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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Analatresie – primär definitive Versorgung versus dreizeitige Operation mit Fokus auf Stomakomplikationen und funktionellem Ergebnis

Meeting Abstract

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  • Astrid Heimann - Charité Virchow, Kinderchirurgie, Berlin, Deutschland
  • Stefanie Märzheuser - Charité Virchow, Kinderchirurgie, Berlin, Deutschland
  • Karin Rothe - Charité Virchow, Kinderchirurgie, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch257

doi: 10.3205/15dgch257, urn:nbn:de:0183-15dgch2576

Published: April 24, 2015

© 2015 Heimann et al.
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Einleitung: Anorektale Malformationen stellen eine Herausforderung in der medizinischen Versorgung dar. Die korrekte Diagnose der Fehlbildungsform muss nach der Geburt gestellt, Begleitfehlbildungen identifiziert werden. Auf Grundlage dieser Kenntnis wird das Kind einer primär definitiven Korrekturoperation oder einer dreizeitigen Versorgung mit Kolostomaanlage, korrigierender Operation und Stomarückverlagerung zugeführt.

Bisher war die einzeitige Operation unkomplizierten Fehlbildungsformen bei Mädchen vorbehalten. Die dreizeitige Versorgung hat jedoch Nachteile. So weisen Kolostomien bei anorektalen Malformationen eine signifikante Morbidität auf.

Dies rechtfertigt eine kritische Evaluation der Therapieoptionen, um auch Knaben mit komplexen Fehlbildungsformen von der kompakteren, einzeitigen Behandlung profitieren zu lassen.

Material und Methoden: Es wurden die Patienten der Charité mit anorektaler Malformation zwischen 2005 und 2013 beleuchtet, davon speziell Knaben mit komplexen Fehlbildungsformen. Wir verglichen eine Gruppe Jungen, die wir einer primären Korrekturoperation zuführten, mit einer Kontrollgruppe, welche dreizeitig operiert wurde. Bezüglich Fehlbildungsform, Begleiterkrankungen, Gestationsalter und Geburtsgewicht waren beide Gruppen statistisch gleichverteilt.

Ergebnisse: Wir fanden eine erhebliche Komplikationsrate der Kolostomien. Leichte Komplikationen stellten Wundinfektion/ -heilungsstörung und Stomaprolaps dar. Schwere Ereignisse, welche einer chirurgischen Intervention bedurften, traten bei 55% der Fälle auf; hierzu zählen Bridenileus, Abknicken der Stomaschenkel, Anastomoseninsuffizienz nach Rückverlagerung, Stenosenentwicklung und Fehlposition der Stomata mit folgender Notwendigkeit einer Neuanlage. Die Anzahl der Wundinfektionen bei der analen Korrektur war in beiden Gruppen gleich. Die dreizeitige Versorgung bedingt mehr Krankenhaustage und erhöhte Strahlenexpositionen. Bezüglich des funktionellen Ergebnisses unterschieden sich beide Gruppen nicht.

Schlussfolgerung: Wir sehen anhand der Daten unseres Kollektivs die einzeitige Operation und damit den Verzicht auf Anlage von Kolostomien auch bei komplexen anorektalen Malformationen bei Jungen positiv. Stomakomplikationen scheinen vermeidbar zu sein. Die Schutzfunktion der Stomata in der operierten Region des rekonstruierten Anus scheint überbewertet.

Die Studie kann trotz geringer Fallzahlen als Wegweiser für die weitere Entwicklung bei der Versorgung anorektaler Fehlbildungen dienen und sollte weiterführende Studien anstoßen, um die einzeitige primär definitive operative Versorgung auch bei Knaben mit komplexen Fehlbildungsformen evidenzbasiert zu etablieren.