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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Erstellung von Kostenträgerrechnungen anhand klinischer Pfade: Eine Möglichkeit zur Portfolioanalyse erbrachter Leistungen

Meeting Abstract

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  • Kirsten Meurer - St. Josef-Hospital Bochum, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Bochum, Deutschland
  • Björn Freitag - St. Josef-Hospital Bochum, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Bochum, Deutschland
  • Waldemar Uhl - St. Josef-Hospital Bochum, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Bochum, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch303

doi: 10.3205/15dgch303, urn:nbn:de:0183-15dgch3031

Published: April 24, 2015

© 2015 Meurer et al.
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Einleitung: Klinische Pfade haben seit der DRG-Einführung in den Krankenhäusern zunehmend an Bedeutung gewonnen. Mit ihrer Hilfe lassen sich definierte Behandlungen oder Diagnosen strukturiert als Prozessablauf abbilden, so dass zum einen die Qualität verbessert wird, zum anderen die Kosten durch kürzere Liegedauern und Vermeidung von überflüssigen Untersuchungen reduziert werden können. Auf dem Boden der detaillierten Darstellung des Behandlungsablaufes eines klinischen Pfades werden möglichst genaue Kostenträgerrechnungen erstellt und diese mit den Erlösen und InEk-Kalkulationen verglichen.

Material und Methoden: In der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des St. Josef-Hospitals Bochum sind 10 klinische Pfade eingeführt worden („Pankreaskopfresektion“, „Pankreasdiagnostik“, „Colonkarzinom“, „Lap. Sigma“, „Lap. Galle“, „TEP-Hernie“, „Konv. Leistenhernie“, „Narbenhernie“, „Lap. Appendektomie“, „Schilddrüse“). Diese wurden nach objektiven Leistungszahlen sowie nach vorhandenen standardisierten Abläufen ausgewählt. Die Pfade sind nach einer Ist-Analyse den InEK-Daten hinsichtlich Liegedauer angepasst und mit Hilfe der Klinik-internen Standards und Kenntnis der täglichen Abläufe als zeitlicher Ablaufplan erstellt worden. Alle am Behandlungsprozess beteiligten Berufsgruppen sowie die diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen wurden berücksichtigt. Dadurch konnte jedem Parameter bzw. Teilprozess die nach definierten Verrechnungsschlüsseln entstandenen Kosten zugeordnet werden. Das war durch direkte Kostenzuordnung über die im KIS dokumentierten Leistungen sowie über definierte Zeitintervalle zur kalkulatorischen Bewertung der Personalkosten möglich. Ebenfalls berücksichtigt wurde der Gemeinkostenzuschlag, der die nicht-medizinischen Betriebskosten enthält. Die Kosten wurden den DRG-Erlösen abschließend gegenüber gestellt.

Ergebnisse: In den 10 neudefinierten klinischen Pfaden konnten 36,55 % der Patienten abgebildet werden. Die Kostenträgerrechnungen belegen, dass trotz Prozessoptimierungen nur 7 von 10 Pfaden gewinnbringend abgeschlossen werden können. Der Erlösanteil reicht von 20,1% bei dem Pfad "Pankreaskopfresektion" (entspricht 3.309,59 €) bis zu 1,1 % beim Pfad "Narbenhernie" (42,14 €). Mit Verlusten einhergehend sind die Pfade "Lap. Appendektomie", "Lap. Galle" und "Schilddrüse". Ursachen sind hierbei vor allem in den hohen OP-Kosten zu suchen.

Schlussfolgerung: Kostenträgerrechnungen stellen die einzige Möglichkeit dar, das sehr gemischte Leistungsspektrum einer Klinik hinsichtlich Erlösen und Kosten zu analysieren. In Zeiten des zunehmenden Kostendrucks im Gesundheitssystem ist dies von immenser Bedeutung. Die Erstellung von Kostenträgerrechnungen ist aber aufwändig, da nicht nur reine Leistungszahlen, sondern auch klinische Abläufe in diese Berechnungen einfließen müssen. Klinische Pfade, deren Nutzen bewiesen ist, können hierzu als Grundlage verwendet werden. Die daraus entstandene Portfolioanalyse zeigt die Realität einer Klinik der Maximalversorgung, die ein breit gefächertes Spektrum an Leistungen vorhält und auch im Rahmen des Versorgungsauftrags vorhalten muss, sowie die Notwendigkeit, sich aufgrund der Kostenproblematik im Gesundheitswesen mit der Kostentransparenz zu beschäftigen. Hinsichtlich der InEK-Kalkulationen müssen die DRG-Erlöse für einige Erkrankungen kritisch diskutiert werden.