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126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2009, München

Stellt die komplizierte Sigmadivertikulitis tatsächlich eine OP-Indikation dar? Intraoperative und pathologische Veränderungen nach konservativer Therapie

Meeting Abstract

  • corresponding author J.P. Ritz - Chirurgische Klinik I, Charité, Campus Benjamin Franklin, Berlin
  • C. Holmer - Chirurgische Klinik I, Charité, Campus Benjamin Franklin, Berlin
  • S. Engelmann - Chirurgische Klinik I, Charité, Campus Benjamin Franklin, Berlin
  • C. Loddenkemper - Institut für Pathologie, Charité, Campus Benjamin Franklin, Berlin
  • H.J. Buhr - Chirurgische Klinik I, Charité, Campus Benjamin Franklin, Berlin

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dgch11115

doi: 10.3205/09dgch438, urn:nbn:de:0183-09dgch4382

Published: April 23, 2009

© 2009 Ritz et al.
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Einleitung: Bei der akuten Sigmadivertikulitis (SD) spielt die Diagnostik mittels Computertomographie (CT) im Rahmen der prätherapeutischen Stadieneinteilung und Therapieentscheidung eine wichtige Rolle. Hierdurch werden komplizierte Stadien erfasst, die als Indikation zur operativen Therapie gelten. Unklar ist jedoch, ob es nach einer initialen konservativen Therapie zu einer Verschlechterung, Persistenz oder Ausheilung der entzündlichen Veränderungen kommt. Ziel dieser Studie war es, die Veränderungen der komplizierten SD im zeitlichen Verlauf nach konservativer Anbehandlung zu erfassen, um damit die OP-Indikation in den kompliz. Stadien der Erkrankung überprüfen zu können.

Material und Methoden: In die Studie wurden alle Pat. einbezogen, die von Jan. 2001 bis Juni 2008 aufgrund einer CT-morphologisch komplizierten Sigmadivertikulitis (Stadium IIa/b nach Hansen/Stock) operiert wurden. Um die Veränderungen im zeitlichen Verlauf zu erfassen, wurden 2 Gruppen unterschieden: frühelektive Operation (7–10 d nach konserv. Anbehandlung) und spätelektive Operation (6-8 Wochen nach konserv. Behandlung). Ausschlußkriterien waren Notfalleingriffe, freie Perforationen (Hansen-Stock IIc) und Patienten mit KM-Allergie. Die präoperativ CT-morphologisch erhobenen Stadien wurden mit einem intraoperatven und histologischen Score verglichen.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 307 Patienten (172m, 135f, mittleres Alter 56,6 Jahre) aufgrund einer komplizierten SD operiert (116 frühelektiv, 191 spätelektiv). In 152 Fällen lag CT-morphologisch ein Stadium IIa nach Hansen und Stock und in 155 Fällen ein Stadium IIb vor. Bei einem präoperativen Stadium IIa zeigte sich bei frühelektiver Operation eine Übereinstimmung mit dem präoperativen Befund in 52% (makroskopisch) bzw. 56% (histologisch), ein ausgedehnterer Befund (Stadium IIb) in 12% (makroskopisch) bzw. 11% (histologisch) und Zeichen der abgelaufenen Infektion (Stadium III) in 36% (makroskopisch) bzw. 33% (histologisch). Spätelektiv ergab sich eine Übereinstimmung in 4% (makroskopisch) und eine Chronifizierung in 96% (makroskopisch) bzw. 100% (histologisch). Bei den Patienten im präoperativen Stadium IIb, zeigte sich frühelektiv eine geringere Ausprägung (Stadium IIa) in 3% (makroskopisch) bzw. 0% (histologisch), eine Übereinstimmung in 92% (makroskopisch) bzw. 90% (histologisch) und Zeichen der abgelaufenen. Entzündung (Stadium III) in 5% (makroskopisch) bzw. 10% (histologisch). Dagegen zeigte sich hier spätelektiv in 21% (makroskopisch) und 26% (histologisch) der Fälle eine Übereinstimmung und in 79% (makroskopisch) bzw. 74% (histologisch) Zeichen der abgelaufenen Entzündung.

Schlussfolgerung: 1. Das CT-Abdomen mit rektaler Kontrastierung ist eine der genausten Methoden zur prätherapeutischen Stadieneinteilung der Divertikulitis. 2.)Vor allem bei gering ausgeprägter Entzündung kommt es jedoch häufig zu einer Überbewertung des Befundes. Unter initial eingeleiteter konservativer Therapie kommt es sich dann zu relevanten Veränderungen in allen Stadien der komplizierten Sigmadivertikulitis. 3.)Die Übereinstimmung zum präoperativen Befund ist nur noch gering ausgeprägt und bei der Mehrzahl der Patienten zeigen sich lediglich Zeichen einer abgelaufenen Entzündung. 4.) Eine generelle Op-Indikation für die komplizierten Stadien der Sigmadivertikulitis kann aus den hier gewonnenen Daten nicht abgeleitet werden. Gerade für das Stadium der gering ausgeprägten phlegmonösen Entzündung gilt zu bedenken, ob dies tatsächlich einer komplizierten Verlaufsform der Divertikulitis entspricht.