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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Chronische intestinale Ischämie versus psychosomatische Maldigestion

Meeting Abstract

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  • Helene Emilia Bohnert - Charité-Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Allgemein-, Visceral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, CCM, Berlin
  • Antje Kasper - Charité-Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Allgemein-, Visceral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, CCM, Berlin
  • Irene Hinterseher - Charité-Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Allgemein-, Visceral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, CCM, Berlin

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch158

doi: 10.3205/14dgch158, urn:nbn:de:0183-14dgch1586

Published: March 21, 2014

© 2014 Bohnert et al.
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Einleitung: Chronische intestinale Ischämien können zu Maldigestion, Malabsorption und ubiquitären Bauchschmerzen führen. Ähnliche Symptome können auch psychosomatisch ausgelöst werden. Die Differenzialdiagnose ist trotz moderner bildgebender Verfahren und Diagnostikmöglichkeiten nicht in jedem Fall leicht zu führen.

Wir möchten zwei Fälle mit identischer klinischer Symptomatik, aber unterschiedlichem Auslöser vorstellen.

Material und Methoden: Beide Patienten zeigten die folgenden Symptome: Rezidivierende Bauchschmerzen verschiedener Lokalisation, Maldigestion, Gewichtsverlust bis zur Kachexie und Notwendigkeit parenteraler Ernährung. Weiterhin zeigten beide psychopathologische Symptome, der erste Patient berichtete von erhöhtem Alkoholkonsum und häuslichen Problemen, die sein Essverhalten beeinflussten. Der zweite berichtete von einem Suizidversuch und wiederholten depressiven Episoden, die auch psychiatrisch behandelt worden sind. Beide ordneten den Schmerz auf der Skala bei 7-8/10 ein und assoziierten ihn direkt mit der Nahrungsaufnahme.

Patient 1 stellte sich zunächst internistisch zur Suche nach einem auslösenden Tumorleiden vor und wurde dann psychosomatisch behandelt und erst später chirurgisch vorgestellt. Patient 2 stellte sich bei Z. n. Voroperation zuerst in der chirurgischen Abteilung vor und wurde später auf die psychosomatische Abteilung verlegt.

Beide Patienten erhielten in der psychosomatischen Abteilung eine ähnliche Therapie. Während der erste Patient der Diagnose einer mitursächlichen psychischen Überlagerung offen gegenüberstand, blieb der zweite von einem rein somatischen Krankheitsbild überzeugt und entließ sich letztlich selbst aus der psychosomatischen Behandlung.

Ergebnisse: In der CT-Angiographie zeigte der erste Patient eine Stenose des Tr. coeliacus und einen abgangsnahen Verschluss der A. mesenterica sup., im CT des zweiten Patienten wurde ein V. a. auf ein Truncus-coeliacus-Kompressionsyndrom gestellt, das sich dopplersonographisch und im MRT in In- und Exspiration nicht bestätigte. Beide Patienten erhielten eine konventionelle Angiographie in Interventionsbereitschaft. Beim ersten Patienten bestätigten sich die arteriosklerotischen Stenosen des Truncus coeliacus und der A. mes. sup., die interventionelle Therapie war aber nicht möglich. Beim zweiten Patienten konnte erneut eine ischämische Genese der Beschwerden ausgeschlossen werden.

Der erste Patient konnte mittels einer Reinsertion der A. mesenterica sup. und einem Venenbypass auf den Truncus coeliacus behandelt werden. Im Verlauf zeigte er ein Reperfusionssyndrom mit abdominellem Kompartmentsyndrom und wurde einmal relaparotomiert. Dennoch konnte er beschwerdefrei am 18. postoperativen Tag entlassen werden. Bis heute hat er gut an Gewicht zugenommen; Mangelerscheinungen traten nicht mehr auf, eine parenterale Zusatzernährung ist nicht mehr notwendig.

Der zweite Patient konnte gefäßchirurgisch therapiert werden. Ambulant sollte er unbedingt seine ambulante psychologische Betreuung wieder aufnehmen.

Schlussfolgerung: Die Diagnose der chronischen mesenterialen Ischämie ist oft langwierig und umfangreich und erfordert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit. Eine Abgrenzung zu psychosomatischen Beschwerden ist unbedingt erforderlich.