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128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

03.05. - 06.05.2011, München

Listeriose nach kombinierter Pankreas-Nierentransplantation – erster Fallbericht

Meeting Abstract

  • Andreas Wunsch - Knappschaftskrankenhaus Bochum, Chirurgische Klinik, Bochum
  • H. Tix - Institut für Medizinische Mikrobiologie der Stadt Bochum, Bochum
  • P. Schenker - Knappschaftskrankenhaus Bochum, Chirurgische Klinik, Bochum
  • M. Frahnert - Marienhospital Herne, Herne
  • U. Wenzel - Marienhospital Herne, Herne
  • R. Viebahn - Knappschaftskrankenhaus Bochum, Chirurgische Klinik, Bochum

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 03.-06.05.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgch161

doi: 10.3205/11dgch161, urn:nbn:de:0183-11dgch1612

Published: May 20, 2011

© 2011 Wunsch et al.
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Text

Einleitung: Die Listeriose ist eine seltene Infektion in Mitteleuropa. Einige Fälle treten bei Schwangeren auf – es gibt aber auch eine signifikante Indzidenz bei Patienten mit einer Organtransplantation (0,12%). Als Risikofaktoren gelten eine CMV-Infektion, eine Hochdosis-Steroidtherapie und Diabetes. Nach diesen Daten sollten Patienten mit einer kombinierten Pankreas-Nieren-Transplantation besonders anfällig für diese Infektion sein.

Material und Methoden: Wir berichten über eine 39-jährige Frau mit einem Diabetes mellitus Typ I, die im April 2008 eine kombinierte Pankeras-Nieren-Transplantation erhielt. Unter einer dreifachen Standard-Immunsuppressiva-Therapie entwickelte die Patientin eine unklare Erhöhung von Amylase und Lipase nach der Operation. 5 Monate später entwickelte sich eine symptomatische CMV-Infektion und wurde mit Valganciclovir behandelt. Darunter trat eine deutlicher Abfall der Leukozytenzahlen auf. Im Mai 2009 wurde die Patientin mit erhöhten Retentionsparameter erneut stationär aufgenommen. Die Nierenbiopsie wies eine BANFF I a Abstoßung nach, die mit 6 Gaben von ATG behandelt wurde. Die Retentionswerte normalisierten sich, aber der Allgemeinzustand der Patientin verschlechterte sich zusehens. Neben Fieber und allgemeiner Abgeschlagenheit klagte die Patientin über diffuse Bauchschmerzen, zeigte aber keine Symptome einer Meningitis.

Ergebnisse: Zu diesem Zeitpunkt wurden Blutkulturen gewonnen, aus denen Listeria monocytogenes in zwei Proben nachgewiesen werden konnte. Eine Behandlung mit Ampicillin wurde begonnen, und die Patientin erholte sich rasch. Nach einer Woche wurde die Antibiotikagabe von i.v. auf oral umgestellt und für 14 Tage weitergeführt. Die Patientin wies keine weiteren Infektionszeichen auf und weitere Blutkulturen blieben negativ.

Schlussfolgerung: In der Literatur finden sich keine Berichte über Infekte mit Listerien bei Pankreastransplantierten. Bei sonstigen Organtransplantierten wird eine 30 Tages-Mortalität von 26% berichtet, insbesondere falls die Infektion mit einer Meningitis einhergeht. Da die meisten Pankreastransplantierten mindestens zwei der bekannten Risikofaktoren aufweisen, ist die Erkrankung differentialdiagnostisch zu berücksichtigen, um die Therapie frühzeitig einzuleiten. Transplantationsmedizinern sind die Symptome der Listeriose oft nicht vertraut, allerdings sollte diese Infektion in Zeiten einer verstärkten Immunsuppressiva-Therapie oder nach Abschluß einer TMP/SMX-Prophlaxe in die Überlegungen mit einbezogen werden