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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

H2O2 Vernebelung – ein neuer Ansatz im Konzept des Ausbruchsmanagement bei 4 MRGN Acenetobachter baumannii in einem Brandverletztenzentrum

Meeting Abstract

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  • Frank Siemers - BG Kliniken Bergmannstrost, Plastische und Handchirurgie/Brandverletztenzentrum, Halle / Saale, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch136

doi: 10.3205/15dgch136, urn:nbn:de:0183-15dgch1362

Published: April 24, 2015

© 2015 Siemers.
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Einleitung: Der Ausbruch mit einem 4 MRGN Acinetobacter baumannii auf einer Intensiveinheit für Schwerbrandverletzte stellt alle Beteiligten vor eine große Herausforderung. Sie überleben sowohl in Feuchtreservoiren, wässrigen Lösungen als auch auf trockenen Oberflächen. Die Übertragung von Acinetobacter baumannii erfolgt durch direkten oder indirekten Kontakt zu Quellen aus der belebten und unbelebten Umgebung des Patienten. Die Ausbrüche werden oft als schwer beherrschbar beschrieben. Aufgrund der Umweltresistenz von Acinetobacter baumannii ist ein effizientes Hygienemanagement erforderlich, um Transmissionen über kontaminierte Flächen und Gegenstände sowie über die Hände zu verhindern.

Material und Methoden: Das Management bei einer Ausbruchsituation, bei der 8 Patienten des Brandverletztenzentrums betroffen waren wird vorgestellt. Nach der Feststellung des Auslöseereignisses wurde sofort ein Ausbruchsmanagementteam durch die Stabsstelle Krankenhaushygiene aktiviert und Interventionsmaßnahmen zur Unterbrechung der Infektkette eingeleitet. Neben einem sofortigen Aufnahmestop wurden umfangreiche Umgebungsuntersuchungen in die Wege geleitet. Die betroffenen Patienten wurden nach Abschluss der operativen Maßnahmen, mit dem Ziel die Einheit schnellst möglichst wieder aufnahmebereit zu melden, in heimatnahe Krankenhäuser oder in eine Rehabilitationsklinik verlegt. Ein Betroffener, bei dem noch plastisch-chirurgische Maßnahmen durchgeführt werden mussten, wurde nach Identifizierung der Ausbruchsquelle in einen speziell eingerichteten Bereich der Intermediate Care Station verlegt.

Die Umgebungsuntersuchungen erbrachten eine positive Erregerquelle auf einem Bronchoskopieturm. Der Ausbruch war nach Verlegung der Patienten, Schlussdesinfektion und anschließender Verneblung mit 5-6% Wasserstoffperoxid innerhalb von 18 Tagen beendet.

Ergebnisse: Nach der erstmaligen Meldung der Keimsituation konnten 7 Patienten innerhalb von 10 Tagen verlegt werden. Bei allen Patienten waren die operativen Maßnahmen abgeschlossen. Der verbliebene Patient bedurfte noch chirurgischer Maßnahmen. Nach Stabilisierung erfolgte die Verlegung auf eine Isolationseinheit der IMC.Es folgte die vollständigen Kontamination der gesamten Station. 18 Tage nach Beginn des Ausbruchsgeschehens konnten neue Patienten aufgenommen werden.

4 Fundorte mit Acinetobacter baumannii 4MRGN wurden identifiziert. Der Resistenzphänotyp der angezüchteten Stämme war identisch mit dem der Patientenisolate.

Es liegt die Vermutung nahe, dass kleinere Flächen im Verfahren der Schlussdesinfektion übersehen werden können.Das gesamte BVZ wurde daher schrittweise mit 5-6% H2O2 vernebelt. Nachfolgende Abklatschuntersuchungen waren negativ.

Schlussfolgerung: Im Falle eines gehäuften Auftretens eine multiresistenten A. baumannii ist eine Typisierung der einzelnen Erreger unerlässlich. Darüber hinaus gilt es die Quelle der Kontamination zu detektieren. Neben der kompletten Auslagerung der Patienten wurde umfassende hygienische Maßnahmen in die Wege geleitet. Die Vernebelung mit 5-6% Wasserstoffperoxid nach durchgeführter Schlussdesinfektion bei multiresistenten Erregern hat sich im betroffene Brandverletztenzentrum als sehr effektives Verfahren zur Dekontamination von Räumen erwiesen. Der Erfolg wurde in diesem Geschehen durch Abklatschuntersuchungen an aufwändig zu reinigenden Stellen vor und nach Vernebelung belegt.