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Alter als wesentlicher Einflussfaktor auf Kurzzeit- und Langzeit-Outcome von Patienten nach chirurgischer Therapie von Karzinomen des oberen Gastrointestinaltrakts
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Published: | April 24, 2015 |
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Einleitung: Die chirurgische Therapie ist zentraler Bestandteil des Behandlungskonzepts von Ösophagus- und Magenkarzinomen. Die zunehmend älter werdende Bevölkerung sowie eine ansteigende Lebenserwartung führen zu einer erhöhten Anzahl älterer Patienten. Ziel dieser explorativen retrospektiven Studie ist die Beurteilung der altersbedingten Effekte auf die postoperative Morbidität und Mortalität sowie Gesamtüberleben anhand des Patientenkollektivs eines Schwerpunktzentrums.
Material und Methoden: Die retrospektive Untersuchung erfolgte anhand einer prospektiv geführten Datenbank von 931 im Zeitraum 2001-2013 resezierten Patienten mit einem Ösophagus- (SCC und AEG) oder Magenkarzinom (cT1-4, N any, M0/x, +/-neoadjuvante (Radio)Chemotherapie). Die statistische Analyse erfolgte mittels univariater und multivariater Analyse.
Ergebnisse: Das mittlere Alter bei Erstdiagnose war 63 Jahre (SD: 11,5). 252 Patienten (26,8%) waren älter als 70 Jahre, 115 Patienten (12,2%) als 75. Patienten ab 70 Jahren („ältere“) zeigten nur einen Trend zu häufigeren Komplikationen (p=0.100).
Nach Ösophagektomie traten bei Patienten ab 70 Jahren signifikant weniger chirurgische Komplikationen (p=0,021) auf, dafür jedoch signifikant häufiger pulmonale Komplikationen (p=0,026). Signifikant erhöhte Komplikationsraten im zunehmenden Alter zeigten sich nach Gastrektomien bezügliche folgender Kriterien: Gesamtkomplikationsrate (p<0,001), pulmonale (p=0,024), kardiale (p<0,001) und chirurgische Komplikationen (p=0,010). Diese Patientensubgruppe verstirbt signifikant häufiger komplikationsbedingt nach einer Gastrektomie (p<0,001).
Die mittlere stationäre Verweildauer von älteren Patienten nach Gastrektomie ist signifikant verlängert (p=0,004): 20,5 Tage (SD: 16,1) zu 17,6 Tage (SD: 12,4), ebenso die Dauer der intensivmedizinischen Betreuung nach Gastrektomie (p<0,001) (6,8 Tage; SD: 11,6 vs. 4 Tage; SD: 7). Nach Ösophagektomie zeigt sich kein altersabhängiger Unterschied in der stationären Verweildauer (p=0,441) sowie der Dauer der intensivmedizinischen Betreuung (p=0,775).
Die univariate logistische Regressionsanalyse zeigt eine signifikante Risikoerhöhung für das Auftreten von allgemeinen Komplikationen um 1,9% pro Lebensjahr (p=0,001) und für die komplikationsassoziierte Mortalität um 5,4% (p<0,001). ASA III/IV zeigt in dieser Analyse ebenfalls eine signifikante Risikoerhöhung für Komplikationen (OR 1,46; p=0,005) und postoperative Mortalität (OR 2,66; p=0,001).
Im Gesamtkollektiv zeigen ältere Patienten ein kürzeres medianes Überleben ab Entlassung: 29 Monate (KI: 13,5-44,5) vs. 40 Monate (KI: 22,5-57,5) allerdings ohne statistische Signifikanz (p=0,132). Nach Gastrektomie beträgt das mediane Überleben 28 Monate (KI: 9,5-46,5) im Vergleich zu jüngeren Patienten mit 71 Monaten (KI: 27-115) und ist damit signifikant kürzer (p=0,047).
Schlussfolgerung: Die Berücksichtigung des Alters als kontinuierliche Variabel mit der Risikoerhöhung von 1,9% pro Jahr ist sinnvoll, wobei der ASA-Score äquivalent berücksichtigt werden sollte. Die Selektion der Patienten zur Ösophagektomie scheint kritischer zu sein, da insbesondere bei Gastrektomien das Alter als Risikofaktor zu erhöhten Komplikations- und Mortalitätsraten, verlängerten stationären Liegezeiten und reduziertem Überleben führt, wobei auch die tumorunabhängige Letalität im Alter berücksichtigt werden sollte.