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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Morbiditätserfassung als Grundlage der Qualitätsicherung. Analyse der internen Morbiditätsdaten der Klinik für Allgemein-, Visceral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Charité Universitätsmedizin Campus Mitte

Meeting Abstract

  • Corinna Langelotz - Charité-Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Berlin, Deutschland
  • Caroline Bek - Charité-Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Berlin, Deutschland
  • Helene Emilia Bohnert - Charité-Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Berlin, Deutschland
  • Oliver Haase - Charité-Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch301

doi: 10.3205/15dgch301, urn:nbn:de:0183-15dgch3011

Published: April 24, 2015

© 2015 Langelotz et al.
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Text

Einleitung: Eine verlässliche Morbiditätserfassung zur Kontrolle der medizinischen Behandlungsqualität ist von größter Bedeutung in der Chirurgie. Sie stellt die unabdingbare Grundlage für die Ableitung von Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung dar. Die Fachgesellschaften und Patientenbündnisse fordern gleichermaßen mehr Transparenz und eine offenere Fehlerkultur als Voraussetzungen für eine weitere Optimierung der Behandlungsqualität.

Material und Methoden: Untersucht wurden die Ergebnisse der klinikinternen Morbiditätserfassung der Jahre 2008-2013 der Klinik für Allgemein-, Visceral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Charité Campus Mitte. Hier wurde jeweils zu Wochenbeginn die Morbidität und Mortalität der zurückliegenden Woche bezogen auf die Anzahl der Operationen schriftlich durch die Assistenzärzte erfasst und in einer zentralen Datenbank gesammelt. Diese Daten von >15.000 Fällen mit Meldungen von insgesamt 7% Ereignissen wurden analysiert. Im Juli 2014 erfolgte eine Umstellung auf tagesaktuelle Morbiditätserfassung, mit weiterhin schriftlicher Abgabe durch Assistenzärzte und Erfassung in einer Datenbank. Wöchentlich werden die erfassten Daten an das Qualitätsteam der Klinik übermittelt und ein monatliches Reporting durch die Projektleitung für die Gesamtklinik erstellt. Die Assistenzärztinnen und -ärzte wurden für das Thema sensibilisiert. Die Ergebnisse der ersten zwei Monate Juli und August 2014 wurden ausgewertet und mit den Vorjahreswerten verglichen.

Ergebnisse: Eine weitgehend konstante Quote von 5-8% Morbidität bezogen auf die Anzahl der Operationen wurde über den gesamten Zeitraum von 2008-2013 erfasst. Die Morbiditätsquote bezogen auf die Anzahl von Fällen ergab 6-9%. Die erfasste Rate an Majorkomplikationen wie Anastomoseninsuffizienzen betrug unter 1%, ebenso die Rate an Nachblutungen, Platzbauch, Ileus und Subileus. Wundheilungsstörungen machten ca 2% aus. Pneumonien wurden mit weniger als 1% angegeben, Harnwegsinfekte wurden nahezu nicht erfasst. Die gemeldete Mortalität betrug in dem Erfassungssystem unter 1%, wogegen die nach Codierdaten objektivierte Mortalität um 2% betrug. Dagegen zeigten die Morbiditätsquoten der Monate Juli und August 2014 nach Veränderung der Erfassungsmodalitäten einen deutlichen Anstieg. Die gesamte erfasste Morbidität bezogen auf die Anzahl der Fälle betrug 16,5%, bezogen auf die Anzahl der Operationen 11,3%. Dabei blieb die Rate an Majorkomplikationen mit ca. 1% gleich, die Raten an Wundheilungsstörungen und Pneumonien verdoppelten sich gegenüber den Vorjahren, und Harnwegsinfekte wurden mit ca. 2% erstmalig erfasst. Tabelle 1 [Tab. 1]

Schlussfolgerung: Zusammenfassend scheint die wöchentlich retrospektive Erfassung nicht hinreichend geeignet zu sein, die gesamte Morbidität adäquat abzubilden. Die ersten Auswertungen nach Veränderung des Erfassungssystems zeigen eine doppelt so hohe Erfassung der auftretenden Morbidität. Dabei blieb die Rate an chirurgischen Majorkomplikation nahezu gleich, es wurden vor allem mehr Wundheilungsstörungen, Pneumonien und Harnwegsinfekte erfasst. Es bedarf daher nicht nur einheitlicher Definitionen für Komplikationen und einer Sensibilisierung der Mitarbeiter für die Wichtigkeit der Morbiditätserfassung, sondern auch standardisierter Erfassungsmodelle, um vergleichbare Daten zu generieren.