzw. 4) und ein Apoplex (postop. Tag 11). Die perioperative Morbidität lag bei 2,4% (5 Reoperationen bei Blutung/Hämatom, 3 Minor Strokes).

Die mittlere Nachbeobachtungszeit liegt aktuell bei 26.8+2 Monaten (8 Monate bis 7,7 Jahre). Das geschätzte 2-Jahres-Überleben nach Kaplan Meier Analysis beträgt 89% für Frauen und 87% für Männer, das 5-Jahres-Überleben bei 73% für Frauen und 76% für Männer.

Schlussfolgerung: Offene Carotischirurgie kann bei betagten und hochbetagten PatientInnen zur Therapie asymptomatischer und symptomatischer Carotisstenosen mit akzeptablem perioperativen Risiko und guten mittelfristigen Ergebnissen durchgeführt werden. Sorgfältige Selektion von PatientInnen und ChirurgInnen und ein optimales anaesthesiologisches Management sowie eine detaillierte Aufklärung von PatientInnen und Familien sind Voraussetzung. Die Ergebnisse für das postoperative Überleben 2 und 5 Jahre nach Carotisoperation unterscheiden sich nicht signifikant zwischen Männern und Frauen über 80 Jahre. Es ist nicht gerechtfertigt, PatientInnen wegen ihres Alters oder ihres Geschlechtes eine Operation vorzuenthalten.