Article
Ist die Ischämie-Reperfusion im Rahmen des Pringle-Manövers für die klinische Leberresektion relevant?
Search Medline for
Authors
Published: | October 1, 2007 |
---|
Outline
Text
Einleitung: Die Ischämie-Reperfusion im Rahmen des Pringle-Manövers bei der klinischen Leberresektion ist ein viel diskutierter Schädigungsmechanismus. Das Pringle-Mänover soll den Blutverlust bei der Leberresektion vermindern, verursacht aber ab einer gewissen Ischämiezeit eine Schädigung des Leberparenchyms und damit verbunden eine postoperative Leberfunktionseinschränkung. Um diese Schädigung zu vermeiden, wurden Konzepte wie die ischämische Präkonditonierung auch im klinischen Setting untersucht. Bei der Verwendung von modernen Resektionsverfahren ist ein verlängertes Pringle-Manöver jedoch nur noch selten erforderlich. Das Ziel der vorliegenden Analyse war es, die Länge der verwendeten Pringle-Manöver und deren Folgen für Leberfunktion und Outcome zu untersuchen.
Material und Methoden: Im Zeitraum von 08/2002 bis 10/2005 wurden 212 konsekutive Leberresektionen durchgeführt. Alle Majorresektionen (Hemihepatektomien und erweiterte Hemihepatektomien, n=85) wurden in einer retrospektiven Analyse nach den verwendeten Klemmzeiten stratifiziert: 1) Leberresektionen ohne Verwendung eines Pringle-Manövers, 2) Pringle-Manöver < 20 Minuten (14,9 ± 2,8 min), 3) Pringle-Manöver 20-29 Minuten (23,4 ± 3,0 min) und 4) Pringle-Manöver ≥ 30 Minuten (32,1 ± 3,5 min). Untersucht wurden nun einerseits die Verteilung der Klemmzeiten und andererseits die Auswirkung der Klemmzeiten auf den Ischämie-/Reperfusionsschaden und das Outcome der Patienten. Die statistische Analyse wurde mit Kruskal-Wallis-Test und chi2-Test durchgeführt.
Ergebnisse: 29,4% der Resektionen wurden ohne Pringle-Manöver durchgeführt, bei 18,8% der Patienten war eine Klemmzeit von bis zu 20 Minuten, bei 29,4% bis 29 Minuten erforderlich. Bei 22,4% der Patienten wurde ein Pringle-Manöver von ≥ 30 Minuten durchgeführt, davon bei 6 Patienten (7,1%) von >30 Minuten, in nur einem Fall mit einem Maximum von 40 Minuten. In der Gruppenanalyse zeigten sich keine signifikanten Unterschiede in der postoperativen Leberfunktion, dem Blutverlust (p=0,619) oder Transfusionsbedarf sowie dem stationären Aufenthalt der Patienten. Komplikationen wie Revisionen (p=0,138) und Gallefisteln (p=0,257) waren ebenfalls nicht signifikant erhöht. Tabelle 1 [Tab. 1]
Schlussfolgerung: Selbst bei Ischämiezeiten von ≥ 30 Minuten können keine signifikanten Einschränkungen der Leberfunktion oder Unterschiede im Outcome der Patienten festgestellt werden. Zudem erlauben moderne Resektionsverfahren in der Leberchirurgie eine weitgehende Vermeidung von überlangen Ischämiezeiten. Methoden zur Minimierung des Ischämie-Reperfusionsschadens, wie z.B. ischämische Präkonditionierung, scheinen daher nicht routinemäßig erforderlich.