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128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

03.05. - 06.05.2011, München

Composite Tissue Allotransplantation (CTA) – wirklich eine reine Gewebespende?

Meeting Abstract

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  • Karsten Knobloch - Medizinische Hochschule Hannover, Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover
  • Hans-Günther Machens - Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, Klinik und Poliklinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie, München
  • Peter M. Vogt - Medizinische Hochschule Hannover, Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 03.-06.05.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgch422

doi: 10.3205/11dgch422, urn:nbn:de:0183-11dgch4227

Published: May 20, 2011

© 2011 Knobloch et al.
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Einleitung: Die Composite Tissue Allotransplantation (CTA) ist definiert als die Transplantation von zusammengesetzten Geweben zwischen zwei Individuen. In den letzten wenigen Jahren hat das interdisziplinäre Interesse an dieser Form der Allotransplantation den Weg aus den Labors in die wenigen klinischen Spezialabteilungen gefunden. So ist seit 1998 die Transplantation von 50 Händen bzw. Handgelenken bis hin zu der bilateralen Oberarmtransplantation 2009 in München weltweit durchgeführt worden. Weiterhin sind seit 2005 12 Teilgesichtstransplantationen weltweit operiert. Insofern hat sich das rekonstruktive Therapiespektrum um die diskutierbare Option der CTA erweitert. Die CTA erlaubt es hoch selektierten Patienten dieses Verfahren nach eingehender Prüfung als Rekonstruktionsmöglichkeit jenseits konventioneller Verfahren bzw. nach Ausschöpfung derselben vorzuschlagen.

Material und Methoden: Insofern kommt der Frage, ob es sich bei der Composite Tissue Allotransplantation (CTA) um eine reine Gewebespende handelt eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu. Nicht zuletzt aufgrund des Inkrafttretens des Gewebegesetzes am 1. August 2007 auf der Basis der Geweberichtlinie 2004/23/EG der Europäischen Union ist diese Frage nicht allein philosophischer Natur.

Ergebnisse: Unserer Meinung nach ist die Diskussion, ob es sich bei der CTA um eine reine Gewebespende handelt dringend notwendig, um auch Rechtssicherheit für alle Beteiligten zu schaffen. Während beispielsweise die thorakalen Organe von hirntoten Organspendern mit noch erhaltener Hämodynamik entnommen werden, so trifft dies für Gewebespenden nicht zu. Bedenkt man jedoch eine Armspende bzw. eine Teilgesichtsspende so ist sowohl der z.T. mikrochirurgisch-präparative Aufwand nicht unerheblich als ist auch die Ischämietoleranz beispielsweise der mimischen Muskulatur oder auch der Hand- und Unterarmmuskulatur nicht mit der einer Kornea oder einer Herzklappe zu vergleichen. Insofern ähneln die wenigen weltweiten Entnahmeprozeduren von Composite tissue allotransplantations wie der Teilgesichter oder der Unterarme eher einer Organ- denn einer Gewebespende.

Schlussfolgerung: Insofern plädieren wir dafür den Status der Composite Tissue Allotransplantation (CTA) als reine Gewebetransplantation zu überdenken eingedenk der aufwendigen Entnahmeprozeduren von Teilgesichts- und Unterarmspenden wie auch der limitierten Ischämietoleranz der zusammengesetzten Gewebe.