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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Mental imagery-training in der Laparoskopischen Chirurgie

Meeting Abstract

  • Julian Bucher - Klinikum der Universität München, Klinik für Allgemeine, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, München, Deutschland
  • Tom-Nicolas Kossak - Lehrstuhl für Sportpsychologie der Technischen Universität München, Fakultät für Sport und Gesundheitswissenschaften, München, Deutschland
  • Markus Bo. Schoenberg - Klinikum der Universität München, Klinik für Allgemeine, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, München, Deutschland
  • Jürgen Beckmann - Lehrstuhl für Sportpsychologie der Technischen Universität München, Fakultät für Sport und Gesundheitswissenschaften, München, Deutschland
  • Wolfgang Thasler - Klinikum der Universität München, Klinik für Allgemeine, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, München, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch121

doi: 10.3205/15dgch121, urn:nbn:de:0183-15dgch1212

Published: April 24, 2015

© 2015 Bucher et al.
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Einleitung: Während in der konventionellen, offenen Chirurgie eine Verbesserung der operativen Performance maßgeblich durch Routine in der Durchführung des jeweiligen Eingriffs erreicht wird, lässt sich die Performance bei laparoskopischen Eingriffen nachweislich auch durch Simulator-basiertes Training optimieren. Mental imagery-training in der Sportpsychologie zur Verbesserung der Performance verwendet. Hierbei imaginiert der Sportler repetitiv den Ablauf komplexer Manöver z.B. im Skisport oder beim Kunstturnen möglichst genau. Dadurch kann neben dem realen Bewegungsfluss auch die Orientierung im 3-dimensionalen Raum verbessert werden. In der Laparoskopischen Chirurgie ist die Diskrepanz der Blickachse des Kamerabildes und der Achse der Laparoskopischen Instrumente eine große Herausforderung. Wir berichten von einer Simulator-basierten Studie zur Verbesserung der Orientierungsfähigkeit in der Laparoskopie durch mental imagery-training.

Material und Methoden: Verglichen wurde die Performance während der Bewältigung einer standardisierten Aufgabe an einem Laparoskopie Box-Simulator. Es musste jeweils ein Laparoskopie-Clip auf einer definierten Linie am Colon ascendens, am Colon transversum und am Colon decendens im Simulator platziert werden. Die Aufgabe wurde jeweils aus 2 Blickrichtungen („Schuss und Gegenschuss“) gestellt. Die benötigte Zeit wurde gemessen. Die Experimentalgruppe erhielt jeweils zwischen den Versuchszeitpunkten (t1-t3) ein 45 minütiges mental imagery-training unter Anleitung eines erfahrenen Sportpsychologen mit Fokus auf die Bewältigung der Aufgabe in der „Gegenschuss“-Perspektive.

Ergebnisse: Die berechnete Varianzanalyse mit Messwiederholung (t1-t3) zeigt einen deutlichen Lerneffekt durch das Simulator-Training für beide Gruppen (F(2, 24) = 22.91; p < .001; ηp2 = .65). Der Interaktionseffekt weist nicht auf eine signifikante Interaktion hin (F(2, 24) = .55; p = .59; ηp2 = .04). Die stärkste Verbesserung zeigte die Experimentalgruppe von Messzeitpunkt t1 zu t2 bei der Bewältigung der Aufgabe aus der „Gegenschuss“- Perspektive. Zwar ergibt sich ebenfalls keine signifikante Interaktion, dennoch weist die Effektstärke auf einen bedeutsamen Lernzugewinn hin (F(1, 14) = 1.16; p = .30; ηp2 = .08).

Schlussfolgerung: Sowohl sportliche Performance als auch chirurgische Eingriffe erfordern die präzise Durchführung komplexer Bewegungsabläufe unter Druck. In beiden Bereichen korreliert die Performance mit dem Ergebnis. Daher ist anzunehmen, dass Trainingskonzepte zur Verbesserung der Performance von Sportlern auch in der Chirurgie erfolgreich anwendbar sind. Die o.g. Studie gibt Hinweise für die Relevanz von mental imagery-training auf die Lernkurve eines Simulator-basierten Laparoskopie Trainings. Dementsprechend sollte das Potential dieser Methode als additive Trainingstechnik für die Laparoskopie-Ausbildung und als Möglichkeit zur Verbesserung der individuellen operativen Performance von erfahrenen Chirurgen durch größer angelegte Studien weiter untersucht werden.