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124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

01. - 04.05.2007, München

Im Vergleich mit Nicht-Diabetikern induziert die Hämodialyse relevante kutane Mikrozirkulationsstörungen bei Diabetikern ohne klinische Hinweise auf eine Neuropathie oder pAVK

Meeting Abstract

  • corresponding author S. Beckert - Klinik für Allgemeine-, Vizeral-, und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Tübingen, Deutschland
  • K. Sundermann - Klinik für Allgemeine-, Vizeral-, und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Tübingen, Deutschland
  • S. Wolf - Klinik für Innere Medizin, Universitätsklinikum Tübingen, Deutschland
  • A. Königsrainer - Klinik für Allgemeine-, Vizeral-, und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Tübingen, Deutschland
  • S. Coerper - Klinik für Allgemeine-, Vizeral-, und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Tübingen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 01.-04.05.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07dgch7274

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgch2007/07dgch486.shtml

Published: October 1, 2007

© 2007 Beckert et al.
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Einleitung: Bei Diabetikern wurde ein enger zeitlicher Zusammenhang zwischen dem Beginn der Hämodialyse und dem Auftreten von chronischen Fußwunden sowie Major-Amputationen beschrieben. In der vorliegenden Studie untersuchten wir die kutane Mikrozirkulation vor, während und nach Beendigung einer Hämodialysesitzung bei diabetischen verglichen mit nicht-diabetischen Patienten

Material und Methoden: Es wurden 25 Patienten (18 Diabetiker und 7 Nicht-Diabetiker) mit einem mittleren Alter von 66+14 Jahre ohne aktive Wunde in die Studie eingeschlossen. Das Ausmaß einer möglicherweise vorhandenen Neuropathie wurde durch den klinischen Fragebogen des Michigan Neuropathy screening instruments (MNSI) und dem 10g Semmes-Weinstein-monofilament Test eingeschätzt. Der Ausschluß einer pAVK erfolgte durch tastbare Fußpulse. Die kutane Mikrozirkulation wurde durch ein Spektrophotometer (Lea Medizintechnik, Germany) erfasst, wobei die Parameter der venösen Sauerstoffsättigung (SO2), der relativen Hämoglobinkonzentration (rHb), dem relativen Blutfluss (flow) und der Blutflußgeschwindigkeit (velo) jeweils in 2mm (S) wie 6 mm (D) Gewebetiefe gemessen wurden. Die Messung wurde auf intakter Haut am Fußrücken im ersten Intermetatarsalraum vorgenommen, nachdem sich die Patienten in liegender Position an die Umgebungstemperatur akklimatisiert hatten. Ergebnisse sind als relative Werte verglichen zum Ausgangswert als Mittelwerte + SEM angegeben. Unterschiede zwischen den Gruppen wurden mit Hilfe des Mann-Whitney-U-Tests, während Unterschiede innerhalb der jeweiligen Gruppe durch ANOVA und Tukey Post-Hoc Test berechnet wurden. Ein p<0,05 wurde dabei als signifikant angenommen.

Ergebnisse: Beide Gruppen waren hinsichtlich ihrer demographischen Parameter vergleichbar. Durch den MNSI wurde eine schwere Neuropathie in beiden Gruppen ausgeschlossen. Vor dem Beginn der Dialyse hatten Diabetiker einen signifikant höheren flowD (37.84+5.79 vs. 17.52+8.43 AU; p=0.017) und rHbD (59.08+5.93 vs. 36.24+7.16 AU; p=0.034) als Nicht-Diabetiker während 30 min nach Ende der Dialyse Nicht-Diabetiker einen signifikant höheren flowD als Diabetiker aufwiesen (26.13+14.32 vs. 42.02+29.46 AU; p=0.008). Bei Diabetikern war über den Verlauf der Dialyse eine kontinuierliche Abnahme des flowD zu beobachten, wobei frühestens nach 120 Minuten Dialysedauer signifikante Unterschiede zum Ausgangswert gemessen werden konnten (p=0.037). Die maximale Reduktion (MRR) von SO2S, flowS and flowD während der Dialyse war significant unterschiedlich zwischen beiden Gruppen, wobei jedoch die jeweiligen Zeitpunkte bis zum Erreichen der MRR nicht unterschiedlich waren. Ferner waren die kumulativen relativen Veränderungen (CRC) von SO2S, flowS, veloS and flowD, veloD berechnet als area under baseline in beiden Gruppen signifikant unterschiedlich. Bei Diabetikern wurden hierbei negative Werte während bei Nicht-Diabetikern positive Werte gemessen wurden.

Schlussfolgerung: Die Hämodialyse hat unterschiedliche Auswirkungen auf die kutane Mikrozirkulation von Diabetikern verglichen mit Nicht-Diabetikern. Während bei Nicht-Diabetikern eine Zunahme des Blutflusses durch eine reaktive periphere Vasodilatation beobachtet werden kann, scheinen Diabetiker diese Fähigkeit vermutlich aufgrund einer klinisch noch nicht fassbaren Neuropathie verloren zu haben. Zusammen mit potentiellen Flüssigkeitsverschiebungen sowie einer möglichen pAVK könnte dieses Phänomen durchaus zu der erhöhten Inzidenz von chronischen Fußgeschwüren in dieser speziellen Patientenpopulation beitragen.