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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Ist die Computertomographie des Schädels in der Diagnostik einfacher Schädeldeformitäten vermeidbar?

Meeting Abstract

  • Tilmann Schweitzer - Neurochirurgische Klinik und Poliklinik der Universitätsklinik Würzburg, Sektion Pädiatrische Neurochirurgie, Würzburg, Deutschland
  • Christian Linz - Klinik und Poliklinik für Mund,- Kiefer,- und plastische Gesichtschirurgie, Direktor: Prof. Dr. Dr. A. Kübler, Würzburg, Deutschland
  • Hartmut Böhm - Klinik und Poliklinik für Mund,- Kiefer,- und plastische Gesichtschirurgie, Direktor: Prof. Dr. Dr. A. Kübler, Würzburg, Deutschland
  • Ralf-Ingo Ernestus - Neurochirurgische Klinik und Poliklinik der Universitätsklinik Würzburg, Würzburg, Deutschland
  • Beatrice Jager - Neurochirurgische Klinik und Poliklinik der Universität Würzburg, Direktor: Prof. Dr. R.-I. Ernestus, Sektion Pädiatrische Neurochirurgie, Würzburg, Deutschland
  • Jürgen Krauß - Neurochirurgische Klinik und Poliklinik der Universität Würzburg, Direktor: Prof. Dr. R.-I. Ernestus, Sektion Pädiatrische Neurochirurgie, Würzburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch296

doi: 10.3205/15dgch296, urn:nbn:de:0183-15dgch2965

Published: April 24, 2015

© 2015 Schweitzer et al.
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Text

Einleitung: Die Computertomographie (CT) des Schädels, häufig kombiniert mit 3D Rekonstruktionen, kommt in der Diagnostik und Verlaufsdokumentation in vielen kraniofazialen Zentren routinemäßig zum Einsatz. Im Hinblick auf die damit verbundene Strahlenexposition sollte die Indikationen aber besonders bei Kleinkindern sehr kritisch gestellt werden.

Material und Methoden: Die eigene Strategie wurde im Verlauf von 20 Jahren entwickelt und hat sich seit 2008 als zuverlässig erwiesen. Unser diagnostischer Algorithmus basiert zunächst auf sorgfältiger klinischer Untersuchung und Klassifizierung nach dem äußeren Erscheinungsbild. Als ergänzende bildgebende Verfahren wird in den ersten 13 Monaten die Sonographie eingesetzt, danach bzw. präoperativ eine konventionelle digitale Röntgenaufnahme des Schädels in zwei Ebenen. Eine MRT Untersuchung kommt bei isolierten Lambdanahtsynostosen sowie bei komplexen, syndromalen Synostosen oder speziellen Fragestellungen zum Einsatz. Darüber hinaus dienen augenärztliche Verlaufskontrollen dem rechtzeitigen Erkennen einer möglichen Hirndrucksteigerung.

Dieser Algorithmus wurde über einen Zeitraum von 2 Jahren retrospektiv bei 137 Kindern, die erstmalig wegen einer Schädeldeformität aufgrund einer isolierten Schädelnahtsynostose oder einem Lagerungsplagiozephalus, in unserer Sprechstunde vorgestellt wurden, evaluiert.

Ergebnisse: Bei 133 (97,1%) der 137 Kinder konnte die Diagnose einer isolierten Schädelnahtsynostose (n=110) oder einer Lagerungsasymmetrie (n=27) bereits durch die klinische Untersuchung allein gestellt werden. In 2 weiteren Fällen führte eine zusätzliche Ultraschalluntersuchung zur eindeutigen Diagnose und in den verbleibenden 2 Fällen wurde die Verdachtsdiagnose erst nach einer Röntgenaufnahme des Schädels bestätigt. Retrospektiv war in keinem Fall eine CT Untersuchung zur Diagnosestellung notwendig. Trotzdem waren auswärts bei 17,6% der Kinder eine CT Untersuchung bereits durchgeführt (n=16) oder definitiv geplant (n=8) worden.

Schlussfolgerung: In der Diagnostik einfacher (aber auch komplexer) Schädeldeformitäten ist eine CT Untersuchung nur in seltenen Fällen erforderlich. Im Hinblick auf die cancerogene Wirkung der Strahlenexposition kann und sollte die Indikation zur CT-Untersuchung weiter reduziert werden.