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129. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

24.04. - 27.04.2012, Berlin

Chirurgische Lehre zwischen klinischem Versorgungsauftrag und Ausbildungsverpflichtung an der Universitätsklinik

Meeting Abstract

  • Ulrich Klaus Fetzner - Universitätsklinikum Köln, Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Visceral,- und Tumorchirurgie, Köln
  • Eva Wolfgarten - Universitätsklinikum Köln, Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Visceral,- und Tumorchirurgie, Köln
  • Stefan Paul Mönig - Universitätsklinikum Köln, Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Visceral,- und Tumorchirurgie, Köln
  • Arnulf H. Hölscher - Universitätsklinikum Köln, Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Visceral,- und Tumorchirurgie, Köln
  • Elfriede Bollschweiler - Universitätsklinikum Köln, Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Visceral,- und Tumorchirurgie, Köln

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 129. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 24.-27.04.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dgch554

doi: 10.3205/12dgch554, urn:nbn:de:0183-12dgch5546

Published: April 23, 2012

© 2012 Fetzner et al.
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Einleitung: Die Rahmenbedingungen des chirurgischen Unterrichtes werden durch die 8. Novelle der Approbationsordnung vorgegeben. Interpretation und Umsetzung obliegen den Ländern mit dem IMPP und den Fakultäten. Diese Anforderungen, insbesondere im Hinblick auf Aufwand und Praxisrelevanz der zu vermittelnden Lehrinhalte, haben sich erheblich geändert. Auch andere Variablen haben Auswirkung: Studiengebühren, Leistungsverdichtung in der Klinischen Tätigkeit, „Renaissance“ der Lehre durch Evaluation, Wettbewerb und „budgetäre Allokation“. Vor dem Hintergrund des gravierenden Nachwuchsmangels wird heute der studentische Unterricht auch als wichtiges Forum der Begegnung mit einer potentiellen Weiterbildungsdisziplin erkannt.

Material und Methoden: Wir interviewten teilstandardisiert eine repräsentative Kohorte (n=150) von Studierenden, Semestersprechern, chirurgischen Assistenten, Fachärzten und Leitern chirurgischer Fakultäten zu Erwartungshaltung, Anforderungen und Qualitätskriterien der Ausbildung und bildeten Schnittmengen als möglichen Konsens. Es erfolgte weiter eine eingehende themenbezogene Literaturdurchsicht.

Ergebnisse: Die Studierenden möchten lokale und bundeseinheitliche Prüfungen bestehen, Grundlagenwissen vermittelt bekommen und dieses möglichst interaktiv, praxisbezogenen (bettseitig), Problem- und Fall- bzw. Differentialdiagnoseorientiert vertiefen. Die Studierenden erhoffen sich eine Entscheidungshilfe in der späteren Berufswahl. Das didaktische Training der Lehrenden (didaktische- und soziale Kompetenz), klare und verlässliche Organisationsformen (insbesondere auch ein strukturiertes Curriculum im praktischen Jahr) und eine gute Koordination von Vorlesung und Praktika haben einen hohen Stellenwert.

Die Universitäten müssen die Ausbildungs- und Prüfungsverpflichtungen wahrnehmen, möchten den Studierenden theoretisches und praktisches Grundlagenwissen vermitteln und Berufseinsteiger für die jeweilige Fachdisziplin motivieren. Es wird die tatsächliche Wahrnehmung der angebotenen Lehrveranstaltungen und die aktive Mitgestaltung in der Lehrplangestaltung geschätzt. Elemente der Qualitätssicherung stellen die Lehrevaluation und direkte Kontakte mit den Studierenden dar. Viele Elemente (z.B. Beitrag zur Nachwuchsaquise) entziehen sich allerdings einer guten, objektiven Quantifizierung.

Schlussfolgerung: Personalmangel und begrenzte Budgets wirken der Realisierung der Bestrebungen nach einer weiteren Verbesserung der Lehre entgegen und führen nicht selten zu erheblichen Konflikten zwischen klinischem Versorgungsauftrag und Ausbildungsverpflichtung der Universitätsklinik. Ursachen des Nachwuchsmangels in den chirurgischen Disziplinen liegen vielfach auch in Ausbildungs-unabhängigen Feldern, wie z.B. dem Wunsch nach einem „controllable Lifestyle“ („work-life-balance“), der die Entscheidung zur Aufnahme einer chirurgischen Weiterbildung erschwert.