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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Laparoskopisches versus offenes Vorgehen bei Patienten mit einer FAP (familiären adenomatösen Polyposis): Gibt es relevante Unterschiede in Outcome und Lebensqualität?

Meeting Abstract

  • Claudia Schneider - Katharinenhospital Stuttgart, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Stuttgart, Deutschland
  • Bojana Bazika - HELIOS St. Josefs-Hospital, Chirurgie, Bochum, Deutschland
  • Ralph Schneider - HELIOS St. Josefs-Hospital, Chirurgie, Bochum, Deutschland
  • Gabriela Möslein - HELIOS St. Josefs-Hospital, Chirurgie, Bochum, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch058

doi: 10.3205/15dgch058, urn:nbn:de:0183-15dgch0585

Published: April 24, 2015

© 2015 Schneider et al.
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Text

Einleitung: Bei Patienten mit einer FAP ist es seit Jahrzehnten etablierter Standard eine prophylaktische (Prokto)kolektomie vor Auftreten eines kolorektalen Karzinoms durchzuführen. Theoretisch gibt es zahlreiche Argumente für eine laparoskopische Durchführung des Eingriffs in dieser meist jungen Patientenklientel. Wir präsentieren die Ergebnisse eines großen FAP-Kollektivs, das zwischen 1977 und 2012 operiert wurde und an einer anonymen Befragung teilgenommen hat.

Material und Methoden: Insgesamt 254 aktive FAP-Patienten aus unserem Klinikregister, die zwischen 1960 und 2010 diagnostiziert wurden erhielten auf postalischem Wege die Bitte, sich an der anonymen Befragung zu beteiligen. Ein Ethik-Votum der HHU-Düsseldorf wurde zuvor eingeholt. Insgesamt 80 informative und auswertbare Rückantworten wurden in die Analyse dieser Fragestellung berücksichtigt.

Ergebnisse: Eingeschlossen wurden nur Patienten mit einer Nachbeobachtungszeit nach dem primären Eingriff von mindestens 2 Jahren. 65,5% (n=56) erhielten eine totale Dick- und Enddarmentfernung mit Pouch, 25% (n=21) eine Dickdarmentfernung mit Ileorekto- oder Ileosigmoidostomie (= (sub)totale Kolektomie) und 3,6% (n=3) ein dauerhaftes Ileostoma. Die oben genannten Operationen wurden bei 35,7% (n=30) laparoskopisch und bei 59,5 % (n=50) offen durchgeführt. Das Durchschnittsalter der laparoskopisch operierten Patienten beträgt 37,83 Jahren, der Median liegt bei 38 Jahren, bei den offen operierten Patienten beträgt das Durchschnittsalter 47,7 Jahre und der Median liegt bei 47 Jahren. Dabei war das Verhältnis von Proktokolektomie versus Kolektomie in beiden Gruppen vergleichbar [GM1]. ebenso wie die ca. 50%-ige Anlage eines protektiven Loop-Ileostomas bei der Proktokolektomie [cs2] in beiden Gruppen.

Bei 13,3% der laparoskopisch operierten und bei 44% der offen operierten Patienten erfolgte im weiteren Verlauf eine Reoperation wegen Komplikationen/Problemen. Desmoide entwickelten sich bei 23,7% der laparoskopisch operierten und bei 54% der offen operierten Patienten. Der Wexner Score [cs3] war signifikant besser bei den laparoskopisch operierten Patienten, ebenso die Stuhlfrequenz jeweils tagsüber und nachts. Offen operierte Patienten (M=7,82, SD=4,83) hatten signifikant einen höheren Wexner Score als die Patienten aus der Gruppe der laparoskopisch operierten Gruppe, p=0.001 (p<0.05), zweiseitig getestet. Je höher die Punktzahl desto stärker ist die Inkontinenz.. In Bezug auf die Lebensqualität wiesen laparoskopisch operierte Patienten ein signifikant besseres Ergebnis des SF-12 Fragebogens [cs4] auf Offen operierte Patienten (M=92,21, SD=26,82) hatten signifikant einen niedrigeren Wert bei der körperlichen Summenskala als die Patienten aus der laparoskopisch operierten Gruppe (M=103,3571, SD= 25,25), p=0.040 (p<0.05), einseitig getestet.

Schlussfolgerung: In diese Fragebogenerhebung konnte ein großes Kollektiv von FAP-Patienten nach prophylaktischer (Prokto)kolektomie einbezogen werden. Dabei interessierte es die Autoren, Unterschiede in dem funktionellen Ergebnis und in der Lebensqualität zu erfassen. Wir fanden ein signifikant besseres Ergebnis des SF-12 als Instrument der Erfassung der Lebensqualität. Überraschend war die deutlich höhere Komplikationsrate bei offen operierten Patienten ebenso wie eine signifikant häufigere Rate an Desmoiden in der offen operierten Gruppe. Dieses Ergebnis war unabhängig davon, ob die Kolektomie oder die ausgedehntere Proktokolektomie erfolgte.