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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Trigeminusneuralgie durch Hämangiom im Cavum Meckeli – Neurochirurgische Therapie führt zu dauerhafter Schmerzfreiheit

Meeting Abstract

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  • Bettina Knie - Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Neurochirurgie, Berlin, Deutschland
  • Stefanie Hammersen - Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Neurochirurgie, Berlin, Deutschland
  • Dag Moskopp - Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Neurochirurgie, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch144

doi: 10.3205/15dgch144, urn:nbn:de:0183-15dgch1445

Published: April 24, 2015

© 2015 Knie et al.
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Einleitung: Die neurochirurgische Therapie der Trigeminusneuralgie ist den Fällen vorbehalten, bei denen die medikamentöse Therapie versagt oder die Nebenwirkungen der Medikamente das OP-Risiko übersteigen. Das operative Vorgehen beinhaltet eine mechanische oder chemische Unterbrechung der Schmerzweiterleitung oder die mikrovaskuläre Dekompression. Mit einer Inzidenz von <0,8% sind Tumore eine sehr seltene Ursache der Trigeminusneuralgie. Hierbei ist der Gesichtsschmerz, der durch Tumore ausgelöst wird, meist atypisch, oft verbunden mit neurologischen Störungen und die Patienten sind jünger. Wir präsentieren einen Fall aus unserer Klinik einer 42-jährigen Patientin mit linksseitigem Gesichtsschmerz und Parästhesien. Bildgebend wurde neben multiplen infra- und supratentoriellen Cavernomen mit Zeichen der Einblutung ein zunächst unklarer Befund am Felsenbein ventro-rostral diagnostiziert. In der Literatur ist uns weltweit nur ein einziger Fall bekannt, ähnlich zum hiesigen Casus.

Material und Methoden: Berichtet wird von einer 42-jährigen Patientin die sich erstmals in unserer Rettungsstelle vorstellte mit unerträglichen Schmerzen im Bereich des ersten und geringer auch des zweiten Trigeminusastes links. Die Schmerzen verliefen von okzipital nach frontal und traten undulierend attackenartig auf. Damit verbunden waren Parästhesien im ersten und geringer im zweiten Trigeminusast links. Eine medikamentöse Therapie mit Paracetamol und ASS war wirkungslos. In der klinischen Untersuchung zeigte sich eine Gangunsicherheit nach Augenschluss. Im MRT ohne und mit KM zeigten sich zum einen multiple Cavernome supra- und infratentoriell mit Zeichen der Einblutung sowie ein unklarer Befund am Felsenbein ventro-rostral (Abbildung 1 [Abb. 1]). Da die Patientin nicht vital bedroht und die bisherige medikamentöse Therapie nicht vollständig ausgeschöpft war, hielten wir ein konservatives Vorgehen für vertretbar. Bei der Wiedervorstellung nach zwei Wochen berichtete die Patientin von unveränderten Kopfschmerzen verbunden mit Übelkeit, Erbrechen und Schwindel. Die Medikation mit Carbamazepin und Gabapentin hatte zu keiner Besserung geführt. Nachdem eine weitere Anpassung der konservativen Therapie erfolglos blieb, wurde der Entschluss zur Exploration des Felsenbein-Prozesses (im Cavum Meckeli) gefasst.

Ergebnisse: Nach offen neurochirurgischer Freilegung über einen subtemporalen Zugang und Inzision des Meckel-Dachs kam ein Hämatom zum Vorschein. Im histopathologischen Schnellschnitt wurden Ganglienzellen gesehen und der V.a. ein Schwannom geäußert. Dieses widersprach jedoch aller intraoperativen Evidenz. Bei der weiteren histologischen Aufarbeitung konnten periphere Faszikel und Hämosiderophagen angefärbt werden. In Zusammenschau der klinischen, bildgebenden, operativen und histologischen Befunde wurde die Diagnose eines cavernösen Hämangioms gestellt. Die Trigeminus-Neuralgie war sofort und bleibend verschwunden.

Schlussfolgerung: Die neurochirurgische Therapie der Trigeminusneuralgie durch Tumore kann zu dauerhafter Schmerzfreiheit führen. Eine sorgfältige Diagnostik und Ausreizung der konservativen Therapie unter engmaschiger klinischer Kontrolle sollten hierfür Voraussetzung sein.