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Ergebnisse nach fronto-orbitalem Advancement zur Behandlung prämaturer Schädelnahtsynostosen
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Published: | April 24, 2015 |
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Einleitung: Prämature Schädelnahtsynostosen sind vorzeitige Schädelnahtverschlüsse. Das Wachstum des Knochens wird senkrecht zur befallenen Naht gehemmt, während gleichzeitig in Richtung dieser Naht ein verstärktes Knochenwachstum stattfindet. Dadurch kommt es zur Einengung des Schädelinnenraumes und konsekutivem Anstieg des intrakraniellen Drucks. Schwerwiegende neurologische Ausfälle können die Folge sein. Neben dem Neurokranium ist auch das Viszerokranium betroffen. Je nach betroffener Naht entwickeln sich typische Deformitäten: Trigonocephalus, Plagiocephalus, Brachycephalus, Oxycephalus bzw. Scaphocephalus. Eine Behandlungsoption stellt das fronto-orbitale Advancement dar.
Material und Methoden: Von 1997 bis 2013 wurden 40 Patienten interdisziplinär (Kinder-, MKG- und Neurochirurgie) versorgt: 22 Trigonocephali, 8 Plagiocephali, 10 Brachycephali. Das durchschnittliche Alter bei Operation lag bei 20,2 Monaten (7 - 60 Monate). Es wurde die Operationstechnik nach Mühling angewandt. Die Defektdeckung erfolgte mittels autologer Knochentransplantation aus der Kalotte. Zur Fixierung der Knochenfragmente wurden Minititanplatten und resorbierbare Platten (PDLLA Resorb X Platten der Firma Martin) eingesetzt.
Ergebnisse: Die durchschnittliche Operationsdauer betrug 3 h 41 min (2 h 17 min - 6 h 20 min). Der Transfusionsbedarf lag bei 1 - 3 EK à 150 ml. Bei 9 von 40 (22,5%) Patienten wurde FFP gegeben. Perioperativ erfolgte eine Antibiotikaprophylaxe mit Cefuroxim. Intraoperative Komplikationen waren 2 x eine Eröffnung der Siebbeinzellen (Periostplombe und Fibrinklebung) und 3 x eine Duraverletzung (Übernähung und Fibrinklebung). Die durchschnittliche Verweildauer auf der ITS betrug 4,8 Tage (2 - 22 Tage). Als perioperative Komplikationen traten auf: 5 x Pneumonie bzw. obstruktive Bronchitis (Reintubation und prolongierte Beatmung), 2 x Sepsis (1x Staph. aureus, 1x Clostridium difficile), 6 x occipitaler Dekubitus, 2 x Plattenbruch Resorb X Platten (Reoperation), 1 x Drainage abgerissen (Reoperation), 1 x epidurales Hämatom (Reoperation), 1 x frontales subgaleales Hämatom (Punktion). Im Langzeitverlauf zeigten sich die Eltern mit dem Ergebnis durchgängig sehr zufrieden, häufig wurde eine positive Entwicklung der Kinder beschrieben. Knöcherne Defekte traten nicht auf.
Schlussfolgerung: Bei dem fronto-orbitalen Advancement handelt es sich um eine komplexe, aber sichere Operationsmethode mit kalkulierbarem Komplikationsspektrum. Präoperativ ist eine umfassende Aufklärung notwendig. Hilfreich ist ein Kontakt der Betroffenen zu Eltern von bereits operierten Kindern. Das perioperative Komplikationsrisiko muss weiter minimiert werden und die Operation sollte nicht vor dem ersten Lebensjahr durchgeführt werden.