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Scheinspeisung mit Kaugummi nach abdominal-chirurgischen Eingriffen
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Published: | April 23, 2012 |
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Einleitung: Nach intraabdominellen Eingriffen ist der postoperative Subileus/Ileus für den Patienten als Individuum als auch für das Gesundheitswesen von klinischer und finanzieller Relevanz.
Hauptursachen sind eine Dysregulation der Sympathicus-Parasympathicus-Balance sowie die lokalen Auswirkungen des durch das operative Trauma induzierten Entzündungsprozesses.
Eine Erhöhung der propulsiven Wirkung des Parasympathicus lässt sich durch Ausnutzung der kephalen Vagusstimulation bei leerer Kautätigkeit erreichen, ohne den Patienten durch übermässige Aufnahme von Speisemengen zu belasten. Als einfach praktizierbare und äusserst risikoarme Methode kann das postoperative Kauen von Kaugummi angewandt werden.
Entsprechende Studien wurden durchgeführt, es konnte meist eine signifikante Verkürzung der Zeitdauer bis zum ersten Auftreten von Flatus und Stuhlgang aufgezeigt werden. Die untersuchten Patientenzahlen waren jedoch gering und das Eingriffsspektrum beschränkte sich praktisch ausschliesslich auf kolorektale Operationen.
Material und Methoden: Aufgrund dieser vielversprechenden Resultate wurde unsere Studie darauf ausgelegt, das postoperative Kaugummikauen auf alle im viszeralchirurgischen Alltag üblichen intraabdominellen Eingriffe auszudehnen, um sowohl die Wirksamkeit zur Verringerung der postoperativen Darmatonie zu überprüfen als auch die Praktizierbarkeit im klinischen Alltag zu hinterfragen.
Das untersuchte Patientengut wurde in 4 Eingriffs-Kategorien (Cholezystektomien, Magen- und Dünndarmeingriffe, Dickdarmeingriffe, Prostatektomien) eingeteilt und randomisiert der Kontroll- oder der Testgruppe zugeteilt.
Der postoperative Kostaufbau erfolgte in Berücksichtigung des individuellen Ingangkommens der Darmpassage und Wohlbefindens, die Testgruppe erhielt zusätzlich unmittelbar postoperativ Kaugummi zur Scheinspeisung.
Ergebnisse: Die Kontrollgruppe von 55 Patienten und die Testgruppe von 50 Patienten waren hinsichtlich der Alters-, Geschlechts- und Eingriffsverteilung vergleichbar, die Testgruppe zeigte signifikant kürzere Zeiten bis zum Einsetzen von Windabgang und Defäkation, und eine Tendenz zu kürzeren Hospitalisationszeiten. Komplikationen oder Probleme bei der Testgruppe wurden bezüglich der Scheinspeisung mit Kaugummi keine beobachtet.
Schlussfolgerung: Insgesamt kann die postoperative Scheinspeisung mittels Kaugummi aufgrund der einfachen Durchführbarkeit, des geringen ökonomischen Aufwands und der praktisch nicht vorhandenen Risiken als physiologisch sinnvolles Element zur Verbesserung des postoperativen Verlaufs von viszeralchirurgischen Patienten eingesetzt werden.