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126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2009, München

Chirurgische Therapie von Echinococcus-Zysten der Leber in und außerhalb von Endemiegebieten: Langzeit-Evaluation von 20 Patienten mit Pericystektomie und Vergleich mit der aktuellen Literatur

Meeting Abstract

  • corresponding author R. Kleinert - Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral- und Tumorchirurgie , Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • C. Bangard - Klinik und Poliklinik für Radiologische Diagnostik, Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • R. Wahba - Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral- und Tumorchirurgie , Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • K. Schleimer - Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral- und Tumorchirurgie , Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • A.H. Hölscher - Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral- und Tumorchirurgie , Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • D.L. Stippel - Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral- und Tumorchirurgie , Universität zu Köln, Köln, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dgch10871

doi: 10.3205/09dgch493, urn:nbn:de:0183-09dgch4937

Published: April 23, 2009

© 2009 Kleinert et al.
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Einleitung: Hydatiden werden durch die Parasiten Echinococcus granulosum oder E.cysticus verursacht. Die Erkrankung ist endemisch in Ländern mit bäuerlicher, nicht industrieller Viehzucht wie zum Beispiel in den Mittelmeerländern, im mittleren Osten und auf dem Balkan. Demographische Faktoren wie Migration und Massentourismus führen jedoch dazu, daß die Erkrankung mittlerweile weltweit auftritt, wenn auch mit einer niedrigen Inzidenz (0,18 bis 0,74/100.000 Einwohner/Jahr). Im Allgemeinen wird bei symptomatischen Hydatiden ab einer Größe von 4 cm oder bei multilokulären Zysten, die chirurgische Therapie als Standard angesehen. Die Auswahl des geeigneten operativen Verfahrens hingegen wird weiterhin kontrovers diskutiert. Während in den endemischen Regionen überwiegend nicht resektive, chirurgische Methoden (Z. B. Perkutane Drainage, Marsupialisation oder partielle Zystektomie) Anwendung finden, wird in nicht endemischen Regionen eher eine radikale chirurgische Therapie (z.B. Perizystektomie oder atypische Leberresektion) favorisiert.

Ziel: Evaluation der Ergebnisse von 20 Patienten außerhalb eines endemischen Gebietes die bei der Diagnose „Echinococcus-Zyste der Leber“ mittels Perizystektomie therapiert wurden.

Material und Methoden: Über einen Zeitraum von 10 Jahren wurden 20 Patienten mit Echinococcuszysten der Leber radikal chirurgisch operiert. Der postoperative Verlauf wurde retrospektiv evaluiert und insgesamt 17 Patienten konnten im Langzeitverlauf (maximal 9 Jahre) interviewt werden.

Ergebnisse: Es wurden insgesamt 20 Perizystektomien durchgeführt. 17 Zysten lagen in insgesamt zwei Segmenten, 3 Zysten lagen in insgesamt 3 Segmenten. 7 Zysten hatten direkten Kontakt zur Vena cava, Pfortader, linker oder rechter Lebervene oder einer Kombination aus diesen. Ein Patient wurde aufgrund eines Echinococcuszystenrezidiv der Leber operiert: Hier wurde zusätzlich eine peritoneale Zyste exzidiert. Das mittlere Alter der Patienten lag bei 60 Jahren (34 bis 80 Jahre). Der mittlere Krankenhausaufenthalt betrug 12 Tage. 18 Patienten stammten ursprünglich aus einem endemischen Gebiet, waren jedoch seit über 10 Jahren in Deutschland ansässig. Bei einem der beiden Patienten, die nicht aus einem endemischen Gebiet stammen, konnte anamnestisch ein längerer Aufenthalt in Afrika eruiert werden. Bei 12 Patienten war der passive Hämagglutinationstest als Screeningverfahren positiv. Bei 15 Patienten wurde eine präoperative Mebendazoltherapie durchgeführt. Die CT Diagnostik ergab bei drei Patienten die sichere Diagnose einer Echinococcuszyste, in 15 Fällen war die radiologische Diagnose nicht eindeutig beweisend. Die Operationsmorbidität lag bei 15% (3 Patienten): Zwei Patienten zeigten postoperatives Fieber welches mit Antibiotikagabe und ohne weitere chirurgische Intervention erfolgreich behandelt werden konnte. Ein Patient zeigte eine Nachblutung, die chirurgisch revidiert werden musste. Die Letalität im Beobachtungszeitraum lag bei 0%, die Rezidivrate lag bei 0%.

Schlussfolgerung: Die Diagnose einer Echinokokkuszyste der Leber außerhalb der Endemiegebiete ist äußerst selten. Hier stellt der radikal chirurgische Ansatz eine sinnvolle Therapie dar. Die Perizystektomie zeigt auch in unserer Serie eine niedrigere Rezidivrate als die konservatien Verfahren (je nach Autor 10 bis 30%). Gerade komplexere Resektionen können in geeigneten Zentren mit geringer Mobidität und nahezu ohne Letalität durchgeführt werden.