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125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

22. - 25.04.2008, Berlin

Ist die chirurgische Intervention bei der akuten Armvenenthrombose auf dem Boden eines TOS/TIS sinnvoll?

Meeting Abstract

  • corresponding author T.M. Steinke - Gefäßchirurgische Abteilung, Gefäßzentrum, Dominikus-Krankenhaus, Düsseldorf
  • D. Lasnik - Gefäßchirurgische Abteilung, Gefäßzentrum, Dominikus-Krankenhaus, Düsseldorf
  • C. Ploenes - Angiologische Abteilung, Gefäßzentrum, Dominikus-Krankenhaus, Düsseldorf
  • C. Schröders - Gefäßchirurgische Abteilung, Gefäßzentrum, Dominikus-Krankenhaus, Düsseldorf

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 22.-25.04.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. Doc08dgch9595

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgch2008/08dgch219.shtml

Published: April 16, 2008

© 2008 Steinke et al.
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Text

Einleitung: Armvenenthrombosen insgesamt haben in den letzten 30 Jahren deutlich zugenommen. Primäre Phlebothrombosen der oberen Extremität sind mit ca 1-2-% aller tiefen Venenthrombosen selten. Die Mortalität der tiefen Venenthrombose der oberen Extremität liegt in der Literatur bei bis zu 40%, die Inzidenz eines postthrombotischen Syndroms bei bis zu 36%. Das Thoracic-outlet/ –inlet Syndrom zählt zu den möglichen Ursachen einer Armvenenthrombose. Häufiger prädisponierender Faktor in der Pathogenese des T.O.S. ist das Vorliegen von kongenitalen atypischen fibromuskulären Bändern, die ROOS in 98 % der Fälle beschreibt. Knöcherne Faktoren einer möglichen Kompression sind verschiedene Formen von Halsrippen, die entweder in ligamentärer Form oder als Verknöcherungen ehemaliger Partialspangen vorliegen können. Die Häufigkeit wird auf 0,5 bis 1 % geschätzt, von diesen verursachen 5 bis 10 % Symptome, bei 50 % der Patienten beiderseits. Die Inzidenz bei Frauen ist etwa doppelt so hoch wie bei Männern. Zudem kommt es anlagebedingt bei T.O.S.-Patienten durch einen Tonusverlust der Schultergürtelmuskulatur und dem Schulterdecensus im 3. Lebensjahrzehnt zur Kompression des neurovasculären Bündels. Bei über 60 % der T.O.S.-Patienten findet sich ein adäquates Trauma der Schulter-, Hals- oder Nackenregion (z. B. Auffahr- und Sportunfälle, Schlageinwirkung usw.) in der Vorgeschichte. Ebenso können Raumforderungen und Gewebsveränderungen jeglicher Genese im thorakozervikalen Bereich eine relevante Kompression verursachen (Exostosen, Kallusbildung, Tumoren, Pleuritiden sowie Infekekte des umgebenden Binde- und Stützgewebes und darüber hinaus auch strahlenbedingte Gewebsvernarbungen).Es überwiegt die neurologische Symptomatik (ca 95 %) und seltener die vaskuläre Symptomatik (4 % venös,1 % arteriell).

Material und Methoden: Wir berichten über 54 Patienten, die in der Zeit vom 1.1.2001 bis zum 31.12.2006 in unserem Gefäßzentrum behandelt wurden (40 Frauen, 14 Männer). In nur 3 Fällen zeigte sich eine venöse Stauungssymptomatik. In einem Fall lag eine akute Armvenenthromose vor, die unmittelbar vor der operativen Intervention erfolgreich lysiert werden konnte. Wir beschreiben Diagnostik, Therapie und den postoperativen Verlauf. Die chirurgischen Therapien in der Literatur sind sehr inhomogen, die Fallzahlen niedrig, wir führen eine umfangreiche Literaturanalyse der Therapiestrategien durch.

Ergebnisse: In unserem Fall war der postoperative Verlauf unkompliziert, die Patientin beschwerdefrei. Die umfangreiche Literaturanalyse zeigt für das rein konservative Vorgehen in 74% ausgeprägte Restbeschwerden, nach reiner Antikoagulation in 29,3%, nach Lyse und Antikoagulation in 23,7% sowie nach nach Lyse, chirurgischer Intervention und Antikoagulation nur in 23,1%. Das kombiniert operative Vorgehen senkt vorallem die Rethromboserate auf etwa 1,25% (Antikoagulation 5.5%, Lyse 6,9%).

Schlussfolgerung: Bei hoher Patientenselektion ist in erfahrenen Kliniken ein kombiniertes chirurgisches medikamentöses Vorgehen erfolgversprechend. Die Literaturauswertung wird durch den langen Zeitraum, die inhomogenen Strategien und die geringen Fallzahlen deutlich erschwert.