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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Ist eine MRT-basierte selektive Indikation zur neoadjuvanten Radiochemotherapie beim Rektumkarzinom onkologisch gerechtfertig? Zwischenergebnisse der OCUM-Studie

Meeting Abstract

  • Martin E. Kreis - Charite Universitätsmedizin, Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Berlin, Deutschland
  • Reinhard Rupppert - Städtisches Klinikum München, Klinik für Allgmein- und Viszeralchirurgie, Endokrine Chirurgie und Coloproktologie, München, Deutschland
  • Henry Ptok - Cart-Thiem-Klinik, Klinik für Chirurgie, Cottbus, Deutschland
  • Joachim Strassburg - Charite Universitätsmedizin, Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Berlin, Deutschland
  • Andreas Lewin - Sana Klinikum Lichtenberg, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Berlin, Deutschland
  • Jörg Sauer - Klinikum Arnsberg, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimal-invasive Chirurgie, Arnsberg, Deutschland
  • Theo Junginger - Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Allgemei- und Abdominalchirurgie, Mainz, Deutschland
  • Susanne Merkel - Universitätsklinikum, Chirurgische Klinik, Erlangen, Deutschland
  • Paul Hermanek - Charite Universitätsmedizin, Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch097

doi: 10.3205/15dgch097, urn:nbn:de:0183-15dgch0972

Published: April 24, 2015

© 2015 Kreis et al.
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Text

Einleitung: In einer prospektiven multizentrischen Beobachtungsstudie (OCUM-Studie, clinicaltrials.gov NCT01325649) erfolgt die neoadjuvante Radiochemtherapie (nRCT) bei Patienten mit Rektumkarzinom selektiv anhand der präoperativen Kernspintomographie (MRT) des Beckens.

Ziel einer Zwischenauswertung war es zu klären, ob hierdurch im Vergleich zur konventionellen Indikation die Häufigkeit der nRCT verringert werden kann ohne den Anteil der prognostisch ungünstigen Resektionen mit positivem pathologischem Resektionsrand (pCRM) zu erhöhen.

Material und Methoden: An 13 Kliniken wurde bei Patienten mit Rektumkarzinom (cT2-4, jedes cN, M0) eine nRCT bei Tumoren des mittleren und unteren Drittels nur dann vorgenommen, wenn ein cT4 Tumor vorlag oder der Abstand des Tumors im prätherapeutischen MRT < 1mm betrug. Unabhängig vom mrCRM wurden alle cT 3- Tumoren des unteren Drittels bestrahlt.

Es wurde untersucht, wie häufig bei konventioneller Indikation (Stadium cII und cIII (cT3 oder 4, cN ) eine nRCT indiziert gewesen wäre und wie oft bei selektiver MRT-basierte Indikation (entsprechend der OCUM-Studie) tatsächlich eine nRCT erfolgte. Als onkologisches Beurteilungskriterium wurden der pCRM, die Qualität der Mesorektumexzision und die Häufigkeit einer intraoperativen lokalen Tumordissemination bestimmt.

Ergebnisse: Bei 642 eingeschlossenen Patienten lag bei 506 klinisch ein Stadium c II oder c III vor, so dass bei konventioneller Indikation 506/640 Patienten (79,1%) eine nRCT erfolgt wäre (bei 2 Patienten lagen keine Angaben zum Stadium vor). Postoperativ fand sich bei 36/640 (5,6%) ein positiver pCRM.

Tatsächlich erfolgte entsprechend dem Studienkonzept eine nRCT nur bei 253 /642 Patienten (39,4%). Der Unterschied zur konventionellen Indikation ist signifikant (p<0.001). Die pCRM Rate war 37/642 (5,8%), entsprechend war die Rate eines negativen pCRM 605/642 (94,2%) (Schwankungen zwischen den Kliniken 90-96.4%, p=0,462)

Die Qualität der Mesorektumexzsion war hoch, der Anteil der Resektionen im prognostisch ungünstigen mucularis propria plane betrug 8/642 /1.2%) (Schwankungen zwischen den Kliniken 0-4%, p=0.147) und die Häufigkeit der intraoperativen Tumorzelldissemination war gering (25/642, 3.9%) (Schwankungen zwischen den Kliniken 0-9%, p=0,009).

Schlussfolgerung: Die MRT-basierte selektive Indikation zur nRCT senkt deren Häufigkeit signifikant um mehr als die Hälfte im Vergleich zur konventionellen Indikation ohne die Häufigkeit eines positiven pCRM, dem wesentlichen Surrogatparameter für ein späteres lokoregionäres Rezidiv, zu erhöhen. Damit ist unter der Voraussetzung einer hohen Qualität der Mesorektumexzision abweichend von den bestehenden Leitlinien eine selektive Indikation zur präoperativen Radiochemotherapie beim Rektumkarzinom gerechtfertigt.