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129. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

24.04. - 27.04.2012, Berlin

Die chirurgische Behandlung der enkapsulierende Peritonealsklerose – ein „blinder Fleck“ in der Viszeralchirurgie

Meeting Abstract

  • Christoph Ulmer - Robert-Bosch-Krankenhaus, Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Stuttgart
  • Waltraud Zopf - Robert-Bosch-Krankenhaus, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Stuttgart
  • Fabian Rieber - Robert-Bosch-Krankenhaus, Abteilung für Innere Medizin und Nephrologie, Stuttgart
  • Niko Braun - Robert-Bosch-Krankenhaus, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Stuttgart
  • Tobias Leibold - Robert-Bosch-Krankenhaus, Abteilung für Innere Medizin und Nephrologie, Stuttgart
  • Mark Dominik Alscher - Robert-Bosch-Krankenhaus, Abteilung für Innere Medizin und Nephrologie, Stuttgart
  • Klaus-Peter Thon - Robert-Bosch-Krankenhaus, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Stuttgart

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 129. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 24.-27.04.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dgch059

doi: 10.3205/12dgch059, urn:nbn:de:0183-12dgch0599

Published: April 23, 2012

© 2012 Ulmer et al.
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Text

Einleitung: Lang andauernde Peritonealdialyse (PD) kann zu einer zwar seltenen, aber fatalen Erkrankung des Peritoneums, der enkapsulierenden Peritonealsklerose (EPS), führen. Allerdings werden nur Patienten im Endstadium der EPS zur chirurgischen Therapie „freigegeben“. Typische Zeichen sind die einer PD-assoziierten Peritonitis, eines Subileus und – im Endstadium – die einer schweren Ileuskrankheit. Die einzige kausale Therapie ist die Totale Intestinale Enterolyse (TIE). Die TIE ist jedoch mit einer hohen Morbidität und Mortalität verbunden. Ziel dieser Präsentation ist es, dieses für die meisten Chirurgen unbekannte Krankheitsbild stärker ins Bewusstsein zu bringen, um frustrane explorative Laparotomien zugunsten eines kausalen Therapieansatzes zu vermeiden.

Material und Methoden: Als europäisches EPS-Referenzzentrum sind wir mit EPS-Patienten gut vertraut. Alle Patienten werden in einer Datenbank prospektiv erfasst. In dieser Untersuchung wurden alle operierten EPS-Patienten eingeschlossen. Zielparameter waren Dauer der PD, PD-EPS-Intervall, Anzahl der Peritonitiden während PD, Art der OP (TIE /-partiellen De-Serosierung) Anastomosenanzahl, postoperative Komplikationen, Rezidivrate.

Ergebnisse: Von 2004-2011 wurden 32 Pat. mit einer EPS operiert. Indikationen waren bei 30 Pat. ein dekompensierter Ileus mit Malassimilation und bei 2 Pat. eine Sepsis bei bakterieller Peritonitis. Im Median wurden die Patienten 3x auf Grund der EPS voroperiert. Bei allen Pat. konnte die Darmpassage wieder hergestellt werden. 28 Pat. erhielten hierfür eine TIE mit partieller De-Serosierung, 4 eine De-Kapsulierung. Bei 4 Pat. erfolgte eine Darmresektion mit primärer Rekonstruktion ohne Stomaanlage. Die mediane Op-Zeit betrug 310 min. Die Morbiditätsrate lag bei insgesamt 33%. Davon wurden 9 Pat. reoperiert, 4 (13%) wegen einer Dünndarmfistel, 2 (6%) wegen einer Nachblutung und 3 wegen einer Fasziendehiszenz. Eine Anastomoseninsuffizienz trat nicht auf. 3 (10%) Pat. verstarben perioperative; 2 wegen eines präoperativ entstandenen septischen Schock. 3 (10%) Pat. erlitten eine Rezidiv-EPS und wurden erneut enterolysiert.

Abbildung 1 [Abb. 1]

Schlussfolgerung: Wichtigstes Ziel der Chirurgie einer EPS ist die Wiederherstellung der Darmpassage. Kontinuitätsresektionen sind gerechtfertigt und eine protektives Deviationsstoma verzichtbar. Die TIE ist anspruchsvoll, zeitaufwändig und mit einer hohen Morbiditätsrate behaftet. Daher sollte sie nur spezialisierten Zentren vorbehalten sein.