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125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

22. - 25.04.2008, Berlin

Die Phalloplastik mit dem freien Radialislappen, interdisziplinäres Management und Langzeitergebnisse

Meeting Abstract

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  • corresponding author G. Holle - Klinik für Plastische- und Wiederherstellungschirurgie, Handchirurgie Markus Krankenhaus Frankfurt am Main
  • B. Baican - Klinik für Plastische- und Wiederherstellungschirurgie, Handchirurgie Markus Krankenhaus Frankfurt am Main
  • M. Sohn - Klinik für Urologie Markus Krankenhaus Frankfurt am Main
  • K. Exner - Klinik für Plastische- und Wiederherstellungschirurgie, Handchirurgie Markus Krankenhaus Frankfurt am Main

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 22.-25.04.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. Doc08dgch9883

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgch2008/08dgch583.shtml

Published: April 16, 2008

© 2008 Holle et al.
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Einleitung: Die Phalloplastik unter Integration einer funktionsfähigen Neourethra, ist eine komplexe chirurgische Herausforderung, die nur im Rahmen eines interdisziplinären Managements erfolgreich sein kann. In der Vergangenheit kamen die unterschiedlichsten Techniken zum Einsatz. Hohe Komplikationsraten, nicht reproduzierbare und schwer vergleichbare Ergebnisse waren die Folge. Dies beeinträchtigte die Lebensqualität der betroffenen Patienten und widersprach einer gesundheitsökonomischen Behandlung.Innerhalb der letzten 10 Jahre hat sich der freie, mikrochirurgisch transplantierte, Radialislappen als Methode der Wahl durchgesetzt. In der Literatur finden sich jedoch nur wenige Berichte mit zum Teil kleinen Fallzahlen und sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Deshalb haben wir 1995 an unserer Klinik begonnen, ein standardisiertes, interdisziplinäres Behandlungskonzept zu entwickeln, in dessen Rahmen die Patienten bereits im Vorfeld der Operation interdisziplinär betreut werden. Im Folgenden werden das Konzept vorgestellt und die Ergebnisse retrospektiv analysiert.

Material und Methoden: Im Zeitraum 1994 bis 2007 erhielten 129 Patienten eine Phalloplastik (Transsexualität Frau zu Mann n=121, Penisrekonstruktion nach Amputation n=8). Das Durchschnittsalter betrug 33,9 Jahre. 49 Patienten (38%) waren starke Raucher, 37 Patienten (29%) adipös.Die Phalloplastik (freier Radialislappen mit mikrochirurgischem Gefäß- und Nervenanschluß erfolgte in unserer Klinik, wobei die Neourethra in der sog. „tube in a tube“ Technik geschaffen wurde. Die Entfernung der Vagina, Verschluss des Beckenbodens und Anastomose der Harnröhre erfolgte synchron, die Implantation einer Pumpprothese zweizeitig durch die Klinik für Urologie im Hause.

Ergebnisse: 129 Patienten erhielten insgesamt 138 freie Lappenplastiken, um eine suffiziente Phalloplastik zu erreichen. Es traten 14 Teilnekrosen (11,1%) und 3 Totalnekrosen (2,4%) bei den Lappenplastiken auf. So waren 9 weitere Lappenplastiken (Radialislappen der Gegenseite) erforderlich, um ein funktionsfähiges Ergebnis zu erreichen. Die Neourethra zeigte in 40 Fällen (31%) Fisteln und in 14 Fällen (10,8%) Stenosen/Strikturen. Die Infektionsrate der implantierten Penisprothesen betrug 4,6%. Zur Perforation von Prothesen kam es in 5 Fällen (4,1%).

Schlussfolgerung: Der freie Radialislappen, ermöglicht die Konstruktion einer funktionsfähigen Phalloplastik hinsichtlich Miktion (Neourethra) und Erektion (Pumpprothese). Durch das standardisierte, interdisziplinäre Vorgehen konnten die Komplikationsraten im Vergleich zur Literatur gesenkt- und reproduzierbare Ergebnisse erzielt werden. Deshalb sollten Phalloplastiken von einem spezialisierten, interdisziplinären Team in einem entsprechenden Zentrum vorgenommen werden. Verbleibende Komplikationen im Bereich der Neourethra könnten langfristig durch neue Techniken der Züchtung von Urothel gesenkt werden, um Fistelbildungen und Stenosen zu vermeiden.