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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Ist bei papillären pT1-Karzinomen ein limitiertes therapeutisches Vorgehen tatsächlich gerechtfertigt?

Meeting Abstract

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  • Stefanie Lenz - Katharinenhospital, Klinikum Stuttgart, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Stuttgart
  • Jörg Köninger - Katharinenhospital, Klinikum Stuttgart, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Stuttgart
  • René Hennig - Katharinenhospital, Klinikum Stuttgart, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Stuttgart

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch479

doi: 10.3205/14dgch479, urn:nbn:de:0183-14dgch4795

Published: March 21, 2014

© 2014 Lenz et al.
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Einleitung: Papilläre Schilddrüsenkarzinome sind die häufigsten und zugleich prognostisch günstigsten Karzinome. Häufig zeigen sich papilläre Mikrokarzinome (PTC ≤ 10mm). Charakteristisch ist eine bevorzugte lymphogene Metastasierung. Gemäß der aktuellen Leitlinie zur operativen Therapie maligner Schilddrüsenerkrankungen vom November 2012 kann bei den papillären Mikrokarzinomen (pT1a; PTC ≤ 10mm) auf eine Komplettierungs-Thyreoidektomie, zentrale Kompartmentresektion sowie Radiojodtherapie verzichtet werden. Bei nicht-organkapselinvasiven, klinisch nicht metastasierten Karzinomen (z.B. pT1b) wird zwar die Thyreoidektomie, nicht aber die generelle prophylaktische oder komplettierende zentrale Kompartmentresektion empfohlen.

Material und Methoden: Wir berichten über einen Fall mt papillärem Mikrokarzinom (pT1a) und drei Fälle mit papillären nicht-organinvasiven Karzinomen (pT1b) im Kontext der aktuellen Leitlinie.

Ergebnisse: Bei einer 38-jährigen Patientin bestand nach Punktion der V.a. ein papilläres Karzinom. Es wurde die Indikation zur Thyreoidektomie und zentralen Kompartmentresektion gestellt. Intraoperativ konnte im Schnellschnitt eine zentrale Lymphknotenmetastase links gesichert werden. Nach Thyreoidektomie, zentraler Kompartmentresektion beidseits und lateraler Kompartmentresektion links ergab sich das Tumorstadium pT1a (0,7cm) N1a (5/27) L1 V0 R0. Nach komplikationslosem postoperativem Verlauf erfolgte die Radiojodtherapie. Bei einer 50-jährigen Patienten wurde eine Hemithyreoidektomie links mit Oberpolresektion rechts durchgeführt. Da sich im Oberpol rechts ein papilläres Karzinom (pT1b) zeigte, erfolgte eine Restthyreoidektomie mit zentraler Kompartmentresektion rechts (pN1a L0 V0 R0). Eine 54-jährige Patientin mit bioptisch gesichertem papillärem Karzinom links wurde thyreoidektomiert und im zentralen Kompartment reseziert (pT1b (1,2cm) N1a L0 V1 R0). Bei einem 45-jährigen Patienten wurde 2011 eine Hemithyreoidektomie rechts durchgeführt, mit Nachweis eines papillären Karzinoms in zwei Knoten (pT1b(m) mit 1,5cm) und gleichzeitiger Sicherung einer Lymphknotenmetastase. Es erfolgte die Restthyreoidektomie links mit zentraler Kompartmentresektion rechts (pN1 R0). Bei Auftreten einer Lymphknotenmetastase rechts supraclaviculär wurde 2012 diese Metastase reseziert.

Schlussfolgerung: Gemäß der aktuellen Leitlinie hätte im ersten Fall auf eine Thyreoidektomie und zentrale Kompartmentresektion verzichtet werden können. In den drei weiteren Fällen wäre zwar die Thyreoidektomie obligat gewesen, nicht aber die zentrale Kompartmentresektion. Bei den vier jungen Patienten/innen lagen aber jeweils Lymphknotenfiliae vor, die ohne entsprechende Resektion und histologische Aufarbeitung gar nicht detektiert worden wären. Obwohl Rezidiv- und Überlebenswahrscheinlichkeit hiervon scheinbar nicht sicher beeinflusst werden, verpasst man bei diesen Patienten die Möglichkeit einer Kuration. Es bleibt die Abwägung zwischen onkologischem und operativem Risiko. Grundlage für eine Entscheidung ist der Erhalt der definitiven Histologie innerhalb 24-48 Stunden. Das Ergebnis und die therapeutischen Möglichkeiten sollten mit dem Patienten besprochen werden. In einem zertifizierten Kompetenz- oder Referenzzentrum kann aus unserer Sicht die Indikation zur Restthyreoidektomie und zentralen Kompartmentresektion bei sehr geringem operativen Risiko eher großzügig gestellt werden.