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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Anus präter Komplikationen im Kindesalter

Meeting Abstract

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  • Gerhard Steinau - RWTH Aachen, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Aachen, Deutschland
  • Andreas Lambertz - RWTH Aachen, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Aachen, Deutschland
  • Ulf Neumann - RWTH Aachen, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Aachen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch154

doi: 10.3205/15dgch154, urn:nbn:de:0183-15dgch1543

Published: April 24, 2015

© 2015 Steinau et al.
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Einleitung: Die Notwendigkeit zur Anlage eines Anus präters im Kindes- und Jugendalter ist selten. Für die Kinder und Jugendlichen und insbesondere für deren Eltern stellt der künstliche Darmausgang häufig eine besondere psychische Belastung dar. Jedoch ist die Anlage mitunter die einzige Möglichkeit zur Heilung potentiell lebensbedrohlicher Erkrankungen. Im Unterschied zum Erwachsenen handelt es sich dabei fast ausschließlich um Erkrankungen auf der Basis eines entzündlichen Geschehens oder einer kongenitalen Fehlbildungsanomalie und nur in den seltensten Fällen um ein Malignom. In der Mehrzahl der Fälle wird das Stoma passager angelegt, das heißt mit der Intention, die Kontinenz nach einer gewissen Zeit wiederherzustellen. Dies bedeutet für die kleinen Patienten und deren Eltern mindestens einen weiteren operativen Eingriff. Wir haben die Kinder bei denen Stomata angelegt werden mußten hinsichtlich der Komplikationen ausgewertet.

Material und Methoden: In zwei retrospektiven Studien (1990–1998) und (2010–2013) haben wir insgesamt 96 Enterostomien hinsichtlich der postoperativen Komplikationen ausgewertet. Ca. die Hälfte der Stomata wurden bei Kindern unter 1 Monat und weitere 11 bei Säuglingen innerhalb des ersten Lebensjahres angelegt. Die häufigsten Indikationen, die zur Anlage der Stomata geführt haben waren der Darmverschluß und die nekrotisierende Enterocolitis (NEC) und die spontane intestinale Perforation (SIP). Im Jugendalter waren bei Vorliegen von Colitis ulcerosa, familiärer adenomatöser Polyposis (FAP) und M. Crohn die Stomaanlagen indiziert

Ergebnisse: Bei 32 Kindern wurde ein Dünndarmstoma und bei 64 ein Dickdarmstoma angelegt. Die durchschnittliche Liegezeit der Enterostomien betrug 152 Tage und in dem Berichtstzeitraum sind 89 Stomata zurückverlegt worden. Lediglich 3 Kinder hatten ihr Stoma länger als 1 Jahr. Auch bei der Rückverlegung traten Komplikationen in etwa 20% auf, wobei am häufigsten eine Wundinfektion verzeichnet werden musste. Ein Kind verstarb postoperativ nach Stomarückverlegung an einem plötzlichen Herztod.

In etwa 35 % aller Enterostomien mussten postoperative Komplikationen verzeichnet werden, wobei am häufigsten (18 Kinder) ein Stomaprolaps auftrat. In absteigender Häufigkeit sind Wundinfektionen und Stenosen vorhanden gewesen. An schwerwiegenden postoperativen Folgen mussten bei jeweils 2 kindern eine Peritonitis und bei einem eine enterocutane Fistel versorgt werden.

Schlussfolgerung: Je weiter distal die Stomaanlage erfolgt desto geringer ist die Komplikationsrate bezüglich Prolaps, Unterernährung und Hautmazeration. Durch den aggressiven Dünndarmstuhl kann es besonders bei insuffizienter Versorgung der Stomata zu erheblichen Hautproblemen kommen, die zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität führen können. Hier hat sich die Hinzuziehung einer Stomatherapeutin sehr bewährt, die zweckmäßigerweise schon vor der Stomaanlage hinzugezogen werden sollte, um eine optimale Lokalisation des Stomas zu erreichen.

In der Literatur sind Komplikationsraten bei Anlagen von Enterostomien zwischen 20,8–68% beschrieben worden. Um die häufigste Komplikation des Stomaprolaps zu reduzieren, sollte eine gute Verankerung des Stomas mit dem Peritoneum und der Fascie geachtet werden. Die Anlage von Stomata und auch die Zurückverlegung sind mit einer nicht unerheblichen Komplikationsrate behaftet. Das Wissen hierum und die Vornahme einer adäquaten Op-Technik können diese Komplikationsrate senken