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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Behandlung der Femurschaftfraktur im 3. und 4. Lebensjahr. Gibt es noch Argumente für eine konservative Behandlung?

Meeting Abstract

  • Marion Rapp - Klinikum Kassel, Klinik für Kinderchirurgie, Kassel
  • Friederike Grauel - Charite´ Berlin, Klinik für Kinderchirurgie, Berlin
  • Christoph Gielok - Von Haunersches Kinderspital, Klinik für Kinderchirurgie, München
  • Judith Lindert - Universität zu Lübeck, Klinik für Kinderchirurgie, Lübeck
  • Peter Illing - Klinikum Kassel, Klinik für Kinderchirurgie, Kassel

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch309

doi: 10.3205/14dgch309, urn:nbn:de:0183-14dgch3096

Published: March 21, 2014

© 2014 Rapp et al.
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Text

Einleitung: Femurschaftfrakturen betreffen 2-3% aller Frakturen im Kindesalter. Entsprechend der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie sollen diese ab dem 3. Lebensjahr mit der elastisch stabilen intramedullären Nagelung versorgt werden. Allerdings werden auch jüngere Kinder operativ und ältere Kinder konservativ mit Beckenbeingips oder Overhead-Extension behandelt, da keine hinreichende Evidenz für diese starre Altersgrenze vorliegt. Ziel der Untersuchung ist es, einen Überblick über die tatsächlichen Behandlungsmethoden in dieser Altersgruppe zu verschaffen.

Material und Methoden: In vier kindertraumatologischen Zentren wurde retrospektiv die alltägliche Behandlung der Femurschaftfraktur bei Kindern im 3. und 4. Lebensjahr von Januar 2004 bis Dezember 2011 untersucht. Analysiert wurden die patientenspezifischen Daten, Frakturtypen und kurz- sowie langfristigen Komplikationen der jeweiligen operativen oder konservativen Therapie.

Ergebnisse: Im Erhebungszeitraum wurden 129 Kinder (3. LJ: n= 81 u. 4. LJ: n=47 / m: n=89 u. w: n=41) behandelt; zumeist mit geschlossenen zentralen Spiral- oder Schrägfrakturen. Für diese waren in der Hälfte Stürze aus weniger als einem oder drei Meter verantwortlich. Verkehrsunfälle waren nur bei sechs und pathologische Frakturen bei vier Kindern ursächlich. Insgesamt wurde zunächst bei 46 Kindern eine konservative Therapie gewählt, davon 30x die Overhead-Extension. Bei dieser wurde jedoch in 18 Fällen das Therapiekonzept geplant oder aufgrund einer fortschreitenden Achsabweichung gewechselt: 11x zum Beckenbeingips und 7x zur ESIN-Osteosynthese. Hautschäden, die einer Therapie bedurften, traten bei drei Kindern in der konservativen Behandlungsgruppe auf. Von den 82 primär operativ versorgten Kindern konnten nur 69 mit einer ESIN-Osteosynthese behandelt werden; sieben erhielten einen Fixateur externe, eines eine Plattenosteosynthese und fünf eine Kombinationsosteosynthese. Allerdings mussten nachfolgend auch fünfmal die Nägel gekürzt, und einmal ausgetauscht werden, ebenso traten zwei Infektionen der Eintrittsstellen auf.

Schlussfolgerung: Insgesamt wurde noch mehr als ein Drittel der Kinder im 3. Lebensjahr und teilsweise auch im 4. Lebensjahr mit einem Beckenbeingips oder der Overhead-Extension behandelt. Obwohl es bei der Hälfte zu einem un-/geplanten Therapiewechsel oder einer Hautläsion kam, besteht weiterhin im 3. Lebensjahr die Option einer konservativen Behandlung. Den Eltern der Kinder sollte diese mit seinen Vor- und Nachteilen erläutert werden, da auch in der operativen Behandlungsgruppe immerhin bei 25% der Kinder entweder eine ESIN-Osteosynthese nicht durchführbar war oder diese in einer weiteren Operation revidiert werden musste.