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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Foudroyante Osteopenie im Rahmen der posttraumatischen Dystrophie der Hand

Meeting Abstract

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  • Alexander Scola - Uniklinik Ulm, Unfallchirurgie, Ulm, Deutschland
  • Egmont Scola - in Ruhestand, in Ruhestand, Neumarkt, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch264

doi: 10.3205/15dgch264, urn:nbn:de:0183-15dgch2649

Published: April 24, 2015

© 2015 Scola et al.
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Einleitung: Ca. 4–6 Wochen nach Verletzungen/elektiven Eingriffen an der Hand sind radiologisch immer wieder massive spongiöse Knochenresorptionen in Verbindung mit klinischen Symptomen der Entzündung zu beobachten. Eine plausible Pathophysiologie für dieses Phänomen wird anhand der aktuellen Literatur diskutiert. Die darauf beruhende Behandlung und ihre Ergebnisse werden dargestellt.

Material und Methoden: In einem Kollektiv von 28 Patienten mit posttraumatischer Dystrophie der Hand (Scola 2013) konnte eine massive Ausbildung von AV Shunts mit signifikanter Hyperperfusion und verminderter Sauerstoffperfusion der gesamten Hand im Seitenvergleich nachgewiesen werden. Im Gegensatz zu kortikalem Knochen mit kapillärer Gefäßversorgung können in spongiösen Knochenabschnitten mit ausgeprägter Mikrozirkulation ebenfalls AV Shunts angenommen werden, z.B. ist durch Sympathikolyse eine Steigerung der Knochendurchblutung von ca. 30% möglich. Die durch AV Shunts bedingte lokale Hypoxie und Azidose der Metaphysen und kuboidalen Knochen hat zwar eine Blockierung der Osteoblasten (OB) dagegen eine Vermehrung und Stimulation der Osteoklasten (OK) zur Folge. Damit entfällt der Regelmechanismus der OB gegenüber den OK mittels Osteoprotegerin. Hypoxie induzierte Faktoren (HIF) verstärken die zelluläre Reaktion (spez. Endothelzellen) auf den Sauerstoffmangel mit Vasodilatation, Weitstellung der Endothelzellen und Ödem [durch Bildung von induzierbarer Stickstoff-Monoxyd-Synthase (iNOS) und Cyclooxygenase 2 (COX 2)]. Dabei entstehen stark toxische freie Radikale (Reactive Oxygen Species), die die Entzündungsprozesse verstärken.

Ergebnisse: Die klinischen und paraklinischen Befunde waren nach entzündungsspezifischer Therapie und Verbesserung der Mikrozirkulation normalisiert. Komplikationen traten nicht auf, eine Atrophie der Hand mit Funktionsverlust konnte bei allen Patienten vermieden werden.

Schlussfolgerung: Die foudroyante Osteopenie nach Verletzungen/elektiven Eingriffen an der Hand lässt sich mit einer nachweisbar persistierenden Hypoxie nach Regenerationsprozessen infolge Gewebeschaden in Verbindung bringen. Bei Vorliegen von klinischen Entzündungszeichen im Sinne einer posttraumatischen Dystrophie sollte eine frühzeitige AV Shunt Diagnostik mittels venöser Blutgasanalyse und Nuklidangiographie im Seitenvergleich erfolgen. Der Nachweis von AV Shunts bestätigt eine persistierende Gewebehypoxie, die einer sofortigen Therapie bedarf (Scola 2013). Je früher die Patienten einer spezifischen Therapie zugeführt werden, umso günstiger ist die Prognose. Durch den zusätzlichen Einsatz von Bisphosphonaten lässt sich die Knochenresorption blockieren und die Homeostase des spongiösen Knochens wiederherstellen.