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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Der Einfluss von Phenoxybenzamin und Urapidil auf den postoperativen Blutdruckverlauf bei Phäochromozytompatienten – Ein retrospektiver Vergleich an 36 Patienten

Meeting Abstract

  • Alexander Reinisch - Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Katharina Holzer - Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Wolf Otto Bechstein - Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Nils Habbe - Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Frankfurt am Main, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch195

doi: 10.3205/15dgch195, urn:nbn:de:0183-15dgch1959

Published: April 24, 2015

© 2015 Reinisch et al.
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Text

Einleitung: Phenoxybenzamin hat sich zur präoperativen Vorbehandlung bei Phäochromozytomen bewährt, zeigt jedoch aufgrund seiner pharmakokinetischen Eigenschaften eine Reihe von Nachteilen. Alternativ wird Urapidil kontinuierlich intravenös eingesetzt. Über den Einfluss von Urapidil auf den postoperativen Blutdruckverlauf ist bislang wenig bekannt.

Material und Methoden: Daten von 36 konsekutiven Patienten, welche aufgrund eines Phäochromozytoms adrenalektomiert wurden, wurden retrospektiv analysiert. Erfasst wurde insbesondere der prä-, intra- und postoperative Blutdruckverlauf und notwendige Interventionen in Abhängigkeit von der Vorhandlung mit Urapidil oder Phenoxybenzamin. Absolute Blutdruckwerte, das Ausmaß der Blutdruckschwankungen, die Anzahl der interventionspflichtigen hypo- und hypertensiven Phasen wurden perioperativ, in den ersten 24 Stunden und ersten drei Tagen postoperativ analysiert.

Ergebnisse: Achtzehn mit Urapidil vorbehandelte Patienten (7m:11w) sowie 18 mit Phenoxybenzamin behandelte Patienten (4m:14w) wurden zwischen 2002-2014 aufgrund eines Phäochromozytoms adrenalektomiert. Patienten der Urapidil-Gruppe wurden mit 3,5 (3-7) Tagen signifikant kürzer als Patienten der Phenoxybenzamin-Gruppe mit 8,8 (1-21) Tagen (p<0.005) präoperativ aufgenommen, ebenso war der gesamte Krankenhausaufenthalt in der Urapidil-Gruppe kürzer (p<0.005).

Es kam zu keiner adrenergen Krise, keiner der Patienten verstarb, kein Patient musste zur Blutdruckkontrolle auf eine Intensivstation aufgenommen werden.

Intraoperativ lagen die maximalen und minimalen diastolischen Blutdruckwerte der Urapidil-Gruppe signifikant höher (diast. max. p<0.005; diast. min. p=0.047). Für die systolischen Blutdruckwerte sowie das Ausmaß der Blutdruckschwankungen fand sich kein signifikanter Unterschied, allerdings kam es in der Phenoxybenzamin-Gruppe bei doppelt so vielen Patienten zu Blutdruckschwankungen ≥100 mm Hg.

In den ersten 24 Stunden postoperativ fanden sich in der Urapidil-Gruppe signifikant höhere maximale systolische Blutdruckwerte (p=0.016), auch zeigt diese Gruppe in diesem Zeitraum größere Blutdruckschwankungen (p=0.044).

Im Zeitraum 24 Stunden bis 3 Tage postoperativ konnten keine signifikanten Unterschiede der Blutdruckwerte und Blutdruckschwankungen festgestellt werden. Die Anzahl interventionspflichtiger hypo- oder hypertensiver Phasen unterschied sich prä- und postoperativ nicht signifikant.

Schlussfolgerung: Die präoperative Vorbereitung von Phäochromozytompatienten mit kontinuierlich-intravenös verabreichtem Urapidil führt, obgleich signifikanter postoperativer Blutdruckschwankungen im Vergleich zu oralem Phenoxybezamin, nicht zu einer gesteigerten Rate an interventionspflichtigen Hypo- oder Hypertonien in der prä- und postoperativen Phase. Somit können Phäochromozytompatienten sicher auf peripheren chirurgischen Stationen mit kontinuierlich-intravenösem Urapidil vorbehandelt werden.