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126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2009, München

Die unsichtbare Gefahr – Analyse von 71 intensivpflichtigen Verbrennungen durch Gasexplosionen

Meeting Abstract

  • M.N. Busche - Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Medizinische Hochschule Hannover
  • corresponding author A. Gohritz - Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Medizinische Hochschule Hannover
  • S. Seifert - Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Medizinische Hochschule Hannover
  • P. M. Vogt - Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Medizinische Hochschule Hannover
  • H.O. Rennekampff - Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Medizinische Hochschule Hannover

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dgch11596

doi: 10.3205/09dgch131, urn:nbn:de:0183-09dgch1319

Published: April 23, 2009

© 2009 Busche et al.
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Text

Einleitung: In der Literatur wird viel über Explosionsverletzungen im Krieg und bei Terroranschlägen berichtet, jedoch kaum über zivile Gasexplosionen, obwohl diese häufige Ursache schwerer thermischer Verletzungen sind.In dieser rückblickenden Analyse wurden alle auf unserer Intensivstation behandelten Patienten aus den Jahren 1992 bis 2007 Unfallhergänge, Verletzungsmuster, Management und klinische Ergebnisse ausgewertet, um die Gefahr durch Gasexplosionen in Beruf, Haushalt und Freizeit zu dokumentieren und mögliche Präventionsmaßnahmen zu entwickeln.

Material und Methoden: Zwischen 1992 und 2007 wurden in unserem Zentrum für Verbrennungsbehandlung insgesamt 71 Patienten (19 Frauen und 52 Männer) nach einer Gasexplosion behandelt.

Ergebnisse: Das Durchschnittsalter lag bei 46 (maximal 92, 60% ≥ 40) Jahren. Durchschnittlich waren 22% und maximal 100 % der Körperoberfläche 2° bis 3° verbrannt. In 71% der Patienten lag eine Gesichtsverbrennung vor, 18% hatten ein Inhalationstrauma. Der mittlere ABSI-Score betrug 6 (maximal 18) Punkte. Die Dauer der Intensivbehandlung betrug durchschnittlich 11 Tage, maximal 72 Tage. Insgesamt 15 Patienten verstarben an ihren Verletzungen, davon 54% durch häusliche Unfälle, bei 53% lag ein Inhalationstrauma vor (Mortalitätsrate 21%). Dagegen betrug die allgemeine Mortalität von Brandverletzten auf unserer Station mit einem ABSI-Score von unter 10 nur 11,8%. Die Analyse der Ursachen zeigte keine signifikanten geschlechterspezifischen Unterschiede, jedoch eine deutlich höhere Mortalität von Frauen gegenüber Männern (33% versus 19%), bei nur geringfügig erhöhtem ABSI-Score (7 versus 6).

Schlussfolgerung: Diese Analyse unserer Daten von 71 Brandverletzten verdeutlicht, dass bei leichtsinnigem Umgang mit Gas in Haushalt, Freizeit und Arbeit ein hohes Risiko für schwere, nicht selten tödliche Brandverletzungen besteht. Obwohl deutlich mehr Männer als Frauen betroffen sind, zeigt die Analyse der Ursachen von Gasexplosionen keine signifikanten geschlechterspezifischen Unterschiede. Die durch Gasexplosionen verursachte Mortalität war fast doppelt so hoch wie die allgemeine Mortalität von Brandverletzten auf unserer Station mit einem vergleichbaren ABSI-Score. Eine mögliche Ursache stellen mit Gasexplosionen verbundene potentielle Inhalationstraumen und stumpfe Thoraxtraumen mit Lungenkontusionen dar. Durch gezielte Aufklärung beim Umgang mit Gas, insbesondere in der häuslichen Umgebung, wo 54% aller Unfälle entstanden, muss versucht werden, die Bevölkerung vor diesen teils katastrophalen Unfällen zu bewahren.