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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Unterscheiden sich prä-und postmenopausale Frauen im Outcome bei lokal fortgeschrittenen neoadjuvant therapierten Adenokarzinomen des oberen Gastrointestinaltraktes?

Meeting Abstract

  • Katja Ott - RoMed Klinikum Rosenheim, Klinik für Allgemein-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Rosenheim, Deutschland
  • Christiane Wiecha - Universität Heidelberg, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, und Transplantationschirurgie, Heidelberg, Deutschland
  • Ulrike Heger - Universität Heidelberg, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, und Transplantationschirurgie, Heidelberg, Deutschland
  • Alexander Novotny - Klinikum rechts der Isar der TUM, Chirurgische Klinik und Poliklinik, München, Deutschland
  • Markus W. Büchler - Universität Heidelberg, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, und Transplantationschirurgie, Heidelberg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch030

doi: 10.3205/15dgch030, urn:nbn:de:0183-15dgch0304

Published: April 24, 2015

© 2015 Ott et al.
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Text

Einleitung: Der Einfluss des Hormonstatus bei Frauen für das Ansprechen einer Chemotherapie (CTX) oder die Prognose ist im Gastrointestinaltrakt (GI) bisher weder dokumentiert noch untersucht. Tierexperimentell gibt es Hinweise, dass der Hormonstatus bei der Karzinogense und Prognose eine Rolle spielen könnte. Im klinischen Alltag entsteht oft der Eindruck, dass besonders junge Frauen eine schlechte Prognose haben.

Ziel dieser retrospektiven explorativen Studie war die Analyse der Tumorcharakteristika und des Outcomes abhängig von der Menopause bei Frauen mit neoadjuvant chemotherapierten resezierten Adenokarzinomen des oberen GI.

Material und Methoden: Von 843 resezierte PatientInnen nach neoadjuvanter Chemotherapie aus zwei Zentren (AEGI/II/III, Magen cT3/4 N0/+ cM0/x) waren 182 Frauen. Die Analyse erfolgt retrospektiv an einer prospektiven Datenbank. Da keine Dokumentation der Menopause in der Datenbank existiert, wurde das statistische Durchschnittsalter von 51 Jahren angenommen. Das histopathologische Ansprechen erfolgt entsprechend dem Regressionsrad nach Becker, das klinische Ansprechen standardisiert wie publiziert abhängig von Endoskopie (Abnahme von 75% endoluminaler Tumor) und CT (Abnahme 50% Wanddicke). Es wurden X²-Test und Kaplan-Meier Analysen mit log-rank Test durchgeführt.

Ergebnisse: 60 Frauen waren prämenopausal (<51), 122 postmenopausal. Prämenopausale Patientinnen haben signifikant häufiger Magenkarzinome (prä: 40/89 (67%) Magen-Ca, 20/60 (33%) AEG; post: 58/122 (48%) Magen-Ca, 64/122 (52%) AEG; p=0,015), eine schlechter Differenzierung G3/4 (prä: 53/59 (90%) versus post: 90/119 (76%); p=0,025), eine nicht-intestinale Laurenklassifikation (prä: 49/59 (83%) versus post: 66/114 (58%); p=0,001), eine siegelringzellige Differenzierung nach WHO (prä: 40/53 (76%) versus post: 47/97 (49%); p=0,001). Die Chemotherapie wurde signifikant häufiger von prämenopausalen Frauen komplettiert (prä: 51/60 (85%) versus post: 83/122 (68%); p=0,015).

Das klinische Ansprechen (p=0,220) und histopathologische Ansprechen (p=0,212) unterscheiden sich nicht signifikant.

Die posttherapeutische ypTNR-Kategorien und Lymphknotenquotient unterscheiden sich nicht signifikant. Keinen Unterschied gab es bezüglich des Auftretens von Komplikationen (p=0,083) oder internistischen Komplikationen (p=0,453), einen Trend für eine geringere Inzidenz chirurgischer Komplikationen bei prämenopausalen Frauen (p=0.053), jedoch einen hochsignifikanten Unterschied bei dem Auftreten von Insuffizienzen (prä: 0 versus post 13/122 (10,7%); p=0,009). Die 30-Tageletalität (0% versus 1,6%) und Inhospitalletalität (1,7% versus 4,9%) unterscheiden sich nicht signifikant.

Das Gesamtüberleben (prä: 36,7 Monate versus post: 38,5 Monaten) unterscheidet sich nicht signifikant (p=0,503), auch wenn man AEG (p=0,631) und Magenkarzinome (p=0,254) getrennt analysiert. Rezidivhäufigkeit und –muster sind nicht unterschiedlich.

Schlussfolgerung: Die Tumorlokalisation und –biologie von prä- und postmenopausalen Frauen unterscheiden sich hochsignifikant. Prämenopausale Frauen scheinen eine ungünstigere Tumorbiologie zu haben, was sich aber nicht bei Ansprechen und Prognose zeigt, was multifaktoriell bedingt sein u.U. aber auch durch die häufigere Komplettierung der Chemotherapie durch jüngere Patientinnen und die geringere Komplikationsrate erklärbar sein könnte. Diese bisher nicht beachtete Aspekte im Klinikalltag könnten wissenschaftlich weiter verfolgt werden.