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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Schrittmacher in der Therapie des Gallenblasenkarzinoms – „CAES/CAMIC-Zentralregister: Okkultes Gallenblasenkarzinom“

Meeting Abstract

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  • Thorsten Oliver Goetze - Dr. Horst- Schmidt-Kliniken, Allgemein- und Visceralchirurgie, Wiesbaden, Deutschland
  • Vittorio Paolucci - Ketteler-Krankenhaus, Allgemein- und Visceralchirurgie, Offenbach, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch065

doi: 10.3205/15dgch065, urn:nbn:de:0183-15dgch0654

Published: April 24, 2015

© 2015 Goetze et al.
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Einleitung: Das incidentelle Gallenblasenkarzinom (IGBC) wird zumeist nach laparoskopischer Cholezystektomie entdeckt, was eine anschließende Radikalisierungsoperation in einem Zweiteingriff erfordert. Die unmittelbare radikale Reoperation (RR) bestehend aus einer Leberresektion (LR) und Lymphadenektomie (LAD) wird zum jetzigen Zeitpunkt in der S3- Leitlinie ab einem T2- karzinom empfohlen. Gemäß den Zentralregisterdaten findet die Leitlinie aber keine Umsetzung. Die Missachtung der Leitlinienempfehlungen führt dazu, dass der Großteil der Patienten nicht suffizient gestaged wird, sowie einer Unterversorgung der Patienten aus onkologisch kurativen Gründen. In der Praxis stellen sich folgende Fragen. Hängt die Umsetzung der Leitlinie von der Erfahrung der Kliniken in der Leberchirurgie ab oder wird die biologische Aggressivität des Gallenblasenkarzinoms flächendeckend unterschätzt? Soll bereits ab einem T1b- karzinom, wo in 15% mit pos. Lymphknoten und 30% mit einer Lymphangiosis zu rechnen ist eine RR sattfinden. Welche Leberresektionstechnik ist zu favorisieren und welchen Stellenwert hat die Lymphknotenratio (LNR), dass Verhältnis entnommener zu befallener Lymphknoten im Rahmen der Lymphadenektomie.

Material und Methoden: Als Datengrundlage dient das CAES/CAMIC-Zentralregister „Okkultes Gallenblasenkarzinom“, sowie eine 2te, dem Register angegliederte Studie (Leberresektionsstudie).

Ergebnisse: Zurzeit sind mehr als 900 Fälle von incidentellem Gallenblasenkarzinom registriert. Es wurden 883 IGBC`s statistisch ausgewertet. Bei 109 Patienten lag ein Stadium T1b vor, bei 43 davon erfolgten RR. Die Überlebenskurven (UK) zeigen einen signifikanten Vorteil für reoperierte T1b-Tumoren. Die 215 reoperierten T2- der insgesamt 441 T2-Tumoren, aber auch die 75 reoperierten T3- der insgesamt 207 T3-Tumoren zeigen einen signifikanten Überlebensvorteil für die radikal reserzierten Patienten. Der Vergleich der UK bezgl. Leberresektionstechniken zeigt, dass die Wedge-Resektionstechnik eine attraktive Resektionsform sowohl für T1b- als auch T2-Tumoren darstellt. Für T3-Tumoren sind radikalere Verfahren erforderlich. Bei 212 Patienten konnte die LNR bestimmt werden. Es erfolgte die Einteilung in 3 Gruppen (Gr), Gr1 LNR=0; Gr2 LNR >0-<0.5; Gr3 LNR 0.5-1. Die Kaplan- Meier Kurven und des Hazard- ratio zeigen einen signifikanten Prognosezusammenhang bezügl. der Anzahl der befallen, resp. entnommenen Lymphknoten. Nur 49% der T2- und 36% der T3-Tumore des Registers erhielten eine RR. Kliniken die häufiger Leberchirurgie betreiben (High- Volume) stellen hierbei die Indikation zur RR signifikant häufiger, als sog. Low- Volume-Kliniken. Eine Verlegung von Patienten aus einer Low- in eine High- Volume Zentrum findet in der Praxis nicht messbar statt.

Schlussfolgerung: Es ergeben folgende Schrittmacherempfehlungen. IGBC`s ab einem T- stadium T1b bedürfen einer radikalen Resektion. Die Umsetzung der Leitlinie in der Praxis hängt von der Erfahrung der Kliniken in der Leberchirurgie ab, nicht von den Leitlinienempfehlungen. Die Wedge-Resektionstechnik ist hierbei der Lebereingriff der Wahl bei T1b- und auch beim T2-karzinomen und sollte durchaus auch in Low- Volume- Kliniken umsetzbar sein. Auch die Relation der entnommen zu befallenen Lymphknoten, also die Lymphknotenausbeute bei der LAD hat einen signifikanten Einfluss auf die Prognose. Um die Überlebensraten in Deutschland bei einem biologisch aggressiven Tumor wie dem IGBC zu verbessern ist ein chirurgisch aggressiveres Vorgehen oder Haltung im Sinne einer Verlegung essentiell.