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Parvovirus B19 induzierte Anämie – Bericht über zwei Fälle nach Organtransplantation
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Published: | May 17, 2010 |
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Einleitung: Parvovirus B19 (PB19) induzierte Anämie wurde in mehreren Fällen mit hereditärer oder erworbener Immundeffizienz beschrieben. Unter Immunsuppression sind auch transplantierte Patienten durch diese Komplikation bedroht. Seit August 2009 wurden ein Patient (A) nach einer kombinierten Pankreas-Nierentransplantation und ein weiterer Patient (B) nach einer Lebertransplantation wegen ausgeprägter Anämie, induziert durch PB19, behandelt.
Material und Methoden: Die Anämie wurde bei den Patienten jeweils drei Monate nach der Transplantation unter Immunsuppression mit Tacrolimus und Mycophenolate Mofetil (MMF) diagnostiziert. Die stationäre Aufnahme erfolgte zur weiteren Abklärung (großes Blutbild, S-LDH, S-Bilirubin, S-Eisen, Transferrinsättigung, serologische Untersuchungen, Gastroskopie und Coloskopie). Bei Patient A wurde zusätzlich eine Knochenmarkpunktion durchgeführt.
Ergebnisse: Die Untersuchungen zeigten keine Blutung oder Tumormanifestation. Die Anämie war bei beiden Patienten erithropoetinresistent (EPO 6000-9000 U/Woche). Die Knochenmarkpunktion bei Patient A zeigte eine Erythrozytenbildungsstörung und eine positive PB19-DNA (PCR), welche mit den PB19-DNA-Kopien im peripheren Blut korrelierte. Als Therapie wurde MMF abgesetzt und die Dosierung von Tacrolimus reduziert. Beide Patienten erhielten hochdosiertes EPO (24000 U/Woche) und intravenöses Immunglobulin (IVIg, 0,4 g/Kg KG/Tag).
Die Serumhämoglobinspiegel der Patienten waren nach siebentägiger Therapie stabil, der Retikulozytenanteil betrug 3% für A, 10% für B. Es waren keine weiteren Transfusionen erforderlich.
Schlussfolgerung: Eine PB19-induzierte Anämie ist eine seltene relevante Komplikation der Immunsuppression bei transplantierten Patienten. Eine Therapie mit Reduktion der Immunsuppression, IVig und EPO wurde in unseren Fällen erfolgreich durchgeführt. Aufgrund der Seltenheit dieser Komplikation steht derzeit keine standardisierte Therapie zur Verfügung. Diese sollte jedoch in weiterführenden Untersuchungen etabliert werden.