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128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

03.05. - 06.05.2011, München

Multidisziplinäres Management beim Bauchtrauma im Rahmen des Polytraumas

Meeting Abstract

  • Joachim Zaage - BG-Kliniken Bergmannstrost, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Halle
  • Nadja Weigert - BG-Kliniken Bergmannstrost, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Halle
  • Friederike Kortüm - BG-Kliniken Bergmannstrost, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Halle
  • Ivan Marintschev - BG-Kliniken Bergmannstrost, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 03.-06.05.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgch833

doi: 10.3205/11dgch833, urn:nbn:de:0183-11dgch8339

Published: May 20, 2011

© 2011 Zaage et al.
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Text

Einleitung: Ein komplexes Abdominaltrauma ist meist mit anderen Verletzungen kombiniert, oft im Rahmen eines Polytraumas.Um einerseits das Gesamtverletzungsausmaß und damit die Gefährdungskategorie und andererseits die bedrohlichsten Einzelverletzungen möglichst schnell zu erfassen, ist zunächst eine rationelle Diagnostik unerlässlich.Wir wollten nachweisen, dass das „Damage control“-Konzept auch bei vorwiegend stumpfen Abdominalverletzungen angewendet werden kann.

Material und Methoden: Die Anamneseerhebung ist meist nur über Dritte, eine differenzierte klinische Untersuchung wegen Begleitverletzungen selten möglich. Zur paraklinischen Basisdiagnostik gehörten bei uns Sonographie, Laboruntersuchungen und Nativ-Röntgenuntersuchungen.Die Computertomographie gehörte bisher zur erweiterten Diagnostik. Durch Installation eines 32-Zeilen-Multislice-CT-Gerätes in den Schockraum ist die Untersuchungszeit mit ca. 2 Minuten so kurz, dass die sogenannte „Trauma-Spirale“ bei uns zur Basisdiagnostik aufgerückt ist und sogar Nativ-Röntgenaufnahmen größtenteils überflüssig macht. Die durchschnittliche Schockraumverweildauer beträgt bei uns nur noch 27 Minuten. Kontrastmittel-Röntgenuntersuchungen und invasive Verfahren wie Peritoneallavage, Laparoskopie, Thorakoskopie und Laparotomie zählen wir nach wie vor zur erweiterten Diagnostik. Einer unserer wichtigsten Entscheidungsalgorithmen zur Operationsindikation beruht auf der Menge freier Flüssigkeit in der Bauchhöhle (Sonographie, CT) und der Stabilität der Herz-Kreislauf-Situation. Finden wir bei einem Patienten viel freie Flüssigkeit in der Bauchhöhle bei instabiler Hämodynamik – so laparotomieren wir sofort. Andernfalls erweitern wir die Diagnostik und gehen in die Verlaufskontrolle. Eine definitive operative Versorgung erfolgt nur beim kreislaufstabilen Patienten, ansonsten verfolgen wir das Prinzip „Damage Control“ mit Blutungskontrolle, Verschluss von Hohlorganläsionen (ohne Passagewiederherstellung und ohne Ableitung!), Dekontamination, „packing“ des Abdomens, provisorischem Wundverschluss, Stabilisierung auf der Intensivtherapie-Station und definitiver Versorgung erst im Rahmen einer geplanten Relaparotomie.

Ergebnisse: Von März 1996 bis Dezember 2009 haben wir nach diesem Prinzip 956 Patienten behandelt. Der durchschnittliche ISS betrug 34,5 bei einer Letalität von 10,3%. Durch Sonographie und Computertomographie als Eingangsuntersuchung lässt sich unter Beachtung der Kreislaufsituation bei komplexer Abdominalverletzung innerhalb von wenigen Minuten die Operationsindikation stellen.

Schlussfolgerung: Eine definitive Versorgung sollte nur beim kreislaufstabilen Patienten erfolgen, ansonsten ist nach unseren Ergebnissen das Prinzip der „Damage Control“ auch beim schweren stumpfen Bauchtrauma zu empfehlen.