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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Effektivität der BARRON-Ligatur-Behandlung bei Patienten mit symptomatischem Hämorrhoidalleiden Stadium II: Eine kontrollierte, prospektiv, randomisierte Langzeitstudie

Meeting Abstract

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  • Christian Hasse - Philipps-Universität, Visceral-, Thorax- und Gefässchirurgie, Marburg, Deutschland
  • Matthias Rothmund - , Marburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch306

doi: 10.3205/15dgch306, urn:nbn:de:0183-15dgch3066

Published: April 24, 2015

© 2015 Hasse et al.
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Einleitung: Bei ca. 80 Millionen Bundesbürgern, etwa jedem 2. mit Hämorrhoidalleiden (HL), haben geschätzte 10 Mill. ein HL II. Grades. Dieses wird stadiengerecht mit einer Gummibandligatur-Behandlung nach BARRON (GBL) therapiert. Ziel unserer Studie war es, die Effektivität dieser Methode langfristig zu überprüfen und zu klären, ob eine regelmäßige Nachuntersuchung dieser Patienten (Pat.) hilfreich ist.

Material und Methoden: Pat. mit symptomatischem HL II. Grades wurden bis zur Beschwerdefreiheit bei saniertem Befund mit BARRON-Ligaturen austherapiert. Nach Zustimmung der Ethikkommission und Fallzahlberechnung wurden 80 dieser computerisiert in zwei Gruppen randomisiert. Die Pat. der Testgruppe (TG) wurden über 10 Jahre hinweg, jährlich einer Kontrolluntersuchung ggf. mit erneuter/n Ligatur/en unterzogen. Die Kontrollgruppe (KG) stellte sich erst 10 Jahre nach initialer Behandlung, zusammen mit den Testpersonen, zur Nachuntersuchung (NU) u.a. mit Erfassung der Lebensqualität („short-form health survey” ((SF 36)) wieder vor. Alle Kontroll- und NU wurden stets von differenten, externen Fachärzten für Chirurgie vorgenommen. Nach einem standardisierten Studien-protokoll wurden alle Ergebnisse mittels Datenbank dokumentiert und mittels Statistikprogramm SAS® Release 6.03 ausgewertet. Nach dem Shapiro-Wilk Test auf Normalverteilung erfolgte danach die deskriptive Statistik aller Parameter sowie durch uni- und multivariater Analyse der Vergleich beider Studiengruppen.

Ergebnisse: 66 der 80 Pat. (82,5 %), 34 Männer und 32 Frauen, 35 Pat. der TG (87,5 %), 31 Pat. der KG (77,5 %) nahmen an der NU teil. Bei jeweils einem drop out in jeder Studiengruppe wurden mittels Computerprogramm der TG 30 Pat. willkürlich zugewiesen. Mittels multivariater Datenanalyse ließ sich ausschließen, dass es einen einzelnen Parameter (z.B. Alter der Pat.) oder eine Konstellation von Parametern (z.B. Alter der Pat. + Geschlecht) gibt, die das Kollektiv der beiden Pat.kollektive signifikant voneinander unterscheidet (p>0,05).

Im Nachbeobachtungszeitraum wurden bei 29 Pat. (96,7 %) im Median 15,7 (1 - 10) erneute BARRON-Ligaturen erforderlich, nur ein Patient blieb Rezidiv frei. Das Maximum der Religaturen wurde zwischen dem 3. und 5. Jahr nach Komplettsanierung notwendig. Die Reevaluierung der Eigenanamnese der Pat. der Kontrollgruppe ergab, dass sich inzwischen 18 der 30 Pat. (63,3 %) wegen erneuter Beschwerden wiedervorgestellt hatten. Bei 17 d.h. 94,4 % der erneut symptomatischen Pat., 56,7 % der Gesamtpopulation konnte das Leiden nur noch durch eine Operation therapiert werden. Dementsprechend zeigten die Ergebnisse der Lebensqualitätsmessungen im radar plot der KG signifikante Einbrüche im Bereich der „general health perception“ sowie „physical role limitations“.

Schlussfolgerung:

1.
Patienten mit HL (Grad II) neigen zum Rezidiv, was eine genetische Komponente nahe legt.
2.
Regelmäßige Kontrolluntersuchung ggf. mit erneuter konservativer Nachbehandlung fängt das HL nachweislich im Frühstadium ab, bevor es in ein operationspflichtiges exazerbiert.
3.
Überlässt man das HL seinem Spontanverlauf, stellen sich die Pat. erst mit Beschwerden wieder vor, die in über 50 % der Fälle eine Operation erfordern.
4.
Die Lebensqualität nach wiederholter, konservativer Behandlung von Pat. mit HL Stadium II liegt langfristig höher, als die der Pat., die sich ohne regelmäßiges follow up einer Operation unterziehen mussten.