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126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2009, München

Plastisch-ästhetische Operationen und Nikotinkonsum

Meeting Abstract

  • corresponding author K. Knobloch - Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Medizinische Hochschule Hannover
  • E. Reuss - Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Medizinische Hochschule Hannover
  • A. Gohritz - Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Medizinische Hochschule Hannover
  • P.M. Vogt - Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Medizinische Hochschule Hannover

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dgch11149

doi: 10.3205/09dgch019, urn:nbn:de:0183-09dgch0194

Published: April 23, 2009

© 2009 Knobloch et al.
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Text

Einleitung: Die chirurgische Komplikationsrate wird durch aktives Rauchen dramatisch erhöht. Bei Faceliftoperationen beispielsweise tragen Raucher ein 13-fach erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Hautnekrosen gegenüber Nichtrauchern. Bei Mammareduktionsplastiken ist neben der Anzahl der Komplikationen die Häufigkeit von Nekrosen im Bereich des T-Schnitts und die Infektionsrate mehr als dreifach erhöht. Dennoch existieren keine allgemeingültigen Richtlinien zur Durchführung elektiver plastisch-chirurgischer Eingriffe bei aktiven Rauchern.

Material und Methoden: 137 plastisch-chirurgische Fachärzte der Deutschen Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie (DGPRÄC) wurden anhand eines Fragebogens hinsichtlich ihrer Einstellung zum aktiven Rauchen mit bzw. ohne zusätzliche Risikofaktoren bei elektiven plastisch-chirurgischen Operationen befragt. Dabei waren in einem multiple choice Fragebogen ergänzend dichotome Antwortmöglichkeiten eingebaut, der per email an alle ordentlichen DGPRÄC-Mitglieder versendet wurde. Die Auswertung erfolgte deskriptiv u.a. mit dem Chi-2-Test.

Ergebnisse: 60% der plastisch-chirurgischen Fachärzte verlangen von ihren Patienten vor einer elektiven plastisch-chirurgischen Operation den Nikotin-Konsum vollständig einzustellen. Während ¾ der befragten Fachärzte eine Faceliftoperation bei aktiven Rauchern durchführen würden, reduziert sich diese Zahl auf knapp ¼, wenn zusätzlich ein Diabetes mellitus oder ein BMI > 30 vorliegt. Vor einer elektiven Operation erwarten 10% der befragten Ärzte eine Zeit der Nikotin-Abstinenz von weniger als einer Woche. 11% erwarten eine Nikotin-Abstinenz-Zeit von einer Woche, 29% von zwei Wochen, 8% von drei Wochen und 30% eine Abstinenz von 4 Wochen. Bei Verdacht, dass ein Patient nicht aufgehört hat zu rauchen würden 11% einen Nikotin-serumtest (Cotinintest) durchführen. 83% verneinen dieses. 9% wären bereit die Zusatzkosten für den Nikotintest zu übernehmen. Begrüßen würden es 67% der befragten Ärzte, wenn der Cotinintest im DRG-System abgebildet werden würde. Für sinnvolle Hilfen, um das Rauchen aufzuhören, halten 74% die Betreuung durch den Hausarzt. Diese bieten 17% der Ärzte an. Die Gruppentherapie/Selbsthilfegruppe ist für 84% eine sinnvolle Hilfe und wird von 9% angeboten. 36% halten orale Medikation für eine sinnvolle Hilfe, welche von 6% angeboten wird. Das Nikotin-Pflaster und das Kaugummi werden von 56% als sinnvolle Hilfe angesehen und von 12% angeboten. Akupunktur als weitere Hilfe, um das Rauchen aufzuhören wird von 71% für sinnvoll gehalten. Als Maximalmenge an Nikotin-Konsum vor einer elektiven Operation halten 36,4% einen Nikotin-Konsum von maximal 5-10 Zigaretten/Tag, 12,1% einen Nikotin-Konsum von maximal 10-20 Zigaretten/Tag und 3% einen Nikotin-Konsum von mehr als 20 Zigaretten/Tag für akzeptabel. 38,6% akzeptieren keinen Nikotin-Konsum. 47,7% der befragten Ärzte kodieren Nikotinabusus. 44,7% tun dieses nicht. 46,2% ist bekannt, dass Nikotinabusus im DRG 2008 nicht mehr erlösrelevant ist.

Schlussfolgerung: Wenngleich die Evidenz für die erhöhten Komplikationsraten von aktiven Rauchern bei elektiven plastisch-chirurgischen Eingriffen vorhanden ist, werden auch diese Patienten operiert. Die individuelle Interpretation der vorhandenen klinischen Berichte zu den Komplikationsraten bei aktiven Rauchern wie auch die individuelle Einstellung des plastischen Chirurgen zum Rauchen können Gründe für die nicht uniforme Beurteilung von Operationsrisiken seitens der befragten Fachärzte sein.