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Unterscheiden sich neoadjuvant therapierte Adenokarzinome des oberen Gastrointestinaltraktes genderspezifisch?
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Published: | April 24, 2015 |
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Einleitung: Die Inzidenz, Risikofaktoren, Lokalisation und histopathologische Aspekte wie Laurenklassifikation sind bei Adenokarzinomen des oberen Gastrointestinaltraktes (GI) geschlechtsabhängig. Für den oberen GI existiert in der Literatur nur eine einzige geschlechtsabhängige Analyse für Ösophaguskarzinome nach Radiochemotherapie, die ein geschlechtsunabhängiges Überleben, aber einen Trend zu einem besseren Ansprechen bei Frauen zeigt.
Ziel dieser retrospektiven explorativen Studie ist die genderspezifische Analyse von Tumorcharakteristika, Ansprechen und Prognose in einem großen gut charakterisierten Patientenkollektiv.
Material und Methoden: 843 PatientInnen von 1987-2013 aus zwei universitären Zentren mit lokal fortgeschrittenem neoadjuvant chemotherapierten resezierten Adenokarzinom (cT3/4, N any, cM0/x) des oberen Gastrointestinaltrakts (AEG n=606, Magen n=237) aus einer prospektiv geführten Datenbank wurden retrospektiv geschlechtsspezifisch analysiert. Die Responsebeurteilung erfolgte histopathologisch entsprechend dem Regressionsgrad nach Becker, klinisch entsprechend den publizierten Kriterien (Endoskopie: Abnahme endoluminal >75% und CT: Abnahme Tumordurchmesser >50%). Die PatientInnen erhielten alle Platin- und 5-FU-basierte Protokolle, +/- Taxan oder Epirubicin. Die Analyse erfolgte mit X²-Test und Kaplan Meier und log-rank-Test.
Ergebnisse: Das Studienkollektiv umfasste 182 (21,6%) Frauen und 661 (78,4%) Männer. Es bestand eine geschlechtsspezifische Assoziation folgender Patienten- und Tumorcharakteristika: Art der Chemotherapie (Männer häufiger taxanhaltig; p=0,023), Lokalisation (Männer mehr proximale Lokalisationen; p<0,001), siegelringzellige Differenzierung (Männer (m) 127 (23,4%) vs. Frauen (w) 87 (58%); p<0,001), Lauren-Klassifikation (intestinal: m 383 (60,4%) vs. w 58 (33,5%); p<0,001), Grading (G1/2: m 135 (30,6%) vs. w 35 (19,7%); p=0,004), ypT (Männer häufiger T0 und T4; p=0,023), ypM (Frauen häufiger M1; p= 0,042), R-Kategorie (R0: m 508 (77%) vs. w 127 (69,8%); p=0,046).
Es fand sich keine Assoziation von histopathologischer (p=0,512) oder klinischer (p=0,093) Response mit dem Geschlecht. Bei der Subgruppenanalyse des Ansprechens war die histopathologische Regression in keiner Subgruppe signifikant (p=0,056), klinisch hatten Männer signifikant häufiger einer partielle Response (p=0,006).
Das Gesamtüberleben (OS) (p=0,330) und das der R0-Resezierten (p=0,401) unterscheiden sich nicht geschlechtsabhängig. Analysiert man das Überleben getrennt nach Lokalisation zeigt sich, dass Frauen bei AEG I (p=0,005) ein signifikant schlechteres Überleben haben. Das Rezidivmuster nach R0 Resektion zeigte signifikante Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Frauen hatten signifikant häufiger eine Peritonealkarzinose (p<0,001) und Männer signifikant häufiger ein Lokalrezidiv (p=0,002).
Schlussfolgerung: Männer zeigen klinisch einen Trend zu besserem Ansprechen, erhielten häufiger aggressivere Therapieschemata und wiesen eine günstigere Tumorbiologie auf. Prognostisch hat das Geschlecht dennoch nur in der Subgruppe der AEG I Relevanz, die männerdominiert ist. Die unterschiedlichen Rezidivmuster könnten bei der Nachsorge eine Rolle spielen, wobei die frühe Diagnose einer Peritonealkarzinose mit konventioneller Diagnostik schwierig bleibt. Dennoch sollte das Geschlecht als Stratifikationskriterium in künftige Studien eingehen, um valide Daten zu generieren.