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125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

22. - 25.04.2008, Berlin

Tacrolimus als Rinse Solution verringert den Ischämie-Reperfusionsschaden nach experimenteller Lebertransplantation

Meeting Abstract

  • corresponding author S. Pratschke - Chirurgische Klinik und Poliklinik Grosshadern der LMU, München, Deutschland
  • W.E. Thasler - Chirurgische Klinik und Poliklinik Grosshadern der LMU, München, Deutschland
  • S. Durkut - Chirurgische Klinik und Poliklinik Grosshadern der LMU, München, DAAD, Deutschland
  • R.J. Schauer - Chirurgische Klinik und Poliklinik Grosshadern der LMU, München, Deutschland
  • M. Bilzer - Medizinische Klinik und Poliklinik II Grosshadern der LMU, München, Deutschland
  • K.U. Grützner - Klinik für Viszeral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie, Köln-Merheim
  • K.-W. Jauch - Chirurgische Klinik und Poliklinik Grosshadern der LMU, München, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 22.-25.04.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. Doc08dgch9870

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgch2008/08dgch389.shtml

Published: April 16, 2008

© 2008 Pratschke et al.
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Einleitung: Die protektiven Wirkungen von Tacrolimus auf Ischämie-Reperfusionsschäden (IRS) sind seit vielen Jahren bekannt. Die in allen bisherigen experimentellen Arbeiten angewandte Praxis der Spenderpräkonditionierung scheint jedoch aufgrund zu befürchtender Nebenwirkungen in einem klinischen Umfeld nicht umsetzbar. Eine klinische Pilotstudie konnte dabei zeigen, dass auch die Spülung von Lebern mit Tacrolimus unmittelbar vor Implantation zu einer signifikanten Reduktion von IRS führt. Ziel dieser Arbeit war, diese Daten erstmalig in einem experimentellen Modell zu überprüfen und die zugrunde liegenden Mechanismen zu identifizieren.

Material und Methoden: Es wurde das Modell der orthotopen, arterialisierten Lebertransplantation an der männlichen Lewis-Ratte (250 g) verwendet. Die Dauer der kalten Ischämie betrug 24 h. Kurz vor Implantation wurden die Lebern mit Tacrolimus in 2 Konzentrationen (10 und 50 ng/ml) gespült. Die Gruppengrösse war n=5. Die Reperfusionszeit betrug 120 min. GOT, GPT und LDH wurden als Mass der zellulären Integrität fluorozytometrisch gemessen. GSH/GSSG wurden photometrisch bestimmt (Tietze Test). Primäre humane Hepatozyten wurden aus klinischen Leberresektaten isoliert, um in vitro die antiapoptotische Wirkung von Tacrolimus nach Inkubation mit TRAIL mittels FACS-Analyse zu überprüfen.

Ergebnisse: Die Tacrolimus Rinse führte in beiden Gruppen (10/50 ng) zu einer signifikanten Verringerung des zellulären Schadens (p<0,05). Dabei zeigte sich keine Dosisabhängigkeit der Wirkung von Tacrolimus, der Zellschaden (GOT, GPT, LDH) war in der 10 ng Gruppe geringer als in der 50 ng Gruppe. Intrazelluläres GSSG als zytotoxischer Mediator von IRS, aber auch als Maß für oxidativen Stress, war in beiden Gruppen gegenüber Kontrolle erniedrigt. Der Export von GSSG in die Galle war in den mit Tacrolimus behandelten Gruppen gleichsam erhöht. In vitro induzierte die Inkubation primärer humaner Hepatozyten mit Tacrolimus (20 ng/ml) eine erhöhte Resistenz gegenüber der TRAIL-induzierten Apoptose, die ebenfalls eine bedeutende Rolle bei IRS spielt.

Schlussfolgerung: Die Tacrolimus Rinse ist eine klinisch praktikable Methode zur Reduktion des Ischämie-Reperfusionsschadens nach Lebertransplantation. Überraschenderweise führt eine niedrigere Tacrolimus-Konzentration von 10 ng/ml in der Rinse solution zu einem höheren Maß der Zellprotektion als eine höhere Konzentration von 50 ng/ml. Darüberhinaus beeinflusst die Tacrolimus-Rinse die zelluläre Glutathion-Homöostase mit einer gesteigerten Freisetzung von zytotoxischem GSSG. Weitere Untersuchungen müssen klären, welche antiapoptotischen Signalwege an den gezeigten Effekten von Tacrolimus beteiligt sind.