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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

DAV vs. EBA vs. ABA Guidelines – Wo liegen die Vorteile und Nachteile der einzelnen Behandlungsempfehlungen?

Meeting Abstract

  • Felix Julian Paprottka - Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg, Klinik für Plastisch-Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, Handchirurgie, Rotenburg, Deutschland
  • Ramin Ipaktchi - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, Hannover, Deutschland
  • Detlev Hebebrand - Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg, Klinik für Plastisch-Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, Handchirurgie, Rotenburg, Deutschland
  • Peter M. Vogt - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, Hannover, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch283

doi: 10.3205/15dgch283, urn:nbn:de:0183-15dgch2831

Published: April 24, 2015

© 2015 Paprottka et al.
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Text

Einleitung: Für eine erfolgreiche medizinische Versorgung von Schwerbrandverletzten ist eine spezielle Infrastruktur, ein hoher Ausbildungsstandard des medizinischen Fachpersonals als auch ein ausreichender Personalschlüssel essentiell. Im Hinblick auf diese Notwendigkeit bestehen Guidelines (GL) der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin (DGV), der European Burn Association (EBA) und der American Burn Association, die sich in einigen Fällen teilweise stark voneinander unterscheiden. Im Rahmen dieses wissenschaftlichen Beitrages werden Vor- und Nachteile der einzelnen GL herausgestellt.

Material und Methoden: Die aktuellen DGV GL (Stand 2010), EBA GL (Stand 2013) und ABA (Stand 2006) werden mit Fokus auf Übereinstimmungen, Differenzen, Prägnanz und Vollständigkeit miteinander verglichen. Die DGV GL bestehen aus mehreren kleineren Einzeldokumenten, die EBA GL aus einem einzelnen umfassenden Dokument und die ABA GL aus einem alleinigen kompakten Dokument. Dabei werden die Definition der Verbrennung, die Erste-Hilfe-Maßnahmen, die Verlegungskriterien in ein Verbrennungszentrum, die klinischen Maßnahmen, die infrastrukturellen Ausstattungen, die personellen Qualifikationen, die Wundbehandlung und die Nachsorge der Patienten einschließlich der Reha-Empfehlungen detailliert untersucht.

Ergebnisse: Die DGV GL weisen klar verständliche Behandlungsempfehlungen für Erstmaßnahmen, klinische Maßnahmen und Wundbehandlung auf. Zudem gibt es ausführliche Reha GL mit definierten AHB-Indikationen. Nachteilig ist zu erwähnen, dass bei den DGV GL eine Redundanz und Unübersichtlichkeit durch das Vorhandensein von mehreren Dokumenten besteht. Bei den EBA GL handelt es sich um die umfassendste Behandlungsempfehlung mit diversen multidisziplinären Ansätzen. Insgesamt sind die Infrastrukturanforderung deutlich höher gewichtet als die Anforderungen an Personalqualifikation. Als Schwächen sind die fehlende Prägnanz, die komplizierten Verlegungskriterien von Schwerverbrannten und im Vergleich zu den DGV GL deutlich unpräzisere Reha-Empfehlungen zu nennen. Die ABA GL beinhalten ein hohes Maß an Anforderungen im Bezug auf Personalqualifikationen. Zudem sind hier die Infrastrukturvorgaben als eher sekundär zu betrachten. Nachteilig ist zu erwähnen, dass keine bzw. nur unpräzise Behandlungsempfehlungen für Erstmaßnahmen, klinische Behandlung, Analgesie, Wundbehandlung und Reha-Maßnahmen vorliegen. Eine Anwendungsempfehlung von alloplastischen Verbandsmaterialien ab einem bestimmten Verbrennungsgrad zur Wundbehandlung wird in allen GL bis dato nicht abgegeben.

Schlussfolgerung: Die einzelnen GL weisen trotz ihrer Sinnhaftigkeit an einigen Stellen Schwächen auf. Die einzelnen Dokumente der DGV GL sollten im Verlauf auf Redundanz untersucht und teils konträre Behandlungsempfehlungen dabei überarbeitet werden. In Deutschland wird die medizinische Versorgung von Schwerbrandverletzten maßgeblich durch die hier bestehende berufsgenossenschaftliche Infrastruktur bestimmt. Bei den bereits sehr ausführlichen EBA GL besteht weiterhin Verbesserungsbedarf im Bezug auf eine vereinfachte, klar definierte und an einigen Stellen umfassendere Darstellung der Inhalte. Die ABA GL würden von ausführlicheren Infrastrukturvorgaben für ein Verbrennungszentrum profitieren. Im Rahmen der Überarbeitung der EBA GL für 2015 wird demnach eine Konkretisierung, Komplementierung und für alle Mitgliedsländer verbindlichere Behandlungsempfehlung unter der derzeitigen Hannoveraner EBA-Schirmherrschaft angestrebt.