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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Bibliographische Besonderheiten und Persönlichkeitsmerkmale von habilitierten Chirurginnen in Deutschland

Meeting Abstract

  • Sarah König - Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie, Göttingen, Deutschland
  • Laura Schwarz - Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie, Göttingen, Deutschland
  • Sonia Sippel - Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Kardiologie und Pneumologie, Göttingen, Deutschland
  • B. Michael Ghadimi - Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie, Göttingen, Deutschland
  • Anna Hell - Universitätsmedizin Göttingen, Kinderorthopädie, Operatives Kinderzentrum (OPKiZ), Göttingen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch184

doi: 10.3205/15dgch184, urn:nbn:de:0183-15dgch1847

Published: April 24, 2015

© 2015 König et al.
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Text

Einleitung: Frauen in der Chirurgie sind keine Seltenheit mehr. Dennoch sind sie in Führungspositionen und mit akademischer Qualifikation selten anzutreffen. Nur ca. 7% der Habilitationen werden von Frauen absolviert. In einer Querschnittsbefragung wurden die berufliche und familiäre Situation sowie die Einschätzungen der habilitierten Chirurginnen zu Karriereeinflüssen erhoben.

Material und Methoden: Als Messinstrument wurde ein anonymisierter Fragebogen mit 104 Items unter Verwendung von Auswahlfragen und Likert-Skalen (1=pos. Pol, 5=neg. Pol). Im Sommer 2014 wurden 93 habilitierte Chirurginnen in Deutschland angeschrieben. Die Online-Umfrage erfasste soziometrische und persönliche Daten sowie 4 Themenkomplexe (Angaben zur Berufstätigkeit, beruflicher und familiärer Werdegang, Freizeitgestaltung und Privatleben, Zufriedenheit und Selbsteinschätzung). Deskriptive Statistik, Reliabilität, Mittelwertvergleiche nach Untergruppen (hohe Zufriedenheit, Elternschaft) und Korrelationsanalysen (Pearson’s r, Eta) wurden berechnet.

Ergebnisse: Die Rücklaufquote betrug 70%. Die habilitierte Chirurgin promovierte im Mittel mit 28 Jahren, etwa zehn Jahre später erfolgte die Habilitation. Sie arbeitet in der Position der Oberärztin (30%), Chefärztin (19%) oder in einer leitenden Position (18%).

Die Zusammensetzung der Arbeitswoche korrelierte mit der beruflichen Zufriedenheit. Die besonders Zufriedenen (>70% in der Selbsteinschätzung) gaben im Vergleich zum Rest an, weniger Zeit mit konservativer Tätigkeit zu verbringen (8% vs. 38,8% der Arbeitswoche, p<0,01). 50% der beruflich besonders Zufriedenen hat „Angebote zur Karriereplanung“ (Seminare, Fortbildungen, Netzwerke etc.) genutzt und 38% fand diese hilfreich (r=0,3). Eine hohe allgemeine Lebenszufriedenheit (>80% in der Selbsteinschätzung) korrelierte mit mehr Zeit für Forschung (19% versus 9,3%, p<0,05).

Die beruflich besonders Zufriedenen nannten bei der Einschätzung der Karriere-beeinflussenden Faktoren eine „hohe Fachexpertise“, „Ehrgeiz“ und die „Klarheit der eigenen beruflichen Ziele“ an oberster Stelle (MW)=1,2-1,5). Sie gaben an, die „Unterstützung durch Ihre Vorgesetzten“ förderlicher für Ihren beruflichen Aufstieg zu empfinden als der Rest (1,6 vs. 2,9, p<0,01). Als deutliches Hindernis für die berufliche Karriere wurde von beiden Gruppen das „weibliche Geschlecht“ empfunden (MW=3,4-4,0).

77% der Befragten waren Mütter (davon 66% Allgemeinchirurgie, r=0,3). Die Wahrnehmung der Kindererziehung als ein Hindernis für die Karriere korrelierte (r=0,3) mit dem fehlenden Angebot. Zudem korrelierte das Fehlen von „verlässlichen Arbeitszeiten/Urlaubsplanungen“ stark (r=0.5) mit der Wahrnehmung der Kindererziehung als hinderlich.

Bei der Einschätzung der wichtigsten Persönlichkeitsmerkmale („Belastbarkeit“, „Verantwortungsbewusstsein“ und „gute Selbstorganisation“) gab es Konsens zwischen allen Chirurginnen. Lediglich die Eigenschaften „Fleiß“ (MW=1,1) und „Anpassungsfähigkeit“ (MW=1,4) wurden von den Kinderlosen wichtiger erachtet (p<0,05).

Schlussfolgerung: Der Anteil habilitierter Chirurginnen als Mütter ist hoch und liegt über dem Durchschnitt von Akademikerinnen (55%). Die Auswertung zeigte, dass das „weibliche Geschlecht“ immer noch als ein hervorstehendes Karrierehemmnis empfunden wird. Es konnten wichtige Faktoren für den beruflichen Aufstieg identifiziert werden.