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129. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

24.04. - 27.04.2012, Berlin

Neuroendokrines Karzinom in einer Schwanzdarmzyste – Management eines retrorektalen Tumors unter Berücksichtigung einer seltenen Differentialdiagnose

Meeting Abstract

  • Kim Krückemeier - Raphaelsklinik Münster, Klinik für Allgemein- u. Viszeralchirurgie, Münster
  • Matthias W. Hoffmann - Raphaelsklinik Münster, Klinik für Allgemein- u. Viszeralchirurgie, Münster
  • Erik H. Allemeyer - Raphaelsklinik Münster, Klinik für Allgemein- u. Viszeralchirurgie, Münster

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 129. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 24.-27.04.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dgch096

doi: 10.3205/12dgch096, urn:nbn:de:0183-12dgch0961

Published: April 23, 2012

© 2012 Krückemeier et al.
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Einleitung: Das Management einer rektal tastbaren Raumforderung muss ein breites Spektrum an Differentialdiagnosen berücksichtigen. Wir beschreiben einen Fall, bei dem der operative Stufenplan eine intraoperative Therapiefestlegung ermöglichte, und eine Rektumexstirpation vermieden werden konnte.

Material und Methoden: Es präsentierte sich ein 49-jähriger Patient mit caudal lokalisierten Rückenschmerzen und Druckgefühl in der Steißregion nach längerem Sitzen.

Befund

Rektal-digital unmittelbar supraanal dorsal derber, nicht druckschmerzhafter Tumor, Oberfläche glatt, Schleimhaut verschieblich. Rektoskopie bis 15 cm ab ano unauffällig. CEA-Wert im Normbereich. Abdomen-CT: 2,5 cm durchmessende, rundliche Raumforderung zwischen Rektum und Os coccygeum. CT-Thorax unauffällig. Endosonographisch isolierter Tumor ohne Infiltration der Rektumwand. Koloskopisch Tumor lediglich als Vorwölbung sichtbar, Schleimhaut des gesamten Rektums und Kolons normal. CT-gesteuerte Punktion mit 3 Gewebszylindern: histologisch hochentwickeltes Adenocarzinom, kein sicherer Rückschluss auf einen Primärtumor.

Operatives Vorgehen

Operationszugang in Anlehnung an Mason: In Knie-Ellenbogen-Lage parasakral ca. 2 Querfinger linksseitig der Rima ani Hautinzision von ca. 15 cm. Nach Darstellung des Os coccygis Abpräparation der linksseitigen Glutealmuskulatur vom Os sacrum und Os coccygis, Freipräparation M. levator ani. Tumor am distalen Ende des Os coccygis fest adhärent. Resektion des Tumors in toto, unter Mitnahme des Os coccygis. Schnellschnitt: am ehesten neuroendokriner Tumor, lokal im Gesunden entfernt. Auf eine Erweiterung der Operation konnte damit verzichtet werden.

Ergebnisse: Definitive Histologie: Neuroendokrines Karzinom in einer Schwanzdarmzyste. Somatostatin-Rezeptor-Szintigraphie (sog. Octreotid-Scan): multiple Metastasen im Mediastinum und paravertebral. Palliative Somatostatin-Therapie angeraten.

Schlussfolgerung: Unter bioptisch gestützter Annahme eines primären Rektumkarzinoms kam bei unmittelbar supraanaler Lokalisation nur die Rektumexstirpation in Frage. Palpation und Bildgebung legten jedoch das Vorliegen eines retrorektalen Tumors bzw. alternativ die Metastase eines Adenokarzinoms nahe, welche jeweils eine lokale Exzision erfordert hätten. Deshalb gingen wir nach einem operativen Algorithmus vor, der nach intraoperativer Sicherung der Entität die in Frage kommenden Operationsverfahren ermöglichte. Eine Rektumexstirpation wurde vermieden.

Eine Schwanzdarmzyste ist eine seltene Malformation des retrorektalen Raums. Maligne Entartungen in einer Schwanzdarmzyste sind selten, bisher sind nur 2 weitere Fälle neuroendokriner Karzinome in einer Schwanzdarmzyste mit Metastasierung bekannt.